Der Vorsprung der britischen Konservativen auf die Labour-Partei schrumpft. Laut einer aktuellen Umfrage kann sich Premierminister Boris Johnson seines Sieges noch nicht ganz sicher sein. Leihstimmen von den Liberaldemokraten könnten den Ausschlag geben.

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Die Parlamentswahl in Großbritannien am Donnerstag könnte spannender ausfallen als zuletzt gedacht: Einer großangelegten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge, die am Dienstagabend veröffentlicht wurde, ist der Vorsprung der Konservativen von Premierminister Boris Johnson auf die oppositionelle Labour-Partei kleiner geworden.

Selbst ein "hung parliament" - eine Sitzverteilung, die keiner der beiden großen Parteien eine Regierungsbildung aus eigener Kraft ermöglicht, kann der Befragung zufolge nicht ausgeschlossen werden.

Wahl in Großbritannien: Labour holt auf - dank Leihstimmen

Ende November hatte eine ähnliche Erhebung noch eine Mehrheit von 68 Abgeordneten für die Konservativen ergeben; nun gehen die Wahlforscher nur noch von einem Vorsprung von 28 Mandaten für die Tories vor den anderen Parteien aus. Die Konservativen kämen demnach auf 339 von 650 Sitzen. Labour hingegen verbesserte sich um 20 Sitze auf 231 Mandate.

Johnsons Konservative führten in landesweiten Umfragen bisher konstant mit zehn Prozentpunkten vor Labour. Beide große Parteien legten in den vergangenen Wochen noch einmal erheblich zu Lasten der kleineren Parteien zu, der Abstand zwischen ihnen blieb aber gleich.

Das scheint sich nun in erster Linie in den vergangenen Tagen zugunsten von Labour verändert zu haben. Grund dafür dürften vor allem Leihstimmen von Wählern der Liberaldemokraten sein. Sollte sich diese Entwicklung bis Donnerstag verstärken, wäre eine Mehrheit für Johnson möglicherweise in Gefahr.

Britisches Wahlrecht erschwert Prognosen

Für die Erhebung im Auftrag der Tageszeitung "The Times" wurden mehr als 100.000 Menschen über einen Zeitraum von sieben Tagen einschließlich Dienstag befragt. Die Ergebnisse wurden anschließend für alle Wahlkreise in Großbritannien mit Ausnahme Nordirlands entsprechend lokaler Besonderheiten in der Bevölkerungsstruktur hochgerechnet.

Das britische Mehrheitswahlrecht kennt nur Direktmandate. Ins Parlament ziehen die Kandidaten mit den jeweils meisten Stimmen in einem der 650 Wahlkreise ein, egal wie knapp ihr Sieg war. Die Stimmen für unterlegene Kandidaten verfallen. Das macht es sehr schwer, aus landesweiten Umfrageergebnissen auf die mögliche Sitzverteilung im Parlament zu schließen. Zudem ist das Rennen zwischen Kandidaten der Labour-Partei und den Konservativen in Dutzenden Wahlkreisen denkbar eng.

Die Briten wählen am Donnerstag ein neues Parlament. Regierungschef Boris Johnson hofft auf eine satte Mehrheit, um sein Brexit-Abkommen durchs Parlament zu bringen und sein Land damit zum 31. Januar aus der Europäischen Union führen zu können.(ank/dpa)

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