• Die Regierungskoalition hat sich auf eine Frauenquote für Unternehmensvorstände geeinigt.
  • Der Gesetzentwurf sieht vor, dass in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern mindestens eine Frau sitzen muss.

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Die große Koalition hat sich nach Angaben von Justizministerin Christine Lambrecht auf eine Frauenquote für Unternehmensvorstände geeinigt. "Mit unserem Gesetz muss künftig ab vier Vorstandsmitgliedern mindestens eine Frau am Tisch sitzen", erklärte die SPD-Politikerin am Freitag. Es könne nun im Bundestag verabschiedet werden. "Das ist ein Meilenstein für die Frauen in Deutschland und bietet gleichzeitig eine große Chance sowohl für die Gesellschaft als auch für die Unternehmen selbst", betonte Lambrecht.

Derzeit gebe es in den Vorständen immer noch häufig "reine Männerclubs, die gern unter sich bleiben". Die 2015 eingeführte Quote für Aufsichtsräte zeige aber, dass solche Regelungen wirken. "Sie verändern nicht nur die Zusammensetzung der Führungsgremien, sondern sie wirken sich auf die gesamte Unternehmenskultur aus", erklärte Lambrecht. "Damit geben wir qualifizierten und motivierten Frauen die Möglichkeiten, die sie verdienen."

Nachhaltige Verbesserung der Karrierechancen für Frauen

"Mit dem Gesetz gehen wir unseren Weg aus der Kombination von freiwilligen Zielsetzungen der Unternehmen und konkreten gesetzlichen Vorgaben weiter", erklärte Nadine Schön, stellvertretende Vorsitzende der Unionsbundestagsfraktion. Dabei setze man "auf ein Umdenken in Privatwirtschaft und öffentlichem Sektor mit einer nachhaltigen Verbesserung der Karrierechancen für Frauen". So sollen Frauen in Vorständen etwa künftig Anspruch auf Mutterschutz entsprechend der gesetzlichen Mutterschutzfristen haben.

Der lange umstrittene Gesetzentwurf sieht vor, dass in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern mindestens eine Frau sitzen muss. Für Unternehmen mit einer Mehrheitsbeteiligung des Bundes gibt es noch strengere Regeln: Hier soll generell bereits bei mehr als zwei Mitgliedern in der Geschäftsführung mindestens eine Frau sein. Außerdem müssen Firmen künftig speziell begründen, wenn sie den Vorstand, die beiden obersten Führungsebenen unterhalb des Vorstands und den Aufsichtsrat ohne Frauen planen.

Erst am Donnerstag hatte der Index "Women on Board" der Initiative Frauen in die Aufsichtsräte (Fidar) gezeigt: Der Frauenanteil in deutschen Vorständen erhöhte sich zuletzt kaum. Demnach ist mehr als die Hälfte aller Vorstandsetagen von Börsenkonzernen in Deutschland weiterhin frauenfrei.

Viele Dax-Unternehmen planen weiter ohne Frau im Vorstand

Zwar nahm der Frauenanteil in Vorständen seit dem Vorjahr um 2,3 Prozentpunkte zu und liegt jetzt bei 13 Prozent, wie Fidar mitteilte. Fast vierzig Prozent der untersuchten Unternehmen mit konkreter Zielgröße planen demnach allerdings weiter ohne Frauen in Vorständen, darunter die Dax-Unternehmen Delivery Hero und RWE. "Es muss endlich Schluss sein mit frauenfreien Dax-Vorständen", erklärte Fidar-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. Ergebnisse zeigten sich nur dort, wo gesetzliche Regelungen wirkten.

Seit Ankündigung der Frauenquote beriefen sechs Börsenkonzerne eine Frau in den Vorstand: Adidas, Bayer, Eon, Infineon, Fielmann und Südzucker.

In Aufsichtsräten verbesserte sich die Lage seit der Einführung der Frauenquote 2015, wie Fidar betonte. Damals waren große Unternehmen gesetzlich verpflichtet worden, ihre Aufsichtsräte mit mindestens 30 Prozent Frauen zu besetzen. Der steile Anstieg aus den Anfangsjahren schwächte sich jedoch ab: Im vergangenen Jahr stieg der Frauenanteil nur um einen Prozentpunkt auf 33,2 Prozent. Von den 186 untersuchten Unternehmen unterliegen 106 der Quote. Bei ihnen ist der Anteil mit durchschnittlich 36 Prozent höher. (dpa/AFP/mko)

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