Grünen-Co-Chefin Franziska Brantner äußert Zweifel an FDP-Chef Christian Lindners Aussage, das umstrittene "D-Day-Papier" nicht gekannt zu haben. Sie kritisiert die FDP scharf für mangelnde Transparenz und Verlässlichkeit – schließt aber ein künftiges Bündnis mit den Liberalen nicht aus.
Grünen-Co-Chefin
Zudem kritisierte die Grünen-Chefin das Verhalten der FDP im Zusammenhang mit dem Ende der Ampel-Koalition. "Offensichtlich wurde in der Öffentlichkeit und auch innerhalb der Koalition etwas ganz anderes gesagt, als man intern vorbereitet hat", sagte Brantner. "Das ist schon etwas, was ich so noch nicht erlebt habe, was mit meiner Kinderstube eigentlich nicht vereinbar ist. Ich habe gelernt: Man ist anständig, man respektiert sich, man lügt nicht. Das ist eine Frage der Verlässlichkeit unter demokratischen Partnern."
Trotzdem schloss die Grünen-Chefin gegenüber der "Bild" ein neuerliches Bündnis mit der FDP nach der Bundestagswahl nicht aus. "Ich schließe gar keine Verhandlungen unter Demokraten aus. Ich fände es furchtbar, wenn man immer sagt: mit dem nicht, mit der nicht", sagte Brantner. "Aber es ist natürlich schon auch eine gewisse Ernüchterung in den letzten Tagen und Wochen eingetreten."
Lindner: "Hätte D-Day-Papier nicht gebilligt"
Die FDP hatte das "D-Day-Papier" am Donnerstag veröffentlicht, nachdem in Medien ausführlich daraus zitiert worden war. Der Begriff "D-Day" ist darin enthalten, ebenso der Begriff "offene Feldschlacht" für die Auseinandersetzung mit den damaligen Koalitionspartnern SPD und Grünen. Aus dem Papier geht hervor, dass die FDP noch während ihrer Zugehörigkeit zur "Ampel" gezielt auf einen Bruch der Koalition hinarbeitete.
Lindner erklärte, er habe das Papier "nicht zur Kenntnis genommen und hätte es auch nicht gebilligt". Allerdings räumte er ein, dass es auch nach seiner Auffassung "angesichts des Streits in der Koalition und des Stillstands im Land notwendig war, das mögliche Ausscheiden der FDP aus der Ampel zu durchdenken".
Verfasser des Papiers war nach eigenen Angaben FDP-Bundesgeschäftsführer Carsten Reymann, der am Freitag ebenso wie Generalsekretär Bijan Djir-Sarai zurücktrat. (AFP/bearbeitet von ari) © AFP
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