Das Problem Rassismus wird wieder in Deutschland diskutiert. Aminata Touré, Grünen-Politikerin und Vizepräsidentin des schleswig-holsteinischen Landtags, ist allerdings skeptisch, ob die nun ausgelöste Debatte die Gesellschaft verändern wird.
Nach dem gewaltsamen Tod des schwarzen US-Amerikaners George Floyd haben am Wochenende auch in Deutschland bundesweit Zehntausende gegen Rassismus protestiert.
Die Vizepräsidentin des schleswig-holsteinischen Landtags, Aminata Touré, ist allerdings zwiegespalten, ob die nun ausgelöste gesellschaftliche Debatte Veränderungen mit sich bringen wird.
"Es wird sich in den kommenden Wochen zeigen, ob auf die Proteste auch Maßnahmen folgen", erklärt die Grünen-Politikerin auf Nachfrage unserer Redaktion. "Viele Menschen, die sich vorher noch nicht mit dem Thema Rassismus beschäftigt haben, werden dies in den letzten Tagen getan haben – das ist ein gutes Zeichen", erklärt Touré.
Die Problematik werde zwar derzeit breit thematisiert. "Wir befinden uns in Deutschland aber noch am Anfang der rassismuskritischen Reise", sagte sie.
"Wir sind seit Jahrhunderten Teil dieser Gesellschaft"
Touré wurde als Tochter malischer Flüchtlinge in Neumünster geboren. Die 27-Jährige ist Antirassismus-Sprecherin ihrer Fraktion und die erste schwarze Politikerin im Kieler Landtag.
"Wir sind seit Jahrhunderten Teil dieser Gesellschaft", betont Touré. "Aber wir wurden lange Zeit nicht wahrgenommen, obwohl wir seit Ewigkeiten auf unsere Situation aufmerksam machen." Statt zu fragen, ob es Rassismus, beispielsweise in der Polizei gebe, müsse stattdessen gefragt werden, wie Rassismus wirksam bekämpft werden könne.
Touré sieht Schwarze in Deutschland sowohl in der Politik, als auch in der Musik, Kunst und vielen anderen Bereichen "gut vernetzt". Sie selbst schöpfe Kraft im Austausch mit der Schwarzen-Community, etwa mit der Autorin Tupoka Ogette, der TV-Moderatorin Aminata Belli oder der Journalistin Alice Hasters. "Mut machen mir außerdem die vielen Menschen, die mir täglich schreiben und mich in meinem Kampf für eine gleichberechtigte Gesellschaft bestärken", sagte Touré.
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