Die niedersächsische Landtagsabgeordnete Marie Kollenrott von den Grünen wird mitten in Göttingen von einem Mann verletzt. Der Angriff reiht sich ein in mehrere Vorfälle der vergangenen Wochen.

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Die Serie von Angriffen auf Politikern setzt sich fort dieses Mal trifft es eine Landtagsabgeordnete in Niedersachsen. Die Grünen-Politikerin Marie Kollenrott wurde am Samstag in Göttingen an einem Wahlkampfstand attackiert und leicht verletzt. Das teilten die Polizei und die Grünen-Landtagsfraktion mit am Samstagabend mit.

Bundestags-Vizepräsidentin, Katrin Göring-Eckardt (Grüne), verurteilte den Angriff und rief zum Schutz der Demokratie auf. "Wir werden nicht weichen! Wir verteidigen die Demokratie in unserem Land", schrieb sie auf der Plattform X. Zugleich wünschte sie Kollenrott eine schnelle Genesung, "physisch und seelisch". Auch Grünen-Politiker Jürgen Trittin äußerte sich solidarisch und schrieb auf X: "Die Gewalt darf keinen Platz haben." Die politische Geschäftsführerin der Grünen, Emily Büning, erklärte: "Erneut ein Angriff auf eine Politikerin und damit auf unsere Demokratie und die freien Wahlen. Wir lassen uns nicht einschüchtern!"

Mutmaßlicher Angreifer wenig später gefasst

Ein Mann hatte Kollenrott, die seit Oktober 2021 im Landtag sitzt, mehrfach gegen den Oberkörper geschlagen. Die 39 Jahre alte Umwelt- und Energiepolitikerin erlitt nach eigenen Angaben Prellungen an einem Arm.

Beamte nahmen den mutmaßlichen Angreifer kurz danach in Tatortnähe fest. Sie stellten die Identität des 66-Jährigen fest und ließen ihn danach wieder frei. Der für politische Straftaten zuständige Staatsschutz ermittelt. Laut Polizei hatte sich der Mann aus Göttingen in Höhe des Wahlkampfstandes in einer Fußgängerzone in der Nähe des Alten Rathauses abfällig über die Grünen geäußert. Nach einer kurzen politischen Diskussion sei der Mann auf die Politikerin losgegangen.

Mehrere Angriffe in den vergangenen Wochen

Mehrere Angriffe auf Politiker und Wahlkampfhelfer hatte in den vergangenen Wochen bundesweit Entsetzen ausgelöst. In Dresden wurde der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen, die Kommunalpolitikerin Yvonne Mosler (Grüne) wurde beim Aufhängen von Wahlplakaten angerempelt und bedroht. In Berlin wurde nach einer Attacke auf Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) ein Verdächtiger vorläufig in der Psychiatrie untergebracht. Auch AfD-Politiker waren Ziele von Attacken vor mehreren Wochen etwa ein Landtagsabgeordneter aus Niedersachsen.

Das Bundeskriminalamt ist besorgt wegen der steil gestiegenen Zahl von Straftaten gegen Amts- und Mandatsträger. In den vergangenen fünf Jahren habe sich die Zahl verdreifacht auf inzwischen 5.400 Delikte, sagte Behördenchef Holger Münch der "taz" (Samstag). Zum Glück seien davon nur ein Bruchteil Gewaltdelikte. Die Gewalt könne sich allerdings bis hin zu Morddelikten steigern, sagte Münch. Es sei erkennbar, dass Unzufriedenheit mit staatlichen Institutionen Beleidigungen, Bedrohungen und auch Gewalt befördere. Das häufe sich nun vor den anstehenden Wahlen. Am 9. Juni ist die Europawahl. Und im September werden in Sachsen, Thüringen und Brandenburg neue Landtage gewählt.

Ministerpräsident spricht von "gefährlicher Entwicklung"

Zum Angriff auf die Grünen-Landtagsabgeordnete sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Samstagabend: "Es ist und bleibt nicht hinnehmbar, dass Politikerinnen und Politiker im Wahlkampf immer wieder Opfer von gewalttätigen Übergriffen werden. Was wir derzeit erleben, ist eine gefährliche Entwicklung".

Demokratie funktioniere nur, wenn Menschen sich für ihre Überzeugungen auch sichtbar in der Öffentlichkeit engagieren. Er appellierte, gegen zügellose Aggressivität einzuschreiten. (dpa/tas)

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