Im Zusammenhang mit dem Hackerangriff auf Politiker und Prominente haben Beamte des Bundeskriminalamts einem Medienbericht zufolge die Wohnung eines Mannes in Heilbronn durchsucht. Innenminister Seehofer kündigte unterdessen umfassende Transparenz in dem Fall an.

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Beamte des Bundeskriminalamts haben in Heilbronn die Wohnung eines Mannes durchsucht. Hintergrund der Razzia ist der Hackerangriff auf Politiker und Prominente. Das meldeten das ARD-Politikmagazin "Kontraste" und das rbb-Inforadio am frühen Montagmorgen unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Demnach fand der Einsatz bereits am Sonntagmorgen statt, beschlagnahmt wurden technische Geräte. Der Mann sei 19 Jahre alt, er werde als Zeuge in dem Verfahren zu dem Datenklau geführt, hieß es.

Der Betroffene bestätigte dem Sender die Durchsuchung. Das Bundeskriminalamt war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Seehofer nach Datenklau in der Kritik

Mehrere Politiker fordern nach dem tausendfachen Hackerangriff auf Politiker und Prominente Aufklärung von Horst Seehofer. "Ich bin irritiert, vom zuständigen Bundesinnenminister, der sonst keine Gelegenheit auslässt, sich zu allem und jedem zu Wort zu melden, so gut wie nichts zu hören, wenn es um die Cybersicherheit in unserem Land geht", sagte etwa der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka, der Deutschen Presse-Agentur.

"Von Herrn Seehofer erwarte ich, dass er sich nicht einfach wegduckt, wenn Daten von Hunderten Politikern, Journalisten und Künstlern veröffentlicht werden", sagte Lischka weiter. Gleichzeitig lege das BSI, für das Seehofer als Innenminister verantwortlich ist, ein "katastrophales Kommunikationsverhalten" an der Tag.

Ähnlich äußerte sich der FDP-Vizevorsitzende Wolfgang Kubicki. Kubicki sprach in der "Passauer Neuen Presse" von einer mangelhaften und unentschuldbaren Informationspolitik des BSI und stellte die Qualifikation von dessen Chef Schönbohm in Frage.

Seehofer kündigt Transparenz an

Seehofer hat bereits Transparenz angekündigt - für diesen Montag lud er die Chefs von Bundeskriminalamt (BKA) und Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Holger Münch und Arne Schönbohm, in sein Ministerium ein.

Zuerst hatte BSI-Chef Schönbohm gesagt, seine Behörde habe "sehr frühzeitig im Dezember auch schon mit einzelnen Abgeordneten, die hiervon betroffen waren, dementsprechend gesprochen".

Nach wachsender Kritik stellte das BSI einen Tag später ihr Vorgehen plötzlich anders dar. Man habe einen Fall von Anfang Dezember sowie vier weitere Fälle aus dem Lauf des Jahres 2018 zunächst für Einzelfälle gehalten und kenne ebenfalls erst seit der Nacht zu Freitag das Gesamtausmaß.

Seehofer will spätestens Mitte der Woche die Öffentlichkeit informieren, wie er der "Süddeutschen Zeitung" sagte. "Die Öffentlichkeit wird alles erfahren, was ich weiß."

Neben mehreren Bundestagsausschüssen wird sich auch das Parlamentspräsidium mit dem Thema befassen, wie Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich (CSU) der "Bild"-Zeitung sagte.

Nach Informationen aus Sicherheitskreisen vom Sonntag sind 994 Personen von dem Hackerangriff betroffen: vor allem Politiker, aber auch Prominente und Journalisten. Etwa 50 Fälle seien schwerwiegender, weil größere Datenpakete wie Privatdaten, Fotos und Korrespondenz veröffentlicht worden seien, hieß es. (jwo/dpa)  © dpa

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