Ein russisches Gericht auf der Krim hat erste Haftbefehle gegen ukrainische Marinesoldaten gefällt. Sie müssen in Untersuchungshaft. Die Männer waren am Sonntag bei der Konfrontation mit der russischen Marine in der Straße von Kertsch in Gefangenschaft geraten. Die Inhaftierungen könnten Krise nun weiter verschärfen.

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Ein russisches Gericht in Simferopol auf der Krim hat am Dienstag nach der folgenschweren Konfrontation zwischen der russischen und der ukrainischen Marine zwei Monate Untersuchungshaft gegen die ersten von 23 festgenommenen ukrainischen Seeleuten verhängt.

Ihnen wird illegaler Grenzübertritt vorgeworfen. Damit drohen ihnen bei einem Prozess in Russland bis zu sechs Jahren Haft.

Weitere Verhaftungen könnten folgen

Am Dienstag würden die Fälle von zwölf Matrosen niedriger Dienstgrade geprüft, sagte Ljudmila Ljubina, die Menschenrechtsbeauftragte der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim.

Am Mittwoch werde gegen die Seeleute im Offiziersrang verhandelt, sagte Ljubina der Agentur Tass zufolge.

Die russische Küstenwache hatte am Sonntag zwei Patrouillenboote und einen Schlepper der ukrainischen Marine mit Gewalt daran gehindert, vom Schwarzen Meer in das Asowsche Meer durchzufahren.

Die Besatzungen wurden festgenommen. Russland betrachtet die Meerenge von Kertsch als sein Hoheitsgebiet, auch wenn ein Vertrag von 2003 der Ukraine freie Durchfahrt garantiert.

Verhaftungen könnten Krise weiter verschärfen

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hatte für 30 Tage das Kriegsrecht verhängt und gegenüber Russland auf die unverzügliche Freilassung der festgenommenen ukrainischer Matrosen bestanden.

"Wir fordern, dass sie zusammen mit den Schiffen sofort der ukrainischen Seite übergeben werden", sagte Poroschenko einer Mitteilung am Montag zufolge. Die "brutale" Festnahme verstoße gegen internationales Recht.

Mit der Inhaftierung der Soldaten durch Russland ist nicht auszuschließen, dass sich der Konflikt nun weiter verschärft.

Poroschenko versicherte sich in der brenzligen Lage seiner Drähte nach Westen. Er sprach am Montag mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Auch der russische Präsident Putin hat mit Merkel telefoniert und seine "ernste Sorge" über die Lage ausgedrückt, wie die russische Agentur Tass berichtete. Er sieht die Situation als "provokative Aktionen" der ukrainischen Seite.

Eskalation schürt Sorgen im Westen

Bereits zuvor warnte Russland die westlichen Länder davor, sich auf die Seite Kiews zu schlagen. Stattdessen hoffe Putin, dass Berlin die ukrainische Regierung "beeinflussen" könne, um diese von "künftigen unüberlegten Handlungen" abzuhalten.

Merkel betonte ihrerseits "die Notwendigkeit von Deeskalation und Dialog", wie Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte.

Auch bei der EU und bei der Nato sorgt das Aufschaukeln für Besorgnis. Beide wollen die Ukraine so gut wie möglich mit friedlichen Mitteln bei der Abwehr russischer Feindseligkeiten und Provokationen unterstützen.

Nur mussten sie in der Vergangenheit immer wieder feststellen, dass auch die Kiewer Seite nicht auf Entspannung setzt. (dpa/mwo)

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