Jetzt soll es die Kanzlerin richten: In einem Telefonat mit Angela Merkel hat Russlands Präsident Wladimir Putin seine tiefe Sorge wegen des Konflikts mit der Ukraine zum Ausdruck gebracht. Er erhofft sich Einfluss Deutschlands auf Kiew. Die USA werfen Moskau derweil eine "gefährliche Eskalation und eine Verletzung internationalen Rechts" vor.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel und Kremlchef Wladimir Putin haben am Montagabend die aktuelle Krise zwischen Russland und der Ukraine erörtert.

Bei ihrem Telefonat bat Putin die Kanzlerin, auf die ukrainische Führung einzuwirken, "keine weiteren unüberlegten Schritte" zu ergreifen, wie die russische Agentur Tass berichtete.

Dazu schilderte Putin die Situation als "provokative Aktionen" der ukrainischen Seite, sowie als "grobe Verletzung internationalen Rechts durch deren Kriegsschiffe" und als "beabsichtigtes Ignorieren der Regeln der friedlichen Passage durch territoriale Gewässer der Russischen Föderation".

Wladimir Putin hofft auf Einfluss Deutschlands auf Kiew

Putin habe in dem Gespräch gegenüber Merkel seine "ernste Sorge" angesichts der Entscheidung Kiews ausgedrückt. Er hoffe, dass Berlin die ukrainische Regierung "beeinflussen" könne, um diese von "künftigen unüberlegten Handlungen" abzuhalten.

Merkel betonte ihrerseits "die Notwendigkeit von Deeskalation und Dialog", wie Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte.

Merkel und Putin hätten zudem "die Option einer Analyse des Vorfalls unter Beteiligung russischer und ukrainischer Grenzschutzexperten" erörtert. Sie hätten vereinbart, "hierzu in engem Kontakt zu bleiben". Merkel hatte am Montag auch mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko telefoniert.

Die Ukraine wirft Russland vor, am Sonntag vor der Schwarzmeer-Halbinsel Krim drei ihrer Marineschiffe beschossen zu haben. Mehrere ukrainische Marinesoldaten wurden dabei verletzt. Am Montagabend verhängte das ukrainische Parlament ein 30-tägiges Kriegsrecht in Teilen des Landes. Der Vorfall hat Sorgen vor einer Eskalation des Konflikts zwischen Kiew und Moskau geschürt.

USA werfen Russland "gefährliche Eskalation" vor

Unterdessen hat US-Außenminister Mike Pompeo Russland wegen des Konflikts mit der Ukraine kritisiert. Die Entwicklungen vom Wochenende stellten eine "gefährliche Eskalation und eine Verletzung internationalen Rechts" dar, erklärte Pompeo am Montag in einer Mitteilung. "Die USA verurteilen dieses aggressive russische Vorgehen."

US-Präsident Donald Trump zeigte sich "nicht glücklich" über die neuen Spannungen zwischen Kiew und Moskau. Die Situation sei "nicht gut", sagte Trump in Washington. "Es gefällt uns nicht, was gerade passiert."

Freilassung als Zeichen der Deeskalation gefordert

Pompeo forderte Russland auf, die Schiffe zurückzugeben und die festgenommenen Besatzungsmitglieder freizulassen. Moskau müsse die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine respektieren. Pompeo rief beide Seiten dazu auf, Zurückhaltung zu üben. Der russische Präsident Wladimir Putin und Poroschenko müssten gemeinsam an einer Lösung arbeiten.

Tatsächlich könnte die Freilassung der mehr als 20 festgehaltenen ukrainischen Marineangehörigen als ein starkes Zeichen der Eskalation gewertet werden. Die EU und Nato verlangen die sofortige Freilassung der Seeleute und ihrer drei Boote. (szu/dpa/afp)


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