In der AfD rumort es kräftig. Im Zentrum der Kritik steht Björn Höcke. Am Samstag trifft er in Cottbus Parteichef Jörg Meuthen - und dieser ging zuletzt nicht zimperlich mit dem Thüringer Landeschef um. Einem "Spiegel"-Bericht zufolge hat Fraktionschefin Weidel hingegen eine Vereinbarung mit dem "Flügel"-Gründer getroffen.
Die AfD in Brandenburg startet am Samstag (15:00 Uhr) in Cottbus ihren Wahlkampf - und dort treffen Thüringens AfD-Fraktionsvorsitzender Björn Höcke und Parteichef Jörg Meuthen aufeinander.
In der AfD tobt ein Richtungskampf zwischen dem völkisch-nationalistischen "Flügel" und den gemäßigteren Teilen der Partei.
Höcke hatte am vergangenen Samstag mit einer Kampfansage an den Parteivorstand beim beim jährlichen Kyffhäuser-Treffen des rechtsnationalen "Flügels" der AfD den Zorn vieler aus der Partei auf sich gezogen. Nach den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen werde er sich "mit großer Hingabe und mit großer Leidenschaft der Neuwahl des Bundesvorstands hingeben", sagte er, und fügte hinzu: "Ich kann euch garantieren, dass dieser Bundesvorstand in dieser Zusammensetzung nicht wiedergewählt wird."
"AfD ist keine Björn-Höcke-Partei"
Mehr als 100 AfD-Funktionäre und -Mandatsträger hatten in einem Appell "für eine geeinte und starke AfD" einen "Personenkult" um Höcke kritisiert,
Am 1. September wird in Brandenburg und Sachsen ein neuer Landtag gewählt, am 27. Oktober in Thüringen. Die AfD lag in Brandenburg in einer Umfrage des Instituts Insa für die "Bild"-Zeitung bei der Sonntagsfrage Anfang Juli gleichauf mit der SPD bei 19 Prozent.
In ihrem Appell hielten die Unterzeichner fest: "Die AfD ist und wird keine Björn-Höcke-Partei". Höcke solle sich auf seine Aufgaben in Thüringen beschränken.
Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem der Bundesschatzmeister Klaus Fohrmann, die Partei-Vize Albrecht Glaser, Kay Gottschalk und Georg Pazderski sowie der Europa-Abgeordnete Joachim Kuhs, der dem Vorstand als Beisitzer angehört. Auch mehrere Bundestagsabgeordnete schlossen sich dem Appell an.
Parteichef Meuthen riet Höcke zuletzt, sich auf den anstehenden Wahlkampf in Thüringen zu konzentrieren. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur, der von Höcke betriebene "Personenkult" passe nicht zur AfD. Der "Flügel" verkauft Taschen mit dem Konterfei von Höcke. Es gibt Kaffeetassen mit seinem Bild und der Aufschrift "Aufrecht!".
"Spiegel": Weidel und Höcke schließen Bündnis
AfD-Fraktionschefin
Nachdem Weidel einst treibende Kraft des Ausschlussverfahrens gegen Höcke war, hätten sich die beiden wiederholt getroffen und vereinbart, einander nicht mehr öffentlich anzugreifen, berichtet das Magazin. Weidel sagte der rechtskonservativen Wochenzeitung "Junge Freiheit": "Von einem Bündnis zu sprechen ist völliger Unsinn."
Dem Bericht zufolge hätten sich Höcke und Weidel mindestens dreimal innerhalb eines Jahres getroffen. Vermittelt wurde die Einigung demnach durch den rechten Verleger Götz Kubitschek. Weidel wisse längst, "dass die Partei Björn Höcke und sein Netzwerk nicht abschütteln kann, ohne Schaden zu nehmen", sagte Kubitschek dem "Spiegel".
Bei den Treffen sei es um Strategiefragen gegangen. "Alle Beteiligten sind sich einig darin, dass die Befriedung der Partei eine der wichtigsten Aufgaben überhaupt ist", sagte der Verleger weiter. Kubitschek ist ein Vertrauter Höckes und gilt als intellektueller Wegbereiter eines modern verbrämten Rechtsextremismus.
Weidel sagte der "Jungen Freiheit": "Ich betreibe keine Paktiererei innerhalb der Partei." Als Fraktionsvorsitzende sei es aber ihre Aufgabe, "stets dialogbereit zu sein". Sie fügte hinzu: "Es tut der Partei mit Sicherheit gut, wenn Konflikte und Meinungsverschiedenheiten intern ausgefochten werden und nicht über die Medien."
Höcke hat kein Interesse an Parteivorsitz
AfD-Vorsitzender will Höcke nach "Spiegel"-Informationen nicht werden. Auch sein Mitstreiter, der Brandenburger Landeschef Andreas Kalbitz, ist offenbar nicht interessiert.
Kalbitz sagte dem Magazin: "Ich werde auf dem Bundesparteitag Ende des Jahres nicht als Bundessprecher kandidieren." Er begründete dies damit, "dass die derzeitige innerparteiliche Situation einen Kandidaten erfordert, der als neutraler und ausgleichender wahrgenommen wird, als dies bei mir im Moment für manche der Fall zu sein scheint". (jwo/dpa/afp) © dpa
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