Die Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut ist nach eigenen Angaben in einem Zug rassistisch beleidigt und angegriffen worden. Für den Vorfall macht die Politikerin die "aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung" in Deutschland verantwortlich.

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Die Linken-Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut ist nach eigenen Angaben in einem Zug bedrängt, rassistisch beleidigt und verletzt worden. Wie die Politikerin am Sonntagabend bei Instagram mitteilte, ereignete sich der Vorfall am Abend zuvor in einem Intercity-Zug von Heidelberg nach Stuttgart. Ihr sei von einem Mann eine Bierflasche gegen den Kopf geworfen worden, zudem sei sie rassistisch beleidigt und sexuell belästigt worden.

Die Abgeordnete teilte auf Instagram zwei Fotos. Auf einem ist eine Verletzung über dem linken Auge der Politikerin zu sehen, auf dem anderen ein unkenntlich gemachter Mann, der den Mittelfinger erhebt. Nach Angaben von Akbulut befanden sich in dem Zug viele männliche Fußballfans des VfB Stuttgart. Der Verein spielte am Samstag auswärts bei Mainz 05.

Sie sei im Krankenhaus behandelt worden, schrieb Akbulut. Die Verletzung sei aber nur leicht gewesen. Erste rassistische Beleidigungen seien erfolgt, als sie auf der Suche nach einem Sitzplatz durch den Zug ging. In der Nachbarschaft sei eine Gruppe von Männern gewesen, "die ständig AfD-Parolen riefen, sangen und grölten". Als sie davon Aufnahmen gemacht habe, sei der Angriff mit der Bierflasche erfolgt.

Akbulut kritisiert aktuellen Tonfall in der Migrationsdebatte

Akbulut machte "eine aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung" für den Vorfall verantwortlich, in der "Migration als das Übel aller Dinge" dargestellt werde. Sie rief Politikerinnen und Politiker aller Parteien auf, in der Migrationsdebatte den Tonfall zu mäßigen. "Anstatt Forderungen der politischen Rechten zu übernehmen, brauchen wir jetzt eine klare Kante gegen Rassismus und Rechtsextremismus", forderte sie weiter.

Mehrere Politikerinnen und Politiker der Linken und auch anderer Parteien verurteilten die Attacke. "Wer eine von uns angreift, der greift uns alle an", hieß es in einer Mitteilung der Mannheimer Linken, für die Akbulut erneut für den Bundestag kandidiert. Der sächsische Linken-Politiker Markus Pohle rief im Internetdienst X zur Solidarität mit Akbulut auf. "Die Gewalt von Rechts wird immer enthemmter", schrieb die Mannheimer SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Cademartori auf X. Sie sprach vom "Gift der aktuellen Debatten gegen Menschen mit Migrationshintergrund" und wünschte Akbulut "rasche Genesung."

VfB Stuttgart verurteilt Angriff

VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle verurteilte den Übergriff auf Akbulut. "Wir distanzieren uns klar und deutlich davon. Weder im Fußball, in unserer VfB-Familie noch irgendwo sonst in unserer Gesellschaft ist dafür Platz", sagte Wehrle in einem auf der Plattform X verbreiteten Statement. Man werde die Ermittlung des oder der Täter vollumfänglich unterstützen.

Ein Sprecher der Bundespolizei sagte, der Fall sei bekannt. Er sprach von einer Auseinandersetzung, die sich am Samstagabend in einem Zug zwischen Heidelberg und Stuttgart ereignete. Weitere Details nannte er zunächst nicht.

Akbulut ist seit 2017 Mitglied des Bundestags und hat ihren Wahlkreis in Mannheim. (afp/dpa/bearbeitet von ng)

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