"Wir haben ein Problem", sagt Ron Prosor. Israels Botschafter in Berlin plädiert dafür, Moscheen besser zu überwachen - und dass Deutschland seine Imame selber ausbilden soll. Er lässt noch mit einer weiteren Forderung aufhorchen.

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Der israelische Botschafter in Berlin, Ron Prosor, hat Deutschland zu größerer Entschlossenheit bei der Bekämpfung von Judenhass aufgerufen und ein Betätigungsverbot für ausländische Imame gefordert. "Wir haben ein Problem mit einigen Imamen aus dem Ausland", sagte Prosor den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Donnerstag. "Allen muss klar sein: Es kommen Imame mit einer Ideologie, mit der sie Deutschland und Europa verändern wollen."

"Deswegen müssen die Moscheen besser überwacht werden", sagte der Botschafter in dem Interview. "Am besten wäre es, Deutschland würde Imame im großen Stil selbst ausbilden - und ausländischen Imamen ein Betätigungsverbot erteilen."

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Prosor: "Deutschland sollte Meinungsfreiheit enger fassen"

Der Botschafter mahnte, die Herausforderung anzugehen und nicht aus politischer Korrektheit davor zurückzuschrecken. Langfristig sei die Bekämpfung von Judenhass eine Sache von Bildung und Erziehung. "Aber jetzt muss man sich dem Terror und der Gewalt auf deutschen Straßen entgegenstellen - auch mit dem Strafrecht."

Konkret forderte Prosor: "Deutschland sollte das Gesetz ändern - und Meinungsfreiheit enger fassen. Friedliche Demonstrationen müssen natürlich möglich sein, aber es muss bestraft werden, zu Hass auf Juden, auf Israel und auf die Demokratie aufzustacheln."

Die militant-islamistische Palästinenserorganisation Hamas und die mit ihr verbündete libanesische Hisbollah seien nicht nur "gegen Israel", sagte der Botschafter. "Sie nehmen die westlichen Gesellschaften insgesamt als dekadent wahr. Sie verabscheuen Homosexuelle und wollen Frauen grundlegende Rechte verweigern".

"Wir Juden sitzen nur in der ersten Reihe."

Ron Prosor, Israels Botschafter in Berlin

"Wir Juden sitzen nur in der ersten Reihe. Wenn die Deutschen nicht handeln und gegen diese Leute vorgehen, werden sie morgen weinen", urteilt der israelische Botschafter.

Prosor verwies darauf, was sich seit dem brutalen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober auf deutschen Straßen und in den Online-Netzwerken abspiele. "Dort wird die Auslöschung des jüdischen Staates gefordert. Brandsätze werden auf Synagogen geworfen, und Häuser, in denen Juden wohnen, werden mit Davidsternen markiert." Die Palästina-Flagge werde auf Denkmälern gehisst, und es werde "sogar die Errichtung eines Kalifats in Deutschland propagiert", sagte Prosor.

Prosor: Deutschland hat "diese Leute mit offenen Armen empfangen"

"Die Leute, die das tun, sind ein trojanisches Pferd der deutschen Demokratie", erklärte der israelische Botschafter. "Die Deutschen haben diese Leute mit offenen Armen empfangen. Jetzt missbrauchen sie die Gastfreundschaft. Es kann nicht sein, dass Juden und Israelis in Deutschland wieder Angst haben müssen. Dagegen muss man etwas tun."

Anlässlich des 85. Jahrestags der Novemberpogrome im nationalsozialistischen Deutschland sagte Prosor: "Das Massaker der Hamas-Terroristen am 7. Oktober erinnert uns daran, wie wichtig Demokratie ist." Israel sei gegründet worden, "damit wir Juden nie wieder erleben müssen, was uns in der Nazi-Diktatur widerfahren ist".

"Jetzt haben wir erlebt, dass Juden verbrannt, Babys der Kopf abgeschlagen und Mütter mit ihren Kindern hingerichtet wurden", sagte der israelische Botschafter. "Es geht wieder um die Frage: Zivilisation oder Barbarei." (AFP/ank)

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