- Corona-Auffrischimpfungen werden im Herbst für besonders gefährdete Menschen geplant.
- Gesundheitsminister Jens Spahn denkt nun darüber nach, sie allen Bürgerinnen und Bürgern anzubieten.
- Aber ist eine sogenannte Booster-Impfung auch für alle anderen Menschen sinnvoll?
Gesundheitsminister
Zudem könnten sich die noch einmal impfen lassen, die bislang nur Vektorimpfstoffe - dazu zählt etwa Astrazeneca - bekommen hätten. "In einem zweiten Schritt können wir dann darüber nachdenken, auch allen anderen eine Auffrischimpfung anzubieten", sagte er.
"Eine Booster-Impfung ist von den Zulassungen gedeckt, sie verstärkt und verlängert den Impfschutz", erklärte er. Auch sei Impfstoff ausreichend vorhanden.
Spahn reagiert auf Kritik der WHO
Für die Auffrischimpfungen setzt Spahn nach eigenen Worten vor allem auf die Arztpraxen. Ende September gingen viele Impfzentren in den Standby-Modus, sagte er. "Aber die Arztpraxen sind ja noch da. Allein die schafften bis zu fünf Millionen Impfungen in der Woche."
Zur Forderung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), vor einer dritten Impfung zunächst die ärmeren Staaten mit Impfstoff zu versorgen, sagte Spahn: "Mein Ziel ist beides: Auffrischimpfungen gewährleisten und den ärmeren Staaten Impfstoff spenden."
Letzteres tue Deutschland bereits, indem alle noch ausstehenden Astrazeneca-Lieferungen direkt an die internationale Impfstoffinitiative Covax gingen.
Drosten: Auffrischungen nicht für alle Menschen nötig
Der Virologe
Bei alten Menschen sowie bestimmten Risikopatienten hält Drosten eine Auffrischungsimpfung in diesem Herbst für sinnvoll. Für die übrige Bevölkerung werde irgendwann vielleicht ein Altersniveau definiert werden, ab dem eine Auffrischungsimpfung sinnvoll werde.
Lauterbach: Impfdurchbrüche vor allem bei Menschen, bei denen die Impfung sechs Monate zurückliegt
SPD-Gesundheitsexperte
"Bei allen Corona-Vakzinen steigt das Risiko eines Impfdurchbruchs nach sechs Monaten an", erklärte Lauterbach. "Wir werden also vermutlich bald mehr Fälle sehen, sobald die Impfung bei etlichen Geimpften in Deutschland mehr als ein halbes Jahr zurückliegt."
In der Regel seien Erkrankungen nach Corona-Impfdurchbrüchen nicht so gefährlich wie Erkrankungen bei Ungeimpften. "Die Wahrscheinlichkeit, im Krankenhaus behandelt werden zu müssen, ist auch für diejenigen deutlich geringer, die etwa aufgrund ihrer Altersgruppe ohne Impfung ein erhöhtes Risiko der Hospitalisierung hätten."
Es gebe aber zwei andere ernsthafte Probleme: "Laut einer neuen Studie kommt es bei 19 Prozent der Menschen mit Impfdurchbrüchen zu einem Long-COVID-Problem. Zudem sind diejenigen, die sich nach einem Impfdurchbruch infizieren, genauso ansteckend wie Ungeimpfte, wenn auch nicht so lange."
Neue Studien gehen nach Angaben von Lauterbach davon aus, dass die Wirkung der Impfstoffe nach einer dritten Impfung wesentlich verlängert wird. "Der Schutz wird nicht dauerhaft sein, aber doch deutlich länger als ein halbes Jahr."
Unterdessen rechnet Spahn damit, dass private Veranstalter, Hotels oder Restaurants immer stärker dazu übergehen werden, Ungeimpfte auch mit einem Corona-Test nicht mehr einzulassen. "2G wird in viele Bereichen ohne staatlichen Eingriff kommen, und zwar, weil Veranstalter und Gastronomen von Ihrem Hausrecht Gebrauch machen", sagte er dem RND. Unter dem Begriff 2G werden Geimpfte und Genesene zusammengefasst. (dpa/ank)
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