Im Gespräch mit dem heute Journal äußert sich Ex-Bundesaußenminister Joschka Fischer zur globalen Rolle Europas. Welche Chancen hat Europa, unabhängiger von den USA zu werden? Und wie wird die neue Weltordnung aussehen - und darin die Position Europas und Deutschlands?

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Ursprünglich hatte US-Präsident Joe Biden seinen Besuch in Deutschland für vergangenes Wochenende angesetzt, doch aufgrund des Hurrikans "Milton“ musste er diesen kurzfristig absagen. Das Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (beide SPD) in Berlin wurde nun auf die folgende Woche verschoben.

Das ebenfalls geplante Gipfeltreffen in Ramstein zur Unterstützung der Ukraine mit rund 50 verbündeten Staaten fällt ebenso aus. Zwar wären 49 weitere Staaten beteiligt gewesen, doch ohne die USA wird das Treffen nicht stattfinden. In einem Interview mit dem ZDFheute journal äußerte sich der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) zur Abhängigkeit Europas von den USA.

Die Herausforderung Europas, sich von den USA zu lösen

Diese Abhängigkeit sei in erster Linie durch die überlegene Stärke der Vereinigten Staaten bedingt. "Die USA sind die einzige Supermacht, die es gegenwärtig gibt“, sagte Fischer. Europa sei noch meilenweit davon entfernt, auf diesem Niveau mitzuhalten.

Deshalb könne der Kontinent sich nicht mit den USA messen – und realistischerweise werde das auch so bleiben. Das wirtschaftlich-militärische Potenzial der USA sei in Europa nicht vorhanden, und der politische Wille, sich davon zu lösen, ebenso wenig. Fischer hält es daher für unwahrscheinlich, dass Europa künftig unabhängiger von den USA wird.

Europas Herausforderungen in einer "neuen Weltordnung"

Dennoch ist der Grünen-Politiker überzeugt, dass eine neue Weltordnung entstehe. "Die Welt wird sich weiterentwickeln“, sagt Fischer. Doch ob diese Entwicklung zu einer besseren Ordnung führen wird, bleibt fraglich.

Der globale Süden werde in der Zukunft eine stärkere Rolle spielen, was ihm persönlich keine Sorgen bereite. Die momentane Umverteilung des wirtschaftlichen Wohlstands durch die "Giganten“ China und Indien sei zu erwarten gewesen.

Entscheidend werde jedoch sein, wie der Westen darauf reagiert. Wird er bestehen? Bleiben die westliche Welt kulturell und politisch vereint? Wenn ja, so Fischer, mache er sich weniger Sorgen als beim gegenteiligen Fall.

Die Rolle Deutschlands

Was die deutsche Außenpolitik betrifft, hält Fischer es für notwendig, dass Deutschland eine klare Haltung zeigt, insbesondere in Bezug auf Israel. "Wir werden unsere Grundsatzposition und unser Verhältnis zu Israel nicht verändern. Wir können es nicht verändern, wir wollen es nicht verändern“, betont er.

Diese Haltung findet Fischer richtig, und er sieht darin nichts, was kritisiert werden müsste.

Abschließend unterstreicht Fischer, dass die deutsche Außenpolitik Flexibilität und Solidarität braucht, wobei die Solidarität mit Israel an oberster Stelle steht. (lla)

Verwendete Quellen:

Josep Borrell

Borrell nennt Angriffe auf Blauhelme im Libanon "völlig inakzeptabel"

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat die Angriffe auf die UN-Friedenstruppe im Libanon (Unifil) während der israelischen Offensive gegen die Hisbollah-Miliz scharf verurteilt. Dies sei "völlig inakzeptabel", sagte er in Luxemburg.
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