Nun steht der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman mächtig unter Druck. Es sollen Aufnahmen eines Telefongesprächs existieren, auf denen bin Salman fordert, dass Jamal Khashoggi "zum Schweigen gebracht" werden soll.

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Einer großen türkischen Zeitung zufolge hat die CIA Aufnahmen eines brisanten Telefongesprächs des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman mit dessen Bruder.

In dem Gespräch soll der Kronprinz gesagt haben, dass der regierungskritische saudische Journalist Jamal Khashoggi "so schnell wie möglich zum Schweigen gebracht werden" soll. Das berichtet die türkische Zeitung "Hürriyet" am Donnerstag unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen. Khashoggi war Anfang Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul getötet worden.

Dem Bericht zufolge hat die Direktorin des US-Geheimdienstes, Gina Haspel, bei ihrem Türkeibesuch im vergangenen Monat "signalisiert", dass die CIA ein entsprechendes Gespräch zwischen dem Kronprinzen und seinem Bruder Khalid bin Salman abgehört hat. Khalid ist der Botschafter Saudi-Arabiens in den USA.

Türkei lässt Infos durchsickern

Über regierungsnahe Medien lanciert die türkische Regierung seit Wochen Details zu dem Fall. Angeblich verfügt sie über Tonaufnahmen aus dem Inneren des Gebäudes. Nur wenige Informationen ließen sich unabhängig überprüfen.

Die Türkei und Saudi-Arabien sind Rivalen in der Region. Außerdem betrachtet die Türkei es als Affront, dass Khashoggis Verschwinden in Istanbul orchestriert wurde. Staatspräsident Erdogan sieht in Saudi-Arabien "höchste Kreise" involviert und will nicht lockerlassen, bis der Fall aufgeklärt ist.

Trump hält zur saudischen Führung

Der Bericht erhöht den Druck auf die USA, die Aufklärung des Falls voranzutreiben. Er erschien kurz nachdem US-Präsident Donald Trump deutlich gemacht hatte, dass er rigoros zur saudischen Führung halte.

In dem "Hürriyet"-Beitrag heißt es weiter, dass der Kronprinz und sein Bruder in dem angeblichen Gespräch "Unwohlsein" über die öffentliche Kritik des Journalisten Khashoggi an seinem Land ausgedrückt hätten.

Der Autor deutet auch an, dass es weitere "atemberaubende" Beweise gebe, denn die CIA habe mehr Gespräche abgehört, als die Öffentlichkeit wisse.

EU fordert Aufklärung

Auch die EU hat sich in den Fall Khashoggi eingeschaltet. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sagte am Donnerstag: "Die Verantwortlichen, die wirklich Verantwortlichen für diese schreckliche Tötung müssen zur Rechenschaft gezogen werden."

"Für uns bedeutet Rechenschaft nicht Rache", fügte sie bei einer Pressekonferenz mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu in Ankara hinzu. Die EU erwarte "entsprechend unserer Prinzipien und Werte" eine "umfassende, transparente und faire Ermittlung". (am/dpa/AFP)

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