Nach dem Ausscheiden des CSU-Angeordneten Andreas Scheuer aus dem Bundestag hat die Transparenz-Organisation Lobbycontrol eine dreijährige Karenzzeit für ehemalige Regierungsmitglieder gefordert, bis diese einen Job in der Wirtschaft übernehmen dürfen.
Der Fall des ehemaligen Bundesverkehrsministers sei einer von vielen, die zeigten, "dass die aktuellen Regeln zu schwach sind", sagte Geschäftsführerin Imke Dierßen dem Portal Table Briefings nach Angaben vom Donnerstag.
Seit 2015 gilt für ausgeschiedene Mitglieder der Bundesregierung sowie Parlamentarische Staatssekretäre eine Karenzzeit von 18 Monaten. In dieser Zeit kann ihnen die Übernahme einer Stelle in der Wirtschaft von der Bundesregierung untersagt werden, wenn die neue Tätigkeit einen Interessenskonflikt zu ihrem ehemaligen Amt darstellen könnte.
Die bisherige Karenzzeit sei "mit maximal 18 Monaten deutlich zu kurz", sagte Dierßen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstagsausgaben). Sie kritisierte etwa die Mitgliedschaft des Ex-Verkehrsministers im Fachbeirat des baden-württembergischen Automobildienstleisters Mosolf. Dies habe "ein Geschmäckle", sagte Dierßen, "denn das Unternehmen profitiert von den Kontakten und dem Wissen des Ex-Verkehrsministers".
Die Organisation Transparency International forderte, eine dreijährige Karenzzeit dürfe erst mit dem vollständigen Ausscheiden aus der Bundespolitik beginnen. "Aus Transparency-Sicht müsste die Karenzzeitregelung von 18 Monaten auf drei Jahre ausgedehnt werden, zumindest dürfte sie erst zu laufen beginnen, wenn die betreffende Person endgültig aus der bundespolitischen Arbeit auch als Mandatsträger des Bundestages ausscheidet", sagte Hartmut Bäumer von Transparency International dem RND.
Als Ex-Verkehrsminister mit Bundestagsmandat habe
Scheuer hatte am Montag sein Bundestagsmandat niedergelegt. Tags darauf meldete das Portal Business Insider, dass Scheuer im Februar zwei Firmen gegründet habe. Demnach plant er eine Karriere als Unternehmensberater. Scheuer war von 2018 bis Ende 2021 in der großen Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Bundesverkehrsminister. © AFP
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