Die Präsenz chinesischer Kampfjets vor der Küste Taiwans hat wieder zugenommen. Binnen 24 Stunden wurden 36 chinesische Militärflugzeuge gesichtet. Laut einem Experten ist das eine Machtdemonstration in Richtung USA.

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Die jüngste Zunahme chinesischer Kampfjet-Flüge vor Taiwans Küste ist einem Militärexperten zufolge als Machtdemonstration Pekings zu werten.

Vermutlich wolle die Volksrepublik damit auch ihren Unmut über politische Einflussnahme der USA im Indopazifik zum Ausdruck bringen, sagte Su Tzu-yun, Forscher an Taiwans Institut für Landesverteidigung und Sicherheitsforschung, der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Freitag.

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Am Morgen (Ortszeit) hatte das taiwanische Verteidigungsministerium mitgeteilt, vor der Küste der Inselrepublik seien binnen 24 Stunden 36 chinesische Militärflugzeuge und 6 Marineschiffe entdeckt worden - ein Rekord in diesem Jahr.

Treffen mit USA war Provokation für China

Das Treffen von US-Außenminister Antony Blinken mit dem philippinischen Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. vor Kurzem in Manila dürfte Peking als Provokation aufgefasst haben, sagte Su - ebenso wie jüngsten, als Privatbesuche bezeichneten, Reisen von Taiwans designierter Vizepräsidentin Hsiao Bi-khim in die USA und nach Europa.

Die USA haben den Philippinen und Taiwan Hilfe für den Verteidigungsfall zugesagt. Aufgrund der politischen Konfliktlinien im Indopazifik wird diese Hilfszusage insbesondere als Signal an China verstanden, dessen Machtstreben viele Länder in der Region mit Sorge beobachten.

Die regierende kommunistische Partei in Peking betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz, die sie mit dem Festland vereinen will - nötigenfalls auch mit militärischen Mitteln. Diplomatischen Austausch anderer Staaten mit Taiwan ahndet China in der Regel mit politischen Kontern.

Die Insel mit mehr als 23 Millionen Einwohnern wird seit Jahrzehnten unabhängig und demokratisch regiert. Der Kandidat der bei der Präsidentenwahl im Januar siegreichen - und von Peking als separatistisch betrachteten - Fortschrittspartei, Lai Ching-te, soll am 20. Mai ins Amt eingeführt werden.

China inszeniert sich als Seemacht

Seit einem Taiwan-Besuch der damaligen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, im August 2022 lässt China deutlich mehr Kampfjets als zuvor über die inoffizielle Mittellinie in der Meerenge zwischen den beiden Staaten fliegen, die an der engsten Stelle rund 130 Kilometer breit ist.

Auch am Freitag ließ das taiwanische Verteidigungsministerium die eigenen Streitkräfte wieder mit Patrouillenflügen und Schiffseinsätzen darauf reagieren.

Im Ostchinesischen Meer, wo sowohl China als auch Japan und Taiwan die Diaoyu-Inseln (Senkaku-Inseln) für sich beanspruchen, hatte Peking am Mittwoch ein Schiff der chinesischen Küstenwache kreuzen lassen. Mit den Philippinen streitet China seit Längerem um Gebiete im Südchinesischen Meer, was auch dort immer wieder zu offenen Spannungen führt.

Militärexperte Su sieht diese Machtdemonstrationen als Teil einer langfristigen Strategie Chinas, dass sich offenkundig von einer Landmacht zu einer Seemacht entwickeln wolle. (dpa/nib)

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