Der erzkonservative Politiker Roy Moore will im Dezember in den US-Senat gewählt werden. Ein christlicher Fundamentalist, laut dem "Gottes Gesetz" über dem Rechtsstaat stehen soll. Kurz vor der Wahl sind nun Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den 70-Jährigen aufgekommen. Porträt eines Mannes, vor dem das republikanische Establishment zittert.

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Er posiert mit Cowboy-Hut und Pistole vor Journalisten, hält Homosexualität für eine Sünde, die Evolutionstheorie für Schwachsinn und glaubt, dass in Teilen der USA die Scharia eingeführt wurde.

Der Ex-Richter Roy Moore hat trotzdem - oder gerade deswegen - exzellente Chancen, bei der Nachwahl am 12. Dezember für die Republikaner zum Senator für den US-Bundesstaat Alabama gewählt zu werden.

Nun sind gegen den 70-Jährigen Vorwürfe der sexuellen Belästigung erhoben worden. Er soll laut "Washington Post" vor Jahrzehnten - damals war er Anfang 30 - vier minderjährige Mädchen belästigt haben, darunter eine 14-Jährige.

Moore streitet die Vorwürfe vehement ab. Er wittert eine Schmutzkampagne, um seine Wahl doch noch in letzter Sekunde zu verhindern. Wer ist der Mann, der selbst Donald Trump rechts außen überholt und dem republikanischen Partei-Establishment Kopfschmerzen breitet?

Moore wurde zweimal als Richter abgesetzt

Zu nationaler Bekanntheit brachte es Moore durch seine Tätigkeit als Richter am Obersten Gerichtshof in Alabama. Zweimal wurde er seines Postens enthoben.

Einmal, weil er sich weigerte, seine Steintafeln mit den Zehn Geboten aus dem Justizgebäude zu entfernen.

Im zweiten Fall, als er sich über ein Urteil des Obersten Gerichtshofs der USA in Washington zugunsten der Homoehe hinwegsetzte.

Auch weil er im Gerichtssaal vor den Verhandlungen Gebete sprach, genießt Moore heute einen landesweiten Ruf als christlicher Fundamentalist.

Geboren wurde Roy Stewart Moore 1947 in der Kleinstadt Gadsen im Nordosten Alabamas. Das älteste von fünf Kindern studierte nach fünfjährigem Militärdienst an der Alabama School of Law Jura.

Als Militärpolizist war er kurzzeitig auch auf einem US-Stützpunkt im mittelfränkischen Illesheim stationiert, später im Rang eines Captain bei der US-Army in Vietnam. Dort sollen sich Untergebene über seine harten Führungsmethoden beschwert haben.

Nach Tätigkeiten als Anwalt und Bezirksrichter wurde der passionierte Reiter 2001 das erste Mal als Richter an den Supreme Court von Alabama berufen. 2003 musste er erstmals gehen. Das zweite Mal war er 2013 bis 2017 an dem Gericht tätig.

Der "Ayatollah von Alabama"

Immer wieder fiel Moore durch seine christlich-fundamentalistische Weltsicht und seinen Hang zu Verschwörungstheorien auf.

Die Terroranschläge vom 11. September 2001 seien womöglich die Strafe für eine Entfremdung der Vereinigten Staaten von Gott, behauptete Moore 2017. Als Grund nannte er das Zulassen von homosexuellen Sexualpraktiken und Abtreibungen.

Nachdem er sich Ende September diesen Jahres in einer parteiinternen Vorwahl gegen den von Donald Trump unterstützten Luther Strange durchgesetzt hatte, sprach Moore davon, den säkularen Rechtsstaat abschaffen und stattdessen "Gottes Gesetz" als einzig gültiges Recht etablieren zu wollen. Nach Moores Sieg schwenkte Trump auf dessen Seite um.

Darüber hinaus ist Moore - wie einst auch Trump - Anhänger der "Birther"-Bewegung. Deren Vertreter glauben, Ex-Präsident Barack Obama sei in Wahrheit ein Muslim aus Kenia.

Moor erklärte außerdem, Teile der USA stünden unter dem Scharia-Gesetz. Mit seiner Frau rief der Vater von vier Kindern die "Stiftung für das Moralgesetz" ins Leben, die religiöse Fanatiker vor Gericht vertritt und für christlich-fundamentalistischen Schulunterricht kämpft.

Zur Evolutionstheorie sagte er der "Washington Post": "Dass wir von einer Schlange abstammen sollen? Nein, das glaube ich nicht."

Kürzlich bekräftigte der Jurist sein Bekenntnis zum unumschränkten Waffenbesitz, indem er eine Pistole aus dem Holster zog und damit auf der Bühne herumfuchtelte. Dabei trug er einen Cowboy-Hut auf dem Kopf.

Kritiker nennen ihn aufgrund seiner erzkonservativen Ansichten "Ayatollah von Alabama".

Was würde Moores Wahl für den Senat bedeuten?

Für die Republikaner bedeutet die wahrscheinliche Wahl Moores in den Senat Ungemach. Der 70-Jährige erklärte nach seinem Vorwahl-Sieg, die Tage von Mehrheitsführer Mitch McConnell und der Republikaner-Führung in Washington seien gezählt.

Weil die Fraktion in einen moderaten und einen rechten Flügel gespalten ist und sich schon bei mehreren Entscheidungen, etwa der geplanten Gesundheitsreform, als handlungsunfähig erwies, dürfte Moores wahrscheinlicher Einzug in den Senat die Probleme weiter verschärfen.

"Wenn ich McConnell wäre, würde ich mir angesichts eines Moore-Sieges in die Hose machen", sagte Jim Manley, ein Vertrauter des früheren demokratischen Senators Harry Reid der US-Nachrichtenseite "vox.com".

Die Wahl könnte bei der Suche nach Kompromissen "sehr gefährliche Konsequenzen" haben, so Manley weiter. Der Senat könnte dadurch noch dysfunktionaler werden.

Jim Ziegler, der staatliche Rechnungsprüfer von Alabama, griff zu einem biblischen Vergleich, um Moore gegen die eingangs erwähnten Belästigungsvorwürfe zu verteidigen. "Nehmen Sie Maria und Josef", sagte Ziegler der konservativen Tageszeitung "Washington Examiner".

"Maria war eine Teenagerin und Josef ein erwachsener Zimmermann. Sie wurden die Eltern von Jesus." Daran sei überhaupt nichts "Unmoralisches oder Illegales", das Ganze sei "höchstens ein bisschen ungewöhnlich".

Eine Erklärung aus der Welt, in der Roy Moore zu Hause ist.

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