Neue grauenvolle Berichte zum Mordfall Khashoggi. Medienangaben zufolge gäbe es keine Aussicht mehr auf ein angemessenes Begräbnis der sterblichen Überreste. Der Körper sei in Säure aufgelöst und in die Kanalisation geschüttet worden.
Die Leiche des saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi ist einem türkischen Medienbericht zufolge in Säure aufgelöst und in die Kanalisation geschüttet worden.
Wie die türkische Zeitung "Sabah" am Samstag berichtete, wurden in Proben aus der Abwasserleitung der Residenz des saudiarabischen Konsuls in Istanbul Spuren von Säure gefunden.
Leiche in die Kanalisation entsorgt
Die türkischen Ermittler vermuteten daher, dass die verflüssigte Leiche über die Kanalisation entsorgt wurde.
Die "Sabah" gilt als regierungsnah und daher gut informiert. In der Vergangenheit wurden über die Zeitung immer wieder Details aus Behördenkreisen durchgestochen.
Der Kritiker des saudiarabischen Kronprinzen
Khashoggi kam danach nicht mehr heraus und blieb verschwunden. Nach aktuellen Erkenntnissen der türkischen Justiz wurde er im Konsulat von einem saudischen Spezial-Kommando kurz nach Betreten des Konsulats erwürgt, seine Leiche zerstückelt und "vernichtet".
Unter internationalem Druck gab Saudi-Arabien nach wochenlangen Dementis die Tötung des 59-jährigen "Washington Post"-Kolumnisten zu. Bisher ist aber offiziell noch ungeklärt, was mit der Leiche Khashoggis geschah.
Ende Oktober hatte die Istanbuler Staatsanwaltschaft erklärt, Khashoggi sei unmittelbar nach Betreten des Konsulats erwürgt und seine Leiche dann zerstückelt und beseitigt worden.
Der türkische Präsidentenberater Yasin Aktay hatte vergangene Woche gesagt, die zerstückelte Leiche sei mit Säure zersetzt worden, um alle Spuren zu verwischen.
Auch Deutschland liegen Tonbandaufnahmen vor
Unterdessen hat die Türkei Aufnahmen im Zusammenhang mit der Tötung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi mit einer Reihe von Ländern geteilt - darunter auch Deutschland.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Samstag in Ankara, die Informationen seien auch an Saudi-Arabien, die USA, Frankreich und Großbritannien weitergegeben worden.
"Sie haben die (aufgezeichneten) Gespräche gehört und kennen sie", sagte Erdogan vor einer Reise nach Paris.
Zuletzt haben zahlreiche Staaten Saudi-Arabien vor dem UN-Menschenrechtsrat zur Aufklärung aufgefordert.
"Wir sind zutiefst erschüttert über das Schicksal von Jamal Khashoggi und wir rufen Saudi-Arabien dazu auf, eine detaillierte und vollständige Erklärung in diesem Fall zu liefern", hieß es von der deutschen Delegation.
Kroatien empfahl den Saudis, die Umstände aufzuklären und die Täter "eines solch abscheulichen Verbrechens" zur Rechenschaft zu ziehen.
Saudi-Arabien selbst hatte bei der Sitzung versprochen, für Aufklärung zu sorgen.
"König Salman hat Anweisungen erteilt und die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen in diesem Fall eingeleitet, um die ganze Wahrheit zu erlangen und alle Angeklagten vor Gericht zu stellen und die nachgewiesen Schuldigen zu verurteilen", sagte Bandar al-Aiban, der Vorsitzende der saudischen Menschenrechtskommission.
Schwere Vorwürfe an saudische Regierung
Bei der Verlesung des Berichts Saudi-Arabiens zur Lage der Menschenrechte in der absoluten Monarchie betonte er, dass die Führung des Königreichs bereits früher ihren Schmerz angesichts des Mordes ausgedrückt habe.
Die regierungsnahe türkische Zeitung "Sabah" berichtete, Saudi-Arabien habe nach dem Mord an Khashoggi Spezialisten geschickt, um Spuren zu beseitigen.
Zu dem Team, das am 11. Oktober in Istanbul angekommen sei, habe ein Chemiker und ein Toxikologe gehört, berichtete die "Sabah" unter Berufung auf "vertrauenswürdige Quellen". Ein Großteil der türkischen Ermittlungsergebnisse war bislang zunächst über Medien verbreitet worden.
Der Termin für die Prüfung der Menschenrechtslage vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf stand lange vor der Tötung Khashoggis fest.
Es handelt sich um ein Prozedere, das alle Länder regelmäßig durchlaufen müssen.
Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, hatte bereits vor wenigen Tagen Zweifel an einer unabhängigen saudischen Untersuchung geäußert und die Beteiligung internationaler Experten gefordert. (afp/dpa/mwo)
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