Der türkische Präsident Erdogan versucht sich als Vermittler zwischen Israel und Palästina nach dem schweren Angriff der Hamas auf israelisches Gebiet. Eine Verurteilung der Terrororganisation lässt er jedoch vermissen.

Mehr News zum Krieg in Nahost

Nach dem Großangriff der Hamas auf israelische Grenzgebiete am Wochenende, dem Blutbad an zahlreichen Zivilisten und dem anschließenden Gegenangriff der israelischen Armee im Gazastreifen hat sich auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in den Konflikt eingeschaltet.

Erdogan spricht mit Abbas und Herzog

Erdogan sprach mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas und mit Israels Präsident Izchak Herzog über den Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel. Der türkische Präsident habe im Gespräch mit Abbas erklärt, dass die Türkei alle Anstrengungen unternehme, um den Frieden in der Region wiederherzustellen, teilte das Präsidentenbüro am Montagabend mit. Bei dem Telefonat mit Herzog habe er gemahnt, dass jeder Schritt, der den Menschen im Gazastreifen schaden könnte, die Spirale der Gewalt in der Region weiterdrehe.

Das Verhältnis zwischen Israel und der Türkei ist schwierig, zuletzt hatte es aber eine Annäherung gegeben. Zu den kritischen Punkten gehört auch die Unterstützung Ankaras für die Hamas.

Außerdem gab es in der Türkei – wie auch in Deutschland – nach dem Angriff auf israelische Zivilisten Kundgebungen zur Unterstützung Palästinas. Beteiligt war laut Tagesschau auch die islamistische Hüda Par. Ihr Chef Zekeriya Yapıcıoğlu, dessen Partei zur Regierungsallianz von Erdogans islamisch-konservativer AKP gehört, hatte sich noch am Samstag hinter die Hamas gestellt und den blutigen Angriff als legitim bezeichnet. Im Juli hatte Erdogan Palästinenserpräsident Abbas und den Hamas-Vorsitzenden Ismail Hanija in Ankara zu Gesprächen über eine Versöhnung zwischen den beiden rivalisierenden Gruppen empfangen.

Erdogan fordert unabhängigen Palästinastaat

Und auch jetzt kommt wenig Kritik an dem blutigen Angriff der Hamas aus Ankara. Die Tagesschau zitiert Erdogan wie folgt: "Die Verwirklichung eines unabhängigen und geografisch zusammenhängenden palästinensischen Staates mit Jerusalem als Hauptstadt kann nicht länger aufgeschoben werden." Wenn es nach dem türkischen Präsidenten geht, dann soll Israel das Gebiet erhalten, welches es vor dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 besessen hat, und Ost-Jerusalem soll die Hauptstadt werden.

Einig scheint sich Erdogan bei seinem Plan auch mit der türkischen Opposition zu sein. Der Vorsitzende der größten Oppositionspartei in der Türkei, CHP, Kemal Kilicdaroglu, sagt: "Palästina ist ein Land, das seit langem nach Rechten strebt. Wir sind immer auf der Seite des palästinensischen Volkes. Wir wollen niemals Krieg. Internationale Organisationen sollten eingreifen und dafür sorgen, dass Frieden herrscht – und die Rechte Palästinas gewahrt werden."

Ebenfalls eine Schuldzuweisung in Richtung Hamas vermissen lässt das türkische Außenministerium. Hier verurteilte man nur "den Verlust von Menschenleben unter der Zivilbevölkerung auf das Schärfste".

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Dennoch suchen laut Tagesschau zahlreiche Israelis in der Türkei Schutz vor weiteren Angriffen. Flugzeuge aus Israel in den Süden der Türkei seien restlos ausgebucht, heißt es. Eine Online-Zeitung schreibt: "Nach den Russen und Ukrainern, die vor dem Krieg in ihren Ländern nach Antalya geflohen sind, wird Antalya nun von Israelis überschwemmt." (dpa/the)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.