Israels Armee beklagt die bislang verlustreichste Operation seit Beginn des Krieges gegen die Hamas im Gazastreifen. Die Trauer ist groß. Israels Präsident Izchak Herzog sprach von einem "unerträglich schweren Morgen".

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Seit Beginn des Gaza-Kriegs sind noch nie so viele israelische Soldaten bei einem einzelnen Zwischenfall getötet worden wie am Montag. 21 Soldaten kamen ums Leben, als am Nachmittag zwei Gebäude explodierten und einstürzten, wie der israelische Militärsprecher Daniel Hagari am Dienstag nach Aufhebung einer Nachrichtensperre mitteilte.

Es sei einer "der schwierigsten Tage seit Kriegsausbruch" gewesen, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Dienstag nach Angaben seines Büros. "Ich trauere um unsere heldenhaften, gefallenen Soldaten." Der Krieg gehe in ihrem Namen sowie für das Leben aller Israelis weiter, so Netanjahu. "Wir werden nicht aufhören zu kämpfen bis zum vollständigen Sieg."

Israelische Soldaten bei Explosion getötet

Armeesprecher Hagari schilderte den tödlichen Zwischenfall so: Die meisten Einsatzkräfte hätten sich in den Häusern oder in deren Nähe aufgehalten. Sie hätten beide Gebäude vermint, um sie schließlich zu sprengen. Die Explosionen seien wahrscheinlich eine Folge der Minen. Die Ursache der Detonation werde untersucht, sagte Hagari weiter. Zugleich hätten Palästinenser bei dem Vorfall am Montagnachmittag eine Rakete auf einen Panzer abgefeuert, der die Soldaten sichern sollte.

Die Getöteten seien Reservisten der Armee gewesen, sagte Hagari. Während eines stundenlangen und komplexen Einsatzes hätten Rettungsteams die Opfer nach dem Vorfall geborgen.

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Herzog: Hinter jedem Toten stehe eine Familie

Israels Präsident Izchak Herzog sprach von einem "unerträglich schweren Morgen". Hinter jedem getöteten Soldaten stehe eine Familie, deren Welt zusammengebrochen sei, schrieb er auf der Plattform X (vormals Twitter).

Seit Beginn der israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen Ende Oktober sind damit nach Militärangaben 220 Soldaten und Soldatinnen getötet worden. Mehr als 1200 weitere wurden verletzt. Seit dem 7. Oktober sind demnach 556 Soldaten und Soldatinnen getötet worden.

Im gleichen Zeitraum kamen nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Gaza, die der Hamas untersteht, mehr als 25 400 Menschen als Folge des Militäreinsatzes ums Leben. Mehr als 63 300 weitere Menschen wurden demnach verletzt. Diese Angaben lassen sich zurzeit nicht unabhängig überprüfen. Wegen der vielen Opfer und des großen Leids der Zivilbevölkerung gibt es international viel Kritik am Vorgehen der israelischen Armee.

Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt hatten. Sie ermordeten dabei mehr als 1200 Menschen, die meisten waren Zivilisten.

Druck auf die Regierung nimmt zu

In Israel nimmt der Druck auf die Regierung weiter zu. Immer wieder demonstrieren Tausende Menschen dafür, die Geiseln aus dem Gazastreifen zurückzuholen. Dort halten Terroristen israelischen Regierungsangaben zufolge noch immer 132 Menschen fest, die sie am 7. Oktober entführt haben. Israel geht davon aus, dass 27 von ihnen nicht mehr leben.

Israels Führung hat einem Medienbericht zufolge nun eine zweimonatige Feuerpause vorgeschlagen, um die Geiseln freizubekommen. Das Angebot, das Ägypten und Katar übermittelt worden sei, sehe einen Rückzug israelischer Truppen aus den Bevölkerungszentren des Gazastreifens vor, meldete das Nachrichtenportal "Axios" unter Berufung auf israelische Beamte. Ein Ende des Kriegs, das die Hamas für die Freilassung weiterer Geiseln bislang verlangt, bedeutet der Vorschlag jedoch nicht.

Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" arbeiten mehrere arabische Länder an einer Friedenslösung. Diese sehe unter anderem vor, dass Saudi-Arabien im Gegenzug für die Schaffung eines palästinensischen Staates Israel die Anerkennung anbietet. Die Details würden noch ausgearbeitet, bisher sei die Haltung Israels aber ablehnend. Die USA, Deutschland und die EU verstärken derzeit den Druck auf Gegner einer Zweistaatenlösung, zu denen auch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sowie ultrarechte Mitglieder des Kabinetts zählen.

Vor dem Gaza-Krieg hatte Saudi-Arabien unter US-Vermittlung bereits Gespräche über eine mögliche Normalisierung der Beziehungen mit Israel geführt, die im Zuge des Krieges aber zum Erliegen kamen. Die Hamas wollte die Annäherung zwischen beiden Ländern eigenen Angaben zufolge mit ihrem Terrorangriff torpedieren. (dpa/cgo)

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