Sowohl die Hamas selbst als auch der Iran haben den Tod des politischen Anführers der Terrororganisation bestätigt. Reaktionen vonseiten verschiedener Verbündeter ließen nicht lange auf sich warten. Sie alle drohen Israel.

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Der Auslandschef der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, ist nach Angaben der Terrororganisation bei einem israelischen Angriff in der iranischen Hauptstadt Teheran getötet worden. Er sei infolge einer Attacke auf seine Residenz ums Leben gekommen, teilte die Hamas mit. Von israelischer Seite gab es dazu zunächst keine Mitteilung, aber Irans Revolutionsgarden bestätigten den Tod von Hanija. Er ist der ranghöchste Hamas-Anführer, der seit Beginn des Gaza-Krieges vor rund zehn Monaten getötet wurde.

Offizielle Stellungnahmen der israelischen Regierung oder des Militärs auf die Tötung Hanijas bei einem Angriff auf sein Anwesen in Teheran gab es zunächst nicht. Zwei der rechtsnationalen israelische Minister reagierten jedoch mit Genugtuung auf die Nachricht vom Tod des Hamas-Führers. "Hanijas Tod macht die Welt ein bisschen besser" schrieb Amichai Elijahu, Minister für das Kulturerbe, auf der Plattform X.

Diaspora-Minister Amichai Chikli postete ein Video Hanijas auf einer Versammlung, auf der der "Tod Israels" gefordert worden war. "Sei vorsichtig, was du dir wünschst", schrieb er als Kommentar.

Die Nachricht von Hanijas Tötung kam nur wenige Stunden nach einem israelischen Luftangriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut. Dabei wurde nach Angaben der israelischen Armee Fuad Schukr getötet, ein ranghoher Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah. Die Hisbollah ist mit der Hamas in Gaza verbündet, beide sind wiederum Verbündete des Iran.

Politikwissenschaftler Simon Wolfgang Fuchs nannte die Tötung Hanijas gegenüber dem "Tagesspiegel" eine Demütigung für den Iran. Denn: Hanija war wegen der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian in Teheran. "Einen solch wichtigen Gast nicht schützen zu können, ist eine Blamage", sagte der Nahost-Experte der Zeitung.

Sicherheitsexperte Hans-Jakob Schindler gibt Fuchs recht. "Die gezielte Tötung Hanijas ist eine sehr peinliche Angelegenheit für den Iran und für die Revolutionsgarden, die für die Sicherheit des Polit-Chefs der Hamas zuständig waren", zitiert der "Tagesspiegel" den Senior Direktor des internationalen Counter Extremism Project.

Es sei mit einer scharfen Reaktion des Irans zu rechnen.

Iran kündigt "harte Bestrafung" an

Iran verurteilte den Anschlag auf den Hamas-Führer. Das Blut von Ismail Hanija sei "zweifellos nicht umsonst geflossen", sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani in einer Presseerklärung. Es werde Israel letztendlich zum Verhängnis werden. Der oberste Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, kündigte Vergeltung an. Israel habe den Hamas-Chef "in unserem Haus" ermordet, wurde Chamenei auf seiner Website zitiert. "Es wird eine harte Bestrafung geben."

Terrororganisationen kündigen neuen Widerstand gegen Israel an

Die Terrororganisation Hisbollah machte bereits kurz nach der Todesnachricht deutlich: Diese Entwicklung wird zu noch mehr Widerstand gegen Israel führen. Hanija sei der größte Widerstandskämpfer dieser Zeit gewesen, teilte die Hisbollah mit. Durch Hanijas Tod würden "Widerstandskämpfer an allen Schauplätzen" noch entschlossener kämpfen.

Der Islamische Dschihad ernannte Hanija zum Märtyrer. Die palästinensische Terrororganisation sprach von einem "abscheulichen Mord". In einer Stellungnahme heißt es, Hanija sei ein "Symbol des Widerstands" und ein großer nationaler Anführer. Sein Tod werde das palästinensische Volk nicht von seinem anhaltenden Widerstand abhalten. Auch die Huthi-Miliz im Jemen bezeichnete Hanija als Märtyrer. Der Vorsitzende des Hohen Politischen Rats, Mahdi al-Maschat, sprach von einem "großen Verlust für das palästinensische Volk und das gesamte Volk des Islams". Israel und die USA müssten die Verantwortung tragen für eine Ausweitung des Kriegs in der Region.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilt den Angriff als "feigen Akt". In einer Stellungnahme sprach der Leiter der palästinensischen Autonomiebehörde zudem von einer "gefährlichen Entwicklung". Der Generalsekretär der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Hussein Al-Scheik, schrieb auf der Plattform X, seine Organisation verurteile "den Mord an dem nationalen Führer" Hanija. Er sprach von der Notwendigkeit der Einigung der verschiedenen palästinensischen Gruppen und Fraktionen.

Das türkische Außenministerium nannte den tödlichen Anschlag auf Hanija "niederträchtig". Damit verfolge Israel das Ziel, den Gaza-Krieg auf die Region auszuweiten, hieß es in einer Mitteilung. Die Türkei unterhält gute Beziehungen zur islamistischen Hamas.

Erst im April hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Hamas-Auslandschef Hanija in Istanbul getroffen. Erdogan hatte das Massaker der Islamisten in Israel am 7. Oktober 2023 zwar verurteilt. Die dafür verantwortliche Hamas bezeichnete der türkische Präsident aber später wiederholt als Befreiungsorganisation. Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei haben sich seitdem massiv verschlechtert.

Kritik kommt auch aus China. "Wir sind äußerst besorgt über den Vorfall, lehnen die Ermordung entschieden ab und verurteilen sie", sagte ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums. China sei tief besorgt, dass der tödliche Angriff auf Ismail Hanija zu weiterer Instabilität in der Region führen könnte. Stattdessen fordert die Volksrepublik einen Waffenstillstand. (dpa/ras)

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