US-Präsident Trump will aus dem Gazastreifen ein amerikanisches Urlaubsparadies machen und glaubt, die Bewohner würden freiwillig in Nachbarländer umziehen. Nahostkonflikt gelöst? Tatsächlich sind die Menschen in Gaza entsetzt angesichts der Pläne – und denken nicht daran, zu gehen.

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"Trump hält den Gazastreifen für einen Haufen Müll", empört sich Hatem Assam aus Rafah. Wie die meisten Palästinenser ist er entsetzt über die Pläne des US-Präsidenten für den Gazastreifen. Donald Trump will die Bewohner zwangsweise umsiedeln, das Küstengebiet zur "Riviera des Nahen Ostens" wieder aufbauen und unter Kontrolle der Vereinigten Staaten stellen. Dies seien Ideen eines "wahnhaften" Mannes, sagt Assam.

Der 34-Jährige lebt im Süden des Gazastreifens. Er kann nicht verstehen, wie der US-Präsident denken kann, er könne über die Palästinenser bestimmen: "Er will Ägypten und Jordanien zwingen, Migranten aufzunehmen, als gehörten sie ihm." Die beiden Nachbarländer lehnen Trumps Umsiedlungspläne kategorisch ab.

Land und Volk gehören für viele Palästinenser zusammen

Der US-Präsident hatte sich am Dienstag mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu in Washington getroffen, um über die Zukunft des durch die mehr als 15-monatigen Kämpfe verwüsteten Gazastreifens zu sprechen. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz kündigte Trump die "langfristige" Übernahme des Palästinensergebiets durch die USA an.

Palästineser in Gaza gegen Trumps Umsiedlungsplan

Palästineser in Gaza kritisieren Trumps Umsiedlungsplan

US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, dass die USA den Gazastreifen in Besitz nehmen wollen; die dort lebenden Palästinenser sollten umgesiedelt werden. Der Vorschlag stößt bei Menschen in Gaza-Stadt auf heftige Gegenwehr.

Schon zuvor hatte er davon gesprochen, den Gazastreifen zu "räumen" – ein Vorhaben, das mehrere Länder als "ethnische Säuberung" verurteilten. Die Palästinenser würden den Gazastreifen "liebend gerne verlassen“, behauptete Trump am Dienstag. "Wenn wir das richtige Stück Land oder mehrere Stücke Land finden und ein paar wirklich schöne Orte bauen könnten, (...) dann wäre das meiner Meinung nach viel besser, als nach Gaza zurückzukehren, wo es jahrzehntelang Tod gegeben hat."

Das sehen die Palästinenser vor Ort ganz anders. "Trump und Netanjahu müssen die Realität des palästinensischen Volkes und der Menschen im Gazastreifen verstehen", sagt Assam. "Dies ist ein Volk, das tief in seinem Land verwurzelt ist – wir werden nicht gehen."

"Wir werden bleiben, egal was passiert"

"Wir werden bleiben, egal was passiert", sagt auch Ihab Ahmed, der ebenfalls in Rafah wohnt. "Selbst wenn wir in Zelten und auf der Straße leben müssen, werden wir diesem Land verbunden bleiben." Die Palästinenser hätten aus dem Krieg von 1948 Lehren gezogen, als nach der Staatsgründung Israels Hunderttausende Palästinenser vertrieben wurden – und nie wieder zurückkehren durften. "Die Welt muss diese Botschaft verstehen: Wir werden nicht wie 1948 gehen", bekräftigt Ahmed.

Raafat Kalob sorgt sich, was das Treffen zwischen Trump und Netanjahu in Washington für sein Leben bedeuten werde. Er steht vor Ruinen in Dschabalija, einer Stadt im Norden des Gazastreifens. "Ich hoffe aufrichtig, dass Trumps Plan, das palästinensische Volk gewaltsam umzusiedeln, nicht erfolgreich sein wird", sagt Kalob.

Leben in der Trümmerwüste

Seit Beginn der Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas am 19. Januar sind mehr als eine halbe Million Menschen in den Norden des Gazastreifens zurückgekehrt. In Dschabalija leben viele von ihnen in Zelten neben ihren zerbombten Häusern. Fassaden sind kaputt, Fenster herausgerissen, überall sind Einschusslöcher zu sehen. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden rund 70 Prozent der Gebäude im Gazastreifen zerstört.

Manche Palästinenser sind dennoch optimistisch, wie Madschid al-Sebda. "Trump wird Netanjahu unter Druck setzen, diesen Krieg endgültig zu beenden", hofft der 50-Jährige aus Dschabalija. In der ersten, sechswöchigen Phase des Waffenstillstands werden israelische Geiseln und palästinensischen Gefangene ausgetauscht, die Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe und die Zukunft des Gazastreifens stehen noch aus.

Doch egal, was in Washington oder Doha beschlossen wird, al-Sebda will den Gazastreifen nicht verlassen – obwohl seine Familie mit sechs Kindern im Krieg ihr Haus verloren hat. "Wir sind die Besitzer dieses Landes", sagt er. "Wir waren schon immer hier und werden es immer sein. Die Zukunft gehört uns." (afp/bearbeitet von mcf)

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