Die Fronten zwischen Israel, den USA und der Hamas verhärten sich wieder. Drohungen von beiden Seiten könnten zum erneuten Aufflammen der Kriegshandlungen führen und das Leben der verbliebenen Geiseln gefährden.

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Verschärfte Drohungen lassen die Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas immer fragiler erscheinen. Nach der ultimativ "letzten Warnung" des US-Präsidenten Donald Trump an die Hamas, alle Geiseln sofort freizulassen, warnt die Terrororganisation ihrerseits für den Fall einer Wiederaufnahme der Kämpfe vor der Tötung von Verschleppten. "Jegliche Eskalation der Aggression" gegen das palästinensische Volk werde zur Tötung einer Reihe von Geiseln führen, sagte Hamas-Sprecher Abu Obeida.

USA appellieren an Hamas, "das Richtige zu tun"

Er hoffe, dass die Situation durch Verhandlungen gelöst werden könne, sagte der US-Sondergesandte Steve Witkoff. "Falls der Dialog nicht funktioniert, dann ist die Alternative für die Hamas keine so gute Alternative", sagte er zu Reportern. Witkoff deutete dabei ein mögliches gemeinsames Vorgehen der USA und Israels gegen die Hamas an, sollte die Terrorgruppe nicht alle Geiseln freilassen. "Ich denke, es werden einige Maßnahmen ergriffen", sagte Witkoff vor dem Weißen Haus. "Das könnte gemeinsam mit den Israelis geschehen."

Die Hamas habe die Möglichkeit, "vernünftig zu handeln, das Richtige zu tun und dann zu gehen", fügte Witkoff hinzu. Die islamistische Terrororganisation werde den Gazastreifen nicht länger regieren.

Nach Informationen der "Washington Post" waren kürzlich bei Gesprächen zwischen Vertretern der USA und der Hamas in Katar mehrere Optionen erörtert worden, darunter eine zweimonatige Verlängerung der Waffenruhe und eine Wiederaufnahme der humanitären Hilfe für den Gazastreifen im Gegenzug für die Freilassung lebender Geiseln. Die US-Regierung hat direkte Gespräche mit der Hamas über die Geiseln bestätigt. Frühere US-Regierungen hatten direkte Gespräche mit Organisationen, die sie als terroristisch einstuften, offiziell stets vermieden.

Trump und Israel erhöhen Druck auf Hamas

Trump stellte der Hamas ein Ultimatum. Die Islamistenorganisation müsse sofort alle israelischen Geiseln und auch alle Leichen von Entführten übergeben "oder es ist vorbei für Euch", schrieb der US-Präsident auf seiner Plattform Truth Social. "Ich schicke Israel alles, was es braucht, um die Sache zu Ende zu bringen. Kein einziges Hamas-Mitglied wird sicher sein, wenn Ihr nicht tut, was ich sage."

Nach israelischen Informationen werden noch 24 lebende Geiseln und 35 Leichen von Verschleppten im Gazastreifen festgehalten. Unter den Überlebenden ist israelischen Angaben zufolge ein junger Soldat, der neben der israelischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Die Angehörigen der Entführten befürchten, dass die Zeit für die um ihr Leben bangenden Geiseln bald abläuft.

Um Druck auf die Islamistenorganisation auszuüben, hatte Israel nach dem Ablauf der ersten Phase der Waffenruhe-Vereinbarung mit der Hamas einen vollständigen Stopp der Hilfslieferungen nach Gaza verhängt. Das trifft vor allem die notleidende palästinensische Zivilbevölkerung in dem von schweren Kriegsschäden, Armut und Nahrungsmittelmangel gezeichneten Küstengebiet.

Israels Regierung will, dass die Hamas einer Verlängerung der ersten Phase der Waffenruhe zustimmt – und droht damit, den Krieg ohne die Freilassung weiterer Geiseln von Neuem zu beginnen. Die Hamas lehnt eine Verlängerung der ersten Phase des Abkommens ab und will zur zweiten Phase übergehen, die das Ende des Krieges und den vollständigen Abzug der israelischen Truppen vorsieht.

Trump drängt Hamas zur Freilassung aller Geiseln

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"Eine schöne Zukunft erwartet euch, aber nicht, wenn ihr Geiseln nehmt", schrieb der US-Präsident mit Blick auf die Menschen im Gazastreifen. Auf den Straßen von Chan Junis reagierten Palästinenser mit Kritik.

Kritik an Stopp der Hilfslieferungen

Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, kritisierte Israels Stopp für Hilfslieferungen. "Die Grenze jetzt wieder dichtzumachen für die internationale humanitäre Hilfe steht nach unserer Überzeugung nicht im Einklang mit Israels völkerrechtlichen Verpflichtungen", sagte er der "Rheinischen Post". Er warnte davor, die Bevölkerung des Küstenstreifens mit der Hamas gleichzusetzen.

"Es kann nicht richtig sein, die notleidende Bevölkerung von Gaza pauschal den Preis für die entsetzlichen Verbrechen der Hamas bezahlen zu lassen", sagte Seibert. Die Terrororganisation zweige einen Teil der Hilfslieferungen ab und profitiere davon. "Dagegen muss vorgegangen werden – aber die Menschen brauchen Unterstützung." (dpa/bearbeitet von the)