Droht nach dem amerikanischen Angriff auf einen syrischen Armeestützpunkt ein globaler Konflikt? Die meisten Gäste von Anne Will äußern eher leise Hoffnung: Vielleicht seien "die zwei Machos" Putin und Trump ja näher beieinander, als man denkt.
Donald Trump hat es mal wieder in den Titel einer deutschen Talkshow gebracht. Dieses Mal aber in ungewohnter Rolle: Bei
Seit seinem Militärschlag gegen einen Armeestützpunkt in Syrien erhält Trump Beifall aus dem US-Kongress. Und auch Bundesverteidigungsministerin
Die Verteidigungsministerin gibt sich in dieser Frage diplomatisch: Sie äußert Verständnis für die amerikanische Attacke auf das Regime des syrischen Präsidenten
"Nicht von Weltkriegsangst befallen"
Dafür aber stehen die Zeichen nicht gerade gut, wenn Trump einen Keil zwischen sich selbst und seinen Männerfreund
John Kornblum, ehemaliger US-Diplomat und amerikanischer Botschafter in Deutschland, glaubt eher, dass Putin in einer Sackgasse steckt und verhandlungsbereit sein könnte.
Der Historiker Michael Wolffsohn ist sogar überzeugt: "Es gab eine Verständigung zwischen Russland und Washington." Seine Erklärung: Hätten sie gewollt, hätten die Russen doch ihr Abwehrsystem gegen die amerikanischen Raketen in Stellung bringen können. Haben sie aber nicht. "Ich bin nicht von einer Weltkriegsangst befallen", sagt Wolffsohn.
Zwischen dem Historiker und der Verteidigungsministerin sitzt Jan van Aken. Der Außenpolitiker der Linkspartei war selbst vor einigen Jahren Biowaffen-Inspekteur der Vereinten Nationen. Er hält Trumps Militärschlag für falsch.
Ja, das Giftgas Sarin, das in Idlib eingesetzt wurde, stamme wahrscheinlich aus dem Arsenal des Assad-Regimes. Aber Van Aken hält es für möglich, dass auch Assads Gegner daran gelangt sein könnten. "Es ist vollkommen unklar, wer es eingesetzt hat."
Allerdings sei auch er "ein bisschen optimistisch", sagt der Bundestagsabgeordnete, mit Blick auf Trump und Putin: "Wenn wir nicht wollen, dass sich die Stimmung zwischen den zwei Machos aufschaukelt, sollte es eine gemeinsame US-amerikanische und russische Untersuchungskommission geben."
Ist der Westen an allem schuld?
Fast könnte man also meinen, es gehe allzu harmonisch zu im Studio. Allerdings hat die Redaktion der Sendung ja noch Michael Lüders eingeladen.
Der Politik- und Wirtschaftsberater malt ein Schreckensszenario und beschuldigt den Westen: Den Bürgerkrieg in Syrien hätten die westlichen Staaten zu verantworten, die das Assad-Regime schwächen wollten, um auch dessen Verbündeten Iran zu schwächen.
Außerdem mahnt Lüders: "Was wenn beim nächsten Angriff der Amerikaner – und sei es versehentlich – Russen vor Ort zu Schaden kommen oder ein russisches Flugzeug abgeschossen wird? Das werden sich die Russen nicht gefallen lassen."
Bleibt noch eine andere Frage: Wie kann eine friedliche Zukunft für Syrien überhaupt aussehen? Da sind sich Verteidigungsministerin Von der Leyen und der ehemalige US-Botschafter Kornblum, die vorher oft auf einer Linie lagen, mal nicht einig.
Von der Leyen sagt: Es muss eine Zukunft ohne Assad geben. Für Kornblum ist eine Übergangsrolle des jetzigen syrischen Machthabers dagegen eine "bittere Pille", die der Westen möglicherweise schlucken müsse.
Für Linkspolitiker Jan van Aken dürften solche Gedankenspiele dagegen von Grund auf falsch sein. Ein von außen aufgezwungener Regimewechsel habe noch nie funktioniert, sondern Länder nur ins Chaos gestürzt, sagt er.
"Irgendwann müssen wir es doch einsehen, dass das nicht funktioniert." Und deswegen sei auch der Angriff der Amerikaner falsch gewesen.
Polit-Profi Von der Leyen
Da ist die Sendung auch schon fast zu Ende – und mit ihr eine sachliche, aber nicht besonders aufregende Diskussion. Eine konnte dabei mal wieder beweisen, dass sie ein politischer Profi ist: Ursula von der Leyen.
Sie hat nicht nur klargemacht, dass sie mit den Mächtigsten der Welt in engem Kontakt steht: "Jim" Mattis (der amerikanische Verteidigungsminister) habe sie persönlich nachts angerufen und vom US-Luftschlag unterrichtet, erwähnt sie nebenbei.
Von der Leyen schnappt sich auch das letzte Wort und nutzt es für ein salbungsvolles Statement: "Die Stärke der Europäer sind Stabilität und Vermittlungsarbeit – und dafür wird man die Europäer brauchen." Damit konnte der Zuschauer dann fast beruhigt schlafen gehen.
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