Mitte Juni kam es in Essen und Castrop-Rauxel zu heftigen Clan-Tumulten und Massenschlägereien. Bei "Markus Lanz" erklärten Gäste wie Politologe Ralph Ghadban und SPD-Politiker Sebastian Fiedler am Mittwochabend, warum dies wenig überraschend ist und wo die Fehler der Politik liegen könnten.
Die Ampel-Koalition stellte jüngst fest, dass sich viele Bürger in Deutschland aufgrund steigender Clankriminalität in ihrem Alltag "schlicht nicht mehr sicher" fühlen. Auch bei "
Das ist das Thema bei "Markus Lanz"
In Castrop-Rauxel und Essen gingen Mitte Juni zwei verfeindete Familien unter anderem mit Dachlatten, Baseballschlägern und Macheten aufeinander los. Bei "Markus Lanz" sprach Islamwissenschaftler Ralph Ghadban am Mittwochabend über die möglichen Hintergründe und Auslöser von Clankriminalität, während SPD-Mann Sebastian Fiedler der Politik große Versäumnisse vorwarf.
Das sind die Gäste
- Sebastian Fiedler, SPD-Politiker: "In den Bundesländern fehlen die Ressourcen an allen Ecken und Kanten."
- Alice Bota, Journalistin: "
Wladimir Putin erlebt die schwerste Krise seiner Herrschaft." - Ursula Weidenfeld, Journalistin: "Das Entsetzen ist auch vorhanden, weil ganz selten so offen das Gewaltmonopol des Staates bestritten wird."
- Ralph Ghadban, Politologe: "Die Clankriminalität ist an erster Stelle ein Integrationsproblem."
Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
Zu Beginn der Sendung stellte Markus Lanz fest: "Irgendwie ist die Welt ein sehr gewalttätiger Ort geworden." Damit sprach der ZDF-Moderator vor allem die Zwischenfälle in Castrop-Rauxel und Essen an, bei denen es Mitte Juni zu brutal ausgetragenen Konflikten zwischen verfeindeten Großfamilien aus Syrien und dem Libanon kam. Zum Thema Clankriminalität fragte Lanz mit kritischem Blick: "Wie konnte es so weit kommen?" SPD-Politiker Sebastian Fiedler erklärte zunächst, dass er sich schon seit Jahren mit dem Thema beschäftige.
Laut des Ex-Bundesvorsitzenden des BDK (Bund Deutscher Kriminalbeamter e.V.) seien "die Grundstrukturen" verschiedener Familienclans schon länger bekannt. Wegen meist belangloser Streitigkeiten werde eine "Gewaltspirale ausgelöst", die wiederum zu Massenschlägereien wie jüngst in Essen und Castrop-Rauxel führe, schilderte er.
Auch Journalistin Ursula Weidenfeld merkte an: "Es ist nicht das erste Mal, und das Erstaunliche ist, dass das Entsetzen eben immer wieder neu da ist." Weidenfeld erklärte im Gespräch mit Lanz, dass sie sich ein härteres Durchgreifen des Staates wünsche, aber eine gewisse "Hilflosigkeit" in der Politik verspüre. Für Islamwissenschaftler Ralph Ghadban ist genau diese Hilflosigkeit jedoch völlig unverständlich, denn er warnte bereits vor rund 20 Jahren vor steigender Clankriminalität in Deutschland.
Auf die Auslöser angesprochen stellte Ghadban fest, dass es sich beim Thema Clankriminalität nicht nur um eine "strafrechtliche Angelegenheit", sondern an erster Stelle um "ein Integrationsproblem" handle. Die größte Problematik sehe der Politologe jedoch in der "Clansolidarität": "Der Clan ist ein Verband von Leuten, die verwandtschaftlich verbunden sind." Der Islamwissenschaftler ergänzte, dass darin "die Schwierigkeit für die Polizei" liege, denn "wenn man sie verhaftet, kommt nichts raus."
Markus Lanz wollte daraufhin wissen: "Wie konnte sich diese Struktur und die ganze Kriminalität so verbreiten?" Sebastian Fiedler gab zu, dass es vor der Silvesternacht 2015/16 schwierig gewesen sei, öffentlich über Clankriminalität zu sprechen: "Wir haben uns in der öffentlichen Debatte nicht getraut, (...) die Dinge so beim Namen zu nennen." Gleichzeitig blickte der SPD-Politiker sorgenvoll in die Zukunft und erklärte, dass es auch ein "heftiges Rechtsextremismus-Problem" im Land gebe.
Laut Fiedler versuche vor allem die AfD mit Themen wie steigender Clankriminalität "Politik zu machen". Er kritisierte gleichzeitig auch die Ampel-Regierung und sagte: "Diese Politik der tausend Nadelstiche ist gescheitert. (...) Es reicht eben nicht, jeden Tag eine Shisha-Bar-Razzia zu machen und vor den Augen der Öffentlichkeit zu präsentieren: Wir tun jetzt was." Vielmehr plädierte Fiedler bei Lanz: "Es reicht nicht nur, die gesellschaftliche Debatte zu führen, sondern wir müssen sagen: In den Bundesländern fehlen die Ressourcen an allen Ecken und Kanten!" Er ergänzte sichtlich emotional: "Der wunde Punkt ist die Kohle!"
So hat sich Markus Lanz geschlagen
ZDF-Moderator Markus Lanz gelang am Mittwochabend eine angeregte Debatte zum Thema Clankriminalität in Deutschland. Er stellte zwar häufiger die Frage, wie das Ganze "so aus dem Ruder laufen" konnte, doch am Ende lief dem Moderator die Zeit davon und er konnte kein richtiges Fazit ziehen. Auch die Fehler der Ampel-Koalition, die Versäumnisse der Integrationspolitik sowie den aktuellen Erfolg der AfD konnte Lanz in der Sendung nur unzureichend beleuchten.
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen libanesischen und syrischen Gruppen in den Ruhrgebietsstädten Castrop-Rauxel und Essen diskutierten die Gäste bei "Markus Lanz" angeregt zum Thema Clankriminalität in Deutschland.
Während Politologe Ralph Ghadban bereits seit 20 Jahren vor steigender Clankriminalität warnt, sprach SPD-Mann Sebastian Fiedler leidenschaftlich über mögliche Versäumnisse und Lösungsansätze der Politik. Dennoch merkte Lanz zu Recht innerhalb der Sendung an: "Das Gefühl zu verbreiten, dass die deutsche Migrationsgeschichte eine einzige Versagensgeschichte ist, das wäre fatal und falsch." © 1&1 Mail & Media/teleschau
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