Staus, Funklöcher, Zugausfälle. Die deutsche Infrastruktur ist teilweise in einem maroden Zustand. Für Frank Plasberg und seine Gäste die Chance, mal so richtig abzulästern.
Wirtschaftlich zählt Deutschland zu den Top-Nationen der Welt, doch die Infrastruktur lässt hierzulande mitunter zu wünschen übrig. Ein Nachteil im globalen Wettbewerb, der uns in Zukunft noch teuer zu stehen kommen könnte.
Hart aber fair: "Hier Funkloch, da Schlagloch: Ist Deutschland ein Sanierungsfall?"
Was ist das Thema?
Staus, Funklöcher und Zugverspätungen prägen den Alltag vieler Menschen in Deutschland. So diskutierte
Wer sind die Gäste?
Peter Altmeier: Der Bundeswirtschaftsminister ist selbst regelmäßig Leidtragender von schlechtem Handyempfang und forderte: "Die Menschen haben einen Anspruch darauf, dass wir nicht schlechter telefonieren können als beispielsweise in den Niederlanden."
Eine wirkliche Lösung, außer an die Telekommunikationsunternehmen zu appellieren, neue Masten aufzustellen, hatte er jedoch auch nicht parat. Immerhin habe Deutschland in den letzten drei Jahren 50 Prozent mehr Verkehrsinfrastrukturgelder in den Haushalt eingestellt, so der Minister.
Steffi Neu: Die WDR-Radiomoderatorin zahlt mit ihrer Familie insgesamt 120 Euro im Monat für "schlechtes Internet". Sie würde sich schon freuen, wenn sie ihre Kinder nicht aus dem W-Lan schmeißen muss, wenn sie Onlinebanking machen will.
Nicht besser sieht es in ihrem Wohnort an der deutsch-niederländischen Grenze mit dem Handyempfang aus: Nur auf der Terrasse und direkt unterm Dachfenster kann sie telefonieren. Ein bis zwei Prozent der Deutschen leben in Gegenden mit Funklöchern.
Frank Thelen: Der Unternehmer, aus "Die Höhle des Löwen" bekannt, forderte von der Politik bessere Rahmenbedingungen für den Ausbau des Handynetzes. Der Fehler sei im Jahr 2000 passiert, als der Bund die UMTS-Lizenzen für 50 Milliarden Euro verkauft hatte. Das Geld fehlt den Unternehmen bis heute beim Netzausbau.
Ideal wäre ein Staatsnetz, wo alle ihre "Dienstleistungen drauf machen können", forderte Thelen. Von der Bahn wünscht er sich die Entwicklung einer "digitalen DNA".
Hermann Lohbeck: Der Unternehmer teilte Altmeiers Telefonerfahrungen: "Das ist einem peinlich, wenn man seine Kunden oder Mitarbeiter im Ausland anruft", schimpfte er. Die Politik müsse den Ausbau der Netze selbst in die Hand nehmen.
Jeder Politiker habe das Wort Digitalisierung jeden Tag im Mund – "aber was tun wir"? In der Landwirtschaft ist die Digitalisierung mit Robotern zum Ausmisten der Ställe, Ernte überwachenden Drohnen und digital gesteuerter Bewässerung von Feldern schon angekommen. Nur: Den Bauern fehle oft das Netz, um die neue Technik zu nutzen, klagte Lohbeck.
Lina Ehrig: Die Mitarbeiterin der Verbraucherzentrale klärte auf, dass nur 1,6 Prozent der Handynutzer die Geschwindigkeit bekommen, die sie vertraglich abgeschlossen haben. Hinzu kommt: "Deutschland ist im europäischen Durchschnitt sehr teuer".
Ehrig setzte sich für besseren Verbraucherschutz bei Internetausfall ein und forderte Altmeier direkt auf, tätig zu werden.
Was war der Moment des Abends?
"Ich kann noch nicht mal die Funkloch-App laden", stellte Radio-Moderatorin Steffi Neu fest. Da brach Frank Thelen in schallendes Gelächter aus. Manchmal half eben nur noch Galgenhumor.
Wie hat sich Frank Plasberg geschlagen?
Der Gastgeber zeigte sich in einer Sendung, "die Fakten brachte, aber auch ein wenig Stammtisch war", bestens aufgelegt. Er forderte zum Sammeln für die Bahnvorstände auf, sollten die ihr Gehalt, wie es ein Zuschauer online gefordert hatte, entsprechend zum prozentualen Anteil der pünktlichen Züge (aktuell rund 71 Prozent) bekommen.
Und Wirtschaftsminister Altmeier nannte er scherzhaft "Castros Erbe", nachdem Thelen eine Quasi-Verstaatlichung des Handynetzes als Lösung vorgeschlagen hatte.
Altmeier, der an diesem Abend – als einziger Politiker – "die Torten" abbekam, nahm er besonders ins Gebet. "Sie könnten was ändern. Warum tun Sie es nicht?"
Was ist das Fazit?
In einer Sendung, in der jeder mal so richtig Dampf ablassen konnte, fehlte es letztlich an lösungsorientierten Vorschlägen für die großen Probleme.
Ausgerechnet die Unternehmer in der Runde forderten stärkere staatliche Eingriffe beim Ausbau der Handynetze. Aber um flächendeckend für 5G-Netze zu sorgen, mit denen Echtzeitübertragungen möglich wären, müssten Hunderttausende neue Masten aufgestellt werden, rechnete Plasberg vor. Wer das bezahlen soll, blieb letztlich offen.
Altmeier schlug eine gemeinsame Lösung der Telekommunikationsunternehmen vor, die in abgelegenen Gebieten doch die Masten der Konkurrenz mitbenutzen könnten.
Der Minister entwarf zwar Visionen von 5G-Netzen und problemlos kommunizierenden selbst fahrenden Pkw, wäre aktuell aber schon froh, wenn das funktionieren würde, "was wir haben". Anspruch und Realität klaffen in Deutschland bei der Infrastruktur weit auseinander.
Schließlich versprach Altmeier zumindest beim Thema Stau Linderung. Er wolle die Baustellen an Autobahnen besser organisieren lassen, damit künftig weniger in der Ferienzeit gebaut werde. Das war zwar nicht sehr innovativ, aber zumindest lösungsorientiert.
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