Reinhold Beckmann hat im TV-Talk bei Markus Lanz die Geschichte seiner Familie offenbart. Auch über die Kindergrundsicherung und Hubert Aiwanger wurde gesprochen.

Eine Kritik
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Der russische Angriffskrieg in der Ukraine weckt bei vielen Menschen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg. Bei "Markus Lanz" sprach TV-Moderator Reinhold Beckmann offen über das Schicksal seiner eigenen Familie sowie den tragischen Tod seiner vier Onkel. Diskutiert wurde indes auch über den anhaltenden Ampel-Zwist, die Kindergrundsicherung und Hubert Aiwanger.

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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Seit nunmehr eineinhalb Jahren tobt der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Bei "Markus Lanz" sprachen am Dienstagabend Gäste wie Reinhold Beckmann und Sönke Neitzel über die Parallelen zum Zweiten Weltkrieg, während FDP-Vize Johannes Vogel mit dem ZDF-Moderator über die Dauerstreitigkeiten in der Ampelkoalition diskutierte.

Das sind die Gäste

  • Johannes Vogel, FDP-Politiker: "Der Krieg kann nur enden, wenn dieser menschenverachtende Angriffskrieg Putins scheitert."
  • Melanie Amann, Journalistin, über die Ampelregierung: "Es herrscht ein Mangel an Zusammenhalt."
  • Sönke Neitzel, Militärexperte: "Man tut im Krieg Dinge, von denen man nie gedacht hätte, dass man sie tun würde."
  • Reinhold Beckmann, Moderator: "Wir dachten alle, wir wären so weit in unserer europäischen Welt, dass so ein Krieg nicht mehr möglich wäre."

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Am Dienstagabend fokussierte sich Markus Lanz unter anderem auf die tragische Familiengeschichte von TV-Moderator Reinhold Beckmann, der einen persönlichen Einblick in die schicksalhafte Geschichte seiner Mutter Aenne gewährte, die in der NS-Zeit ihre vier Brüder verlor. Dass jetzt in der Ukraine - und damit auch an den Orten, die im Leben seiner Onkel eine so wichtige Rolle spielten - wieder Krieg herrscht, schien für Beckmann unvorstellbar zu sein.

Gerade deshalb sei es für ihn so wichtig, ein Buch über seine Familiengeschichte ("Aenne und ihre Brüder") zu schreiben. "Das war schon natürlich erstmal ein Schock, dass das wieder passieren konnte", sagte Beckmann über den Krieg in der Ukraine. Der TV-Moderator ergänzte: "Wir dachten alle, wir wären doch so weit in unserer zivilisierten, europäischen Welt, dass so ein Krieg nicht mehr möglich wäre."

Der Moderator erzählte daraufhin vom Schicksal seiner vier Onkel, die einst zu den Millionen Männern der Wehrmacht zählten. Lanz relativierte in dem Zusammenhang, dass "die große Masse" der Wehrmacht vermutlich keine Nationalsozialisten, sondern "ganz normale Männer" waren. Beckmann stimmte zu und bezeichnete seine Onkel als "Diener des Systems". Militärexperte Sönke Neitzel gab daraufhin zu: "Man tut im Krieg Dinge, von denen man nie gedacht hätte, dass man sie tun würde."

Während das Schicksal von Reinhold Beckmanns Familie für betretenes Schweigen unter den Gästen sorgte, lenkte Markus Lanz immer wieder den Fokus auf Aenne, die Mutter des Moderators. Beckmann wurde sichtlich emotional, als er über ihre "Unverlierbarkeit im Guten" und ihre unerschütterliche "Lebenshoffnung" sprach, obwohl ihr "keine Bildung geschenkt" wurde und sie selbst ihre Eltern früh verlor. Markus Lanz merkte an: "Dass daraus dennoch gelungenes Leben wird, das ist beeindruckend. Weil es zeigt auch, wozu wir in der Lage sind."

Im gleichen Atemzug sprach der ZDF-Moderator erneut die aktuelle Lage in der Ukraine an und fragte seine Gäste, ob es Parallelen zum Zweiten Weltkrieg gebe. Sönke Neitzel wiegelte ab: "Der Krieg in der Ukraine ist ein sehr, sehr anderer." Der Militärexperte ergänzte: "Wir sehen Gott sei Dank, dass dieser Krieg in der Ukraine nicht so eskaliert - mit eben nicht denselben Opferzahlen wie der Krieg in der Ukraine 41/42."

FDP-Vize Johannes Vogel fügte jedoch mit ernster Miene hinzu: "Der Krieg kann nur enden, wenn dieser menschenverachtende Angriffskrieg Putins scheitert." Daraufhin gab Reinhold Beckmann seine düstere Prognose ab und erklärte, dass er davon ausgehe, "dass dieser Krieg in der Ukraine (...) bis ins nächste Jahr" weitergeht.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Mit Blick auf das politische Klima in Deutschland sprach Markus Lanz die ständigen Streitereien in der Ampelkoalition an und fragte FDP-Vize Johannes Vogel in Bezug auf die Kabinettsklausur in Meseberg: "Wie würden Sie die Situation im Moment beschreiben: Ist es eine Dreier-Paartherapie?"

Johannes Vogel antwortete ruhig, dass es mittlerweile unwahrscheinlich sei, dass man zu einer Situation kommt, in der "irgendwie zwei Parteien" miteinander koalieren würden, "die sich zu 80 Prozent einig sind und dann nur noch 20 Prozent diskutieren müssen".

Durch das "veränderte Parteiensystem" gebe es laut Vogel nunmal die Situation, dass ganz unterschiedliche Parteien miteinander koalieren müssen und es dadurch häufiger zu Debatten kommt. Lanz konterte, dass man die Schuld nicht bei den Bürgern suchen darf, denn "Sie streiten sich ja selber". Der ZDF-Moderator bohrte bei Vogel nach: "Warum kriegen Sie das nicht hin?" Der FDP-Politiker versuchte, die Regierung zu verteidigen und stellte klar: "Wir kriegen es ja bei Themen hin, über die wir oft zu wenig reden. (...) Wir reden über die, wo gestritten wird."

Gleichzeitig gab Johannes Vogel fast schon kleinlaut zu, dass das jüngste Aufhalten des Wachstumschancengesetzes "unnötig" gewesen sei, denn: "Für mehr Wirtschaftswachstum müssen wir was tun."

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Lanz wollte deshalb von "Spiegel"-Journalistin Melanie Amann wissen: "Ist das noch normaler Streit?" Sie reagierte streng: "Normal ist daran nichts." Amann merkte zudem an, dass noch am Anfang der Regierungszeit vieles besser funktioniert und die Ampel "ziemlich viel auf die Kette gekriegt" hat. Jetzt "auf einmal ruckelt es immer mehr". Auch Reinhold Beckmann kritisierte den Kurs der Ampel und sagte: "Man geht zerzaust in die Sommerpause und geht noch zerzauster wieder heraus. Das wollen die Bürger nicht, (...) dass jeder kleinste Konflikt öffentlich wird."

Johannes Vogel wollte derweil den Fehler nicht in den eigenen Reihen sehen und sprach von Versäumnissen der "letzten zehn Jahre". Er erklärte nachdenklich: "Mein Gefühl ist, wir sind die großen Aufgaben nicht angegangen (...) und jetzt holt uns das ein." Ein Argument, das bei den übrigen Gästen nur für Kopfschütteln sorgte.

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Markus Lanz gelang eine abwechslungsreiche Sendung, in der es viele impulsgebende Wortbeiträge von Gästen wie Reinhold Beckmann gab, der den übrigen Gästen eine kleine Geschichtsstunde mit großer persönlicher Note lieferte.

Dass man dann auch noch den Bogen zur aktuellen Flugblatt-Affäre rund um Hubert Aiwanger (Freie Wähler) spannen wollte, war allein der Tagesaktualität geschuldet: FDP-Vize Johannes Vogel forderte jedenfalls: "Hubert Aiwanger muss sich öffentlich erklären!" Melanie Amann fügte hinzu: "Ich würde auch gar nicht sagen, er muss jetzt sofort zurücktreten." Dennoch verortete sie die Reaktion des bayerischen Wirtschaftsministers als "jenseits von akzeptablem Verhalten".

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

Die Dauerstreitigkeiten in der Ampelkoalition sowie der Angriffskrieg in der Ukraine halten Deutschland weiter in Atem. Während Reinhold Beckmann mit seiner Familiengeschichte bei "Markus Lanz" für betretenes Schweigen sorgte, lieferte sich FDP-Vize Johannes Vogel mit dem ZDF-Moderator einen mitunter unterhaltsamen Schlagabtausch zum aktuellen Kurs der Ampel.  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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