• Frank Plasberg geht mit seinen Gästen der Frage nach, wann die Deutschen wieder Chancen auf Strand und Meer haben. Eine Antwort kann aber niemand geben.
  • Die Virologin Corinna Pietsch stellt jedoch klar, dass sie Urlaub in den nächsten Wochen für unwahrscheinlich hält.
  • Vor allem über die Sicherheit von Kreuzfahrten ist die Runde geteilter Meinung.
Eine Kritik

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"Sind die verrückt?" Diese Frage sei vor der Sendung in den sozialen Medien aufgetaucht, gibt Frank Plasberg am Montagabend zu. Mitten im Lockdown heizt er bei "Hart aber fair" das Fernweh an: Welche Chancen auf Strand und Meer gibt es in diesem Sommer? Das will er von seinen Gästen wissen. Dabei wagen die meisten Menschen derzeit wegen der großen Unsicherheit in der Coronakrise kaum, ihren nächsten Urlaub zu planen.

Das sind die Gäste bei "Hart aber fair"

  • Corinna Pietsch: Die Leiterin des Instituts für Virologie am Uniklinikum Leipzig kann die Reisesehnsucht vieler Menschen nachvollziehen. Sie verweist aber auf die stagnierenden bis steigenden Infektionszahlen und die Ausbreitung der Virus-Mutationen. "Das sind keine guten Voraussetzungen, dass wir in fünf, sechs Wochen Urlaub machen können."
  • Andrea Zschocher: Die dreifache Mutter will endlich wieder wegfahren. "Urlaubsscham" macht ihr nicht zu schaffen. Das sei eher etwas für Leute, die an überfüllte Orte fahren. Die Journalistin aber zieht die einsame Berghütte vor.
  • Norbert Fiebig: "Die Leute wollen verreisen", ist der Präsident des Deutschen Reiseverbands überzeugt. Er ärgert sich über den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, der den Osterurlaub vor kurzem schon abgeschrieben hatte. Fiebig dagegen will sich "nicht frühzeitig alles kaputtquatschen lassen".
  • Andreas Bovenschulte: Er wisse, dass immer mehr Menschen "die Decke auf den Kopf fällt", sagt der Bürgermeister von Bremen. Der SPD-Politiker ist "hoffnungsfroh", dass Reisen im Sommer wieder möglich sein werden. "Was Ostern angeht, da sind die Zweifel größer."
  • Manuel Andrack: Der frühere Redaktionsleiter und Gesprächspartner von Harald Schmidt ist inzwischen Reisebuch-Autor und wirbt für seine liebste Art des Unterwegsseins: "Das Einzige, was man noch viruskonform machen kann, ist: Wandern, Rausgehen."
  • Reinhold Messner: Der Extrem-Bergsteiger grüßt in die Runde – und das war’s. Die Leitung nach Bozen ist offenbar zu lang oder zu wacklig. Jedenfalls ist Messner nicht zu hören und das Bild im Studio irgendwann eingefroren. Also verabschiedet sich Frank Plasberg von ihm und lässt den Bildschirm von Mitarbeitern raustragen – das hat es in der Sendung auch noch nicht gegeben.

Das ist das Rededuell des Abends

Schwung kommt in die Diskussion, als es um eine derzeit besonders umstrittene Form des Reisens geht: Mit Kreuzfahrtschiffen machen viele Menschen auf engem Raum Urlaub. Trotz zahlreicher Infektionsfälle im Frühjahr 2020 sind auch im Moment wieder Deutsche auf den Schiffen unterwegs – weil Kreuzfahrten in anderen Ländern nicht verboten sind.

Reiseverbandspräsident Norbert Fiebig wirbt mit Leidenschaft für dieses Modell: "Das ist aus meiner Sicht ein überzeugendes Konzept." Passagiere würden vor und während der Reise getestet, bei TUI habe es unter 70.000 Reisenden nur vier Infektionen gegeben. Fiebig ist überzeugt: Ausgerechnet die Kreuzfahrtschiffe bieten ein "hohes Maß an Sicherheit".

Beim Rest der Runde erntet er nur Kopfschütteln. "Gerade auf den Kreuzfahrtschiffen begegnen sich viele Menschen auf engstem Raum – und das über eine lange Zeit", gibt Virologin Pietsch zu bedenken. Journalistin Andrea Zschocher fragt ungläubig, ob die Passagiere derzeit auch an Land gehen. Das machen sie, erklärt Norbert Fiebig – aber sie würden dabei nur unter sich bleiben. Da schaltet sich auch der Moderator ein. "Wie soll denn das funktionieren?", fragt Frank Plasberg.

"Hören wir doch mal auf, das zu strapazieren und zu problematisieren", bittet Norbert Fiebig. Doch so richtig überzeugend ist der Kreuzfahrt-Urlaub mitten in der Pandemie nicht.

Das ist der Moment des Abends

Etwas überzeugender ist ein anderes Konzept, sozusagen der Gegenentwurf zum Massenausflug auf dem Ozeandampfer: der Urlaub nur mit der eigenen Familie in der Ferienwohnung.

Andrea Zschocher hat jedenfalls einen Punkt, wenn sie sagt: "Eltern müssen jetzt ihre Kinder wieder in die Schulen bringen, ob sie wollen oder nicht. Und da ist ja auch nicht klar, ob die sich anstecken. Wenn ich allein in meiner Ferienwohnung sitze, ist das doch eine ganz andere Nummer, als wenn ich mein Kind vorher drei, vier, fünf Wochen mit der Hälfte der Klasse in den Unterricht bringe."

Ist der abgeschiedene Aufenthalt in der Ferienwohnung also ein Ausweg aus der Urlaubskrise? Virologin Corinna Pietsch hält ihn auf jeden Fall für eine bessere Option als Kreuzfahrtschiff, Flugreise oder Partyurlaub. "Wenn man das so macht – die Familie wechselt den Standort und genießt die Natur – dann sehe ich das relativ unkritisch." Müsste nur noch die Politik mitspielen. Auch Bremens Bürgermeister Bovenschulte hält es für denkbar, dass dieser Urlaub zeitnah wieder erlaubt wird – "wenn nicht gleich die Infektionszahlen durch die Decke gehen".

Das ist das Ergebnis bei "Hart aber fair"

Auf die Eingangsfrage kann die Runde keine Antwort geben. Wann wir wieder reisen können, kann zu diesem Zeitpunkt einfach noch niemand beantworten. Es bleibt damit eine seltsame Sendung. Nicht nur wegen des eingefrorenen Antlitz von Reinhold Messner auf dem Studio-Bildschirm, sondern auch weil Plasberg und seine Gäste im Corona-Nebel stochern müssen. Wenn uns die Krise etwas gelehrt hat, dann doch wohl, dass Voraussagen schwierig sind.

Ausgerechnet am Tag der Sendung haben allerdings die Schulen in mehreren Bundesländern wieder geöffnet. Im Bildungsbereich gab es also schon eine sehr deutliche Lockerung. Über dieses Thema hätte man an diesem Abend auch diskutieren können – und zwar mit deutlich größerem Realitätsbezug.

Söder sieht wachsende Gefahr einer dritten Corona-Welle

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