Die FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus wollen die Welt glauben lassen, die Klüngelei mit der vermeintlichen russischen Investorin auf Ibiza sei nur ein einmaliger Ausrutscher in betrunkenem Zustand gewesen. Audioaufnahmen beweisen das Gegenteil, wie der "Spiegel" und die "Süddeutsche Zeitung" berichten.

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Neue Details in der sogenannten Ibiza-Affäre um dubiose Deals der österreichischen Regierungspartei FPÖ: Offenbar hatten der jetzt zurückgetretene Vizekanzler Heinz-Christian Strache und sein Vertrauter Johann Gudenus auch vor und nach dem kompromittierenden Treffen mit einer vermeintlichen russischen Investorin im Juli 2017 Kontakt ins Umfeld der Frau.

Das berichten der "Spiegel" und die "Süddeutsche Zeitung" übereinstimmend. Sie berufen sich dabei auf Audioaufnahmen, die den Redaktionen nach eigener Aussage vorliegen.

Aufnahme belegt Kontakt zwischen Gudenus und Vertrautem der Russin

Sie sollen unter anderem belegen, dass sich Gudenus Ende August 2017 in Wien mit einem Mann getroffen haben soll, der sich als Vertrauter der vermeintlichen Investorin aus Russland ausgegeben habe.

Der Mann soll von Gudenus verlangt haben, unter Beweis zu stellen, dass er es ernst meine mit dem Versprechen, der Russin nach einer gewonnenen Wahl staatliche Bauaufträge zuzuschanzen.

Konkret, so heißt es, hätten die beiden verabredet, dass die FPÖ eine Pressemitteilung herausgibt, in der sie den Baukonzern Strabag und Hans-Peter Haselsteiner angreift. Haselsteiner war lange Vorstandsvorsitzender von Strabag. In den vergangenen Jahren hat er politische Gegner der FPÖ mit erheblichen Geldspenden unterstützt und mit groß angelegten Kampagnen versucht, die FPÖ zu diskreditieren.

Eine entsprechende Pressemitteilung ist tatsächlich erschienen. Sie ist noch heute auf dem Portal OTS der österreichischen Nachrichtenagentur APA abzurufen.

Strache tut Treffen als "b'soffene G'schicht" ab

Die Berichte von "Spiegel" und "Süddeutscher Zeitung" widersprechen der Darstellung Straches. Er hatte versucht, den Eindruck zu erwecken, das auf Video dokumentierte Treffen auf Ibiza, das ihn und Gudenus zum Rücktritt gezwungen hat, sei eine einmalige Angelegenheit gewesen - noch dazu in betrunkenem Zustand, nicht ernst zu nehmen also.

In seiner Rücktrittserklärung am Samstag hatte Strache von einer "b'soffenen G'schicht" gesprochen. Er habe an diesem Abend "mit lockerer Zunge über alles und jedes" geschimpft. Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" soll er explizit betont haben, weder er noch Gudenus hätten nach dem Treffen auf Ibiza weiter Kontakt mit der vermeintlichen russischen Investorin gehabt.

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) will am Montagmittag eine Erklärung zur Ibiza-Affäre abgeben, die zum Bruch der Koalition zwischen ÖVP und FPÖ geführt hat. Wer die FPÖ-Politiker in die Falle mit der vermeintlichen russischen Investorin gelockt und den Medien das Video des Treffens auf Ibiza zugespielt hat, ist indes weiter unklar. (mcf)

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