Ihr Rücktritt als Parteivorsitzende war ein harter Schlag für die Grünen. Wie schwer der Schritt auch für sie persönlich war, darüber hat Ricarda Lang jetzt in einem Interview gesprochen.

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Die scheidende Grünen-Chefin Ricarda Lang hat ihr Rücktritt als Parteivorsitzende erst mit Zeitverzögerung stark mitgenommen. Anfangs habe sie sich zwar traurig, aber "in Teilen auch befreit" gefühlt, sagte Lang in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit". "So richtig emotional umgehauen hat es mich erst eine Woche darauf", als auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert zurückgetreten sei. "Ich saß vor meinem Handy und habe geweint."

"Ein bisschen war es so, als ob in dem Moment ein Teil meines Rücktritts für mich selbst überhaupt erst klar geworden ist", sagte Lang. Sie verwies dabei darauf, dass sie und Kühnert sich bei einer Demonstration kennengelernt hätten, "als wir noch politische Babys waren". Beide seien "gestartet mit dem Anspruch, ganz viel zu verändern in diesem politischen Betrieb".

Ricarda Lang: "Rücktritt war selbstbestimmt"

Als Parteivorsitzende fühle sie sich bei dem Versuch gescheitert, bei den Grünen für mehr Sensibilität für die Belange von ärmeren Menschen zu sorgen. "Ich habe es nicht hinbekommen", räumte die scheidende Parteichefin ein. In diesem Punkt fühle sie sich gescheitert. Die Grünen würden heute stark als "Elitenprojekt" wahrgenommen.

Lang wies zurück, dass es Druck auf sie gegeben habe, nach gut zweieinhalb Jahren im Amt zurückzutreten. "Mein Rücktritt war eine selbstbestimmte Entscheidung. Ich habe gesehen, dass die Partei in einer Krise ist und eine neue Strategie braucht", sagte sie. "Um ehrlich zu sein, nervt mich diese Frage: Wer war der Mann hinter Ricarda Langs Rücktritt? Frauen können so etwas schon selbst entscheiden, glauben Sie mir."

Scheidende Grünen-Chefin wollte "glatt und perfekt" sein

Sie habe aber zu viel Zeit und Kraft darauf verwendet, Vorurteile gegen sich zu widerlegen, sagte Lang. "Ich habe versucht, so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, so ernsthaft, glatt und perfekt wie möglich zu sein. Heute glaube ich, dass man sich dadurch klein macht. Man überlässt anderen die Deutungshoheit über sich." Im Rückblick frage sie sich auch, warum sie als Spitzenpolitikerin nicht freier und klarer gesprochen habe.

Lang führte die Grünen seit Anfang 2022 gemeinsam mit Omid Nouripour. Bei dem Parteitag am 15. November werden sie ihre Ämter abgeben und zwei Nachfolger gewählt werden. Lang, heute 30 Jahre alt, war die jüngste Vorsitzende in der Geschichte ihrer Partei. (afp/mcf)

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