Mitten in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine wird die Moskauer Militärführung von immer mehr Korruptionsskandalen erschüttert. Nun wurde der Vize-Generalstabschef festgenommen.

Mehr aktuelle News

Zum dritten Mal innerhalb eines Monats ist in Russland ein hochrangiger Vertreter der Armee wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen worden. Staatliche Nachrichtenagenturen berichteten am Donnerstag, dass der stellvertretende Generalstabschef der Armee, Wadim Schamarin, nach Anordnung des Militärgerichts für zwei Monate in Untersuchungshaft bleiben müsse. Der Generalleutnant soll Bestechungsgelder in besonders großem Umfang angenommen haben, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete. Darauf stehen in Russland bis zu 15 Jahre Haft. Details zu dem Strafverfahren wurden nicht genannt.

Der 52-Jährige, der die Hauptabteilung Kommunikation leitete, soll beim Abschluss von Verträgen Bestechungsgelder kassiert haben. Die russische Militärführung wird seit Wochen von Korruptionsskandalen und Festnahmen erschüttert mitten in Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Nach einem Bericht der russischen Zeitung "Kommersant" hatte es bei Schamarin zuvor auch eine Durchsuchung gegeben. Der General sei dann zum Verhör in die Militärabteilung des Ermittlungskomitees gebracht und schließlich festgenommen worden.

Mehrere Festnahmen wegen Korruption in Russlands Militärapparat

In den vergangenen Wochen waren bereits der stellvertretende russische Verteidigungsminister Timur Iwanow und der im Verteidigungsministerium für Personal zuständige General Juri Kusnezow ebenfalls wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen worden.

Am Dienstag war zudem die Festnahme des russischen Generals Iwan Popow gemeldet worden, der früher Befehlshaber eines in der Südukraine stationierten Großverbands der russischen Streitkräfte war. Ihm wird Betrug zur Last gelegt.

Russisches Militär gilt als korrupt

Der russische Militärapparat gilt als extrem korrupt. Vor allem der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatte immer wieder eine Schmiergeldwirtschaft in der Militärführung beklagt und Niederlagen in dem Angriffskrieg gegen die Ukraine auch darauf geschoben. Der frühere Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin starb im August bei einem Flugzeugabsturz – zwei Monate nach einem gescheiterten Aufstand.

Prigoschins Kritik richtete sich vor allem auch gegen den ehemaligen russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Am 12. Mai wurde Schoigu nach mehr als zehn Jahren im Amt überraschend entlassen und zum Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates ernannt. Für Ordnung in der Militärführung und bei den Ausgaben soll nun sein Nachfolger, der Wirtschaftsexperte Andrej Beloussow, sorgen. Generalstabschef Waleri Gerassimow soll nach Kremlangaben auf seinem Posten bleiben. An den Kriegszielen in der Ukraine ändere sich nichts, hieß es in Moskau. (dpa/AFP/tas)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.