Russische Putin-Gegner haben ihre Angriffe an der russischen Grenze fortgesetzt. Dabei wurden in der Stadt Belgorod nach Angaben von Behörden zwei Menschen getötet. Die Führung in Moskau ist alarmiert.
Die Angriffe russischer Paramilitärs aus der Ukraine auf die Grenzgebiete Belgorod und Kursk in Russland während der Präsidentenwahl beschäftigen weiter den Kreml. Präsident Wladimir Putin werde über die Angriffe auf dem Laufenden gehalten, sagte dessen Sprecher Dmitri Peskow am Samstag. In der Nacht auf Samstag hätten die Freischärler erneut versucht, über die Grenze vorzudringen. "Alle Angriffe sind abgewehrt worden", sagte Peskow der Agentur Tass zufolge. Unabhängig waren seine Angaben nicht zu überprüfen
In der Stadt Belgorod wurden nach Behördenangaben am Samstag zwei Menschen durch ukrainischen Beschuss getötet. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, den ganzen Tag über seien mehrere ukrainische Angriffe mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern auf Belgorod und die Grenzregion Kursk abgewehrt worden. Zudem hätten russische Truppen das Eindringen "ukrainischer Sabotage- und Aufklärungsgruppen" nach Russland vereitelt.
Belgorods Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow ordnete wegen der Angriffe erneut die vorübergehende Schließung von Einkaufszentren und Schulen an. Laut Gladkow wurde ein Fahrer getötet, als ein Geschoss seinen Lastwagen traf. Eine Frau wurde demnach getötet, als sie auf einem Parkplatz streunende Hunde fütterte. Ihr Sohn sei lebensgefährlich verletzt worden.
Angriffe in der Grenzregion sollen Wahl in Russland überschatten
In den Regionen Belgorod und Kursk hatten sich in den vergangenen Tagen kurz vor Beginn der russischen Präsidentschaftswahl die Angriffe pro-ukrainischer Kämpfer verstärkt. Kreml-Chef
Als Anzeichen dafür, dass der Kreml diese Entwicklung ernst nimmt, hatte Putin schon am Freitag persönlich reagiert. Er sagte, die Angreifer wollten die Präsidentenwahl stören. Das werde aber nicht gelingen, weil das russische Volk sich geschlossen dagegen stellen werde.
Die Angriffe in der Grenzregion beschäftigten am Samstag russische Wähler in hunderten von Kilometern Entfernung. Im Moskauer Vorort Sergjew Posad sagte die 87-Jährige Inessa Roschkowa, sie hoffe auf ein Ende des Konflikts mit der Ukraine: "Können Sie sich vorstellen, wie viele Menschen gestorben sind? Und jetzt leiden unsere Grenzdörfer. Wir machen uns Sorgen um sie", sagte sie.
"Sie versuchen uns einzuschüchtern, aber dies ist eine Nation, der man keine Angst machen kann", verkündete die 68-jährige Elena Kirsanowa, die in einer Berufsschule ihre Stimme für Putin abgab.
Am Samstag wurden nach Angaben örtlicher Behörden zwei Raffinerien in der rund tausend Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernten Region Samara mit Drohnen angegriffen. In einer der Anlagen brach demnach Feuer aus.
Derweil meldeten pro-russische Beamte in der russisch besetzten Region Cherson im Süden der Ukraine, bei einem Angriff sei ein Mensch getötet und vier weitere seien verletzt worden.
Wahl in Russland nur eine Farce
Die dreitägige Präsidentschaftswahl hatte am Freitag begonnen. Es gilt als sicher, dass sich der Kreml-Chef eine weitere sechsjährige Amtszeit sichert. Gegen Putin treten lediglich drei unbedeutende Kandidaten an. Alle bedeutenden Kritiker des Präsidenten sind entweder tot, inhaftiert oder im Exil.
Auch in den von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine sind die Menschen zur Stimmabgabe aufgerufen. Russische Staatsmedien zeigten am Samstag Aufnahmen davon, wie Wahlhelfer bei betagten Einwohnern der vor einem Monat nach monatelangen heftigen Kämpfen von russischen Truppen eroberten Stadt Awdijiwka im Osten der Ukraine Stimmzettel einsammelten.
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Trotz Drohungen der Behörden mit Strafen für Protestierende gab es am Samstag offenbar erneut einzelne Protestaktionen. Nach Behördenangaben wurden in Jekaterinburg und Kaliningrad zwei Menschen festgenommen, die grünen Farbstoff in Wahlurnen gekippt hätten. Bereits am Vortag hatte es mehrere derartige Vorfälle und Festnahmen gegeben. Die dabei genutzte Substanz ähnelt dem Antiseptikum Seljonka, das in der Vergangenheit mehrfach bei Attacken Kreml-treuer Akteure auf politische Gegner eingesetzt worden war.
Der russische Geheimdienst FSB hatte zuletzt zudem mehrere Festnahmen wegen angeblicher Planung von Sabotageakten gemeldet. Am Samstag wurde ein Mann in der Region Swerdlowsk am Ural-Gebirge festgenommen, dem vorgeworfen wurde, einen Anschlag auf eine Bahnstrecke geplant zu haben.(afp/dpa/jst)
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