• Russlands Präsident Wladimir Putin geht davon aus, dass der Krieg in der Ukraine noch bis 2026 dauern wird.
  • Zu dieser Einschätzung kommt der britische Ex-General Sir Richard Barrons.
  • Auch nach einem möglichen Ende des Kriegs werde Russland laut Barrons "ein aggressiver Nachbar bleiben".
  • Die Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern könnte jedoch einen "entscheidenden Wendepunkt im Krieg" bringen.

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Nach Einschätzung des britischen Ex-Generals Sir Richard Barrons geht Russlands Präsident Wladimir Putin davon aus, dass der Krieg in der Ukraine noch bis 2026 dauern wird. "Putin hat seine Sicht der Dinge geändert. Er betrachtet den Krieg nicht mehr als Kampf zwischen Russland und der Ukraine, sondern als einen Jahre dauernden Krieg mit der Nato", sagte Barrons im Gespräch mit "Zeit Online".

Deshalb habe er das Kommando in der Ukraine dem "exzellenten" Generalstabschef der russischen Streitkräfte, Waleri Gerassimow, übertragen. Außerdem mobilisiere Moskau aus diesem Grund auch Truppen "im großen Stil" und rüste seine Armee auf. "Moskau ist in der Lage, ein Heer von 1,5 Millionen Menschen aufzustellen", analysiert Barrons. Das werde zwar Zeit in Anspruch nehmen, "aber die Ukraine muss darauf gefasst sein und die Initiative übernehmen".

Putin gehe davon aus, dass "dem Westen der Wille fehlt, die Ukraine über viele Jahre mit dem erforderlichen Geld und Material auszustatten". Der russische Präsident sei nach Barrons Einschätzung davon "überzeugt, dass die westliche Bevölkerung irgendwann vom Krieg und der Inflation genug hat und aufgibt".

Auch für ein mögliches Ende des Kriegs in der Ukraine malt Barrons ein düsteres Bild: "Der Glaube, dass wir mit Russland wieder ein freundschaftliches Verhältnis haben könnten, sobald der letzte Schuss gefallen ist, ist naiv." Denn: "Sollte Russland mithilfe der Nato besiegt werden, wird Moskau sich bedroht fühlen und ein aggressiver Nachbar bleiben. Die Nato muss vorausplanen, wie sie sich verteidigt", fordert der Ex-General.

Ex-General Barrons: Lieferung von Kampfpanzern könnte "entscheidenden Wendepunkt im Krieg" bringen

Am Freitag beraten Verteidigungsminister und Militärs aus etwa 50 Ländern auf dem Luftwaffenstützpunkt in Ramstein über weitere Waffenlieferungen an die Ukraine. Der Druck auf Bundeskanzler Scholz ist enorm: Von allen Seiten wird gefordert, dass die Bundesregierung die Ukraine mit Leopard-2-Panzern unterstützt. Nach Einschätzung des britischen Ex-Generals Barrons könnte die Lieferung der Kampfpanzer den "entscheidenden Wendepunkt im Krieg" bringen.

"Etwa 300 Kampfpanzer, darunter Leopard-Panzer, würden der Ukraine sehr helfen, eine erfolgreiche Offensive gegen die Russen durchführen zu können", sagte Barrons. "Sie könnten damit die Front durchbrechen, die russische Infanterie ausschalten und zurückerobertes Gelände halten."

Deutschland müsse sich jetzt entscheiden, auf welcher Seite es steht. "Berlin hat eine Schlüsselfunktion dabei, der Ukraine zum Erfolg zu verhelfen. Wenn die deutsche Regierung sich jedoch gegen die Panzerlieferung entscheidet, wird sie maßgeblich dafür verantwortlich sein, wenn die Ukraine den Krieg nicht gewinnt", sagte Barrons.

Ex-General Sir Richard Barrons war einer der sechs Stabschefs der britischen Streitkräfte und von 2013 bis 2016 Befehlshaber des Joint Forces Command.

Russland hat die Ukraine vor bald einem Jahr, am 24. Februar 2022, militärisch angegriffen. Die Regierung in Kiew wird militärisch und finanziell von westlichen Ländern unterstützt.

Verwendete Quellen:

  • zeit.de: Richard Barrons: "Deutschland muss sich jetzt entscheiden, auf welcher Seite es steht"
  • Deutsche Presse-Agentur (dpa)
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