Russland sieht sich offenbar gezwungen, Truppen von der ukrainischen Front abzuziehen, um die Verteidigung der eigenen Grenzen zu stärken. Gleichzeitig verstärkt Belarus seine Militärpräsenz an der Grenze zur Ukraine, während russische Angriffe auf zivile Ziele fortgesetzt werden. Ein aktueller Überblick über die Lage in der Ukraine.

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Die Lage an der Front

Durch die ukrainische Offensive auf die russische Region Kursk kommen die Kampfhandlungen an anderer Stelle wohl nach und nach ins Stocken. Zumindest meldete die Ukraine am Wochenende die niedrigste Zahl an "Kampfeinsätzen" seit dem 10. Juni.

Dennoch gab es in der vergangenen Woche wieder russische Angriffe, die sich auf zivile Ziele fokussierten. In der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka traf eine Rakete einen Supermarkt. 14 Tote und 43 Verletzte waren das Resultat dieses Angriffs. Auch die Hauptstadt Kiew war erneut Ziel russischer Angriffe. Am Sonntag starben dabei ein vierjähriges Kind und sein Vater.

Offenbar – das berichten russische Militärblogger und das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) – zieht Russland Truppen an ukrainischen Frontbereichen ab, um die Verteidigung im eigenen Land stärken zu können. Beim ISW heißt es, das russische Verteidigungsministerium verlasse sich bei wichtigen Offensiv- und Defensivoperationen auf kampferprobte Brigaden an entscheidenden Frontabschnitten. Die Verlegung dieser Einheiten nach Kursk könne demnach die Fähigkeiten der russischen Streitkräfte in der Ukraine beeinträchtigen.

Ähnlich erklärt das auch ein bekannter russischer Militärblogger und ehemaliger Storm-Z-Ausbilder auf dem Messenger Telegram: "Um die Krise zu bewältigen, werden Reserven aus anderen Teilen der Front verlegt. (…) Dadurch werden unsere ohnehin schon dünnen Kommandos in diesen Richtungen weiter geschwächt."

Russische Truppen setzten unterdessen ihre Angriffe in der Oblast Charkiw fort, doch laut ISW gab es keine bestätigten Frontlinienveränderungen. Kämpfe fanden nordöstlich der Stadt Charkiw und entlang der Kupjansk-Swatowe-Kreminna-Linie statt.

In der Region um die von Russland besetzte Stadt Bachmut – bei Siversk und Tschassiw Jar – setzten russische Einheiten ihre Offensive ebenfalls fort, jedoch ohne signifikante Erfolge. In Richtung Torezk erzielten sie geringfügige Fortschritte, insbesondere bei Druzhba und Nju-Jork.

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Einen weiteren Fokus setzt Russland derzeit auf die Stadt Pokrowsk, die ebenfalls in der Donezk-Region liegt und einen wichtigen Knotenpunkt für die ukrainische Infrastruktur bildet. Dort stoßen Moskaus Truppen immer wieder aus Richtung Awdijiwka vor – offenbar mit Erfolg: Russische Truppen eroberten laut ISW wohl Nevelske (südöstlich von Pokrowsk) und führten weitere Angriffe in der Umgebung durch, insbesondere östlich und südöstlich von Pokrowsk.
Auch bei Kostjantyniwka erzielte Russland Fortschritte und setzte Angriffe in der Umgebung von Krasnohoriwka, Heorhiiwka und Vodyane fort.

Waffenlieferungen

Am 4. August bestätigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Erhalt der ersten F-16-Jets für die Ukraine. Am 2. August lieferte die Türkei eine weitere Korvette an die Ukraine, jedoch bleibt unklar, wann das Kriegsschiff das Land erreichen kann.

Im Juli kündigten die USA ein neues Hilfspaket über insgesamt 1,7 Milliarden US-Dollar an, einschließlich Munition für NASAMS, HIMARS, TOW-Raketen, Javelin- und AT-4-Panzerabwehrsysteme.

Deutschland lieferte unter anderem Leopard-1-Panzer, Munition und unbemannte Überwasserfahrzeuge. Zudem versprach Spanien eine Hawk-Luftabwehrbatterie, und die Niederlande sowie Dänemark sagten weitere Leopard-2-Panzer zu. Norwegen will F-16-Jets und Drohnen sowie Ersatzteile für Sea-King-Helikopter liefern.

Mehrere europäische Länder wie Polen, Tschechien, Slowenien, Rumänien und Luxemburg unterzeichneten Sicherheitsabkommen mit der Ukraine, die langfristige militärische Unterstützung und Zusammenarbeit vorsehen. Auch Lettland und Estland unterzeichneten entsprechende Abkommen. Lettland stellte zudem 2.500 Drohnen bereit, und Estland lieferte Mistral-Luftabwehrraketen. Polen erwägt zudem die Lieferung weiterer MiG-29-Kampfflugzeuge. Das Vereinigte Königreich kündigte ein Hilfspaket mit Munition, Brimstone-Raketen, Militärbooten und AS-90-Artilleriegeschützen an.

Die Europäische Union hat zudem die ersten 1,5 Milliarden Euro aus den Erlösen der eingefrorenen russischen Vermögenswerte für die militärische Unterstützung der Ukraine zur Verfügung gestellt.

Belarus verstärkt Militärpräsenz

Unterdessen hat Belarus seine militärische Präsenz an der Grenze zur Ukraine verstärkt, indem es Truppen und Raketenabwehrsysteme in die Region verlegt hat. Diese Maßnahme folgte auf Vorwürfe des belarussischen Präsidenten und Putin-Verbündeten Alexander Lukaschenko, dass ukrainische Drohnen in den belarussischen Luftraum eingedrungen seien, was er als "Provokation" bezeichnete.

Lukaschenko erklärte, dass diese Verlegung eine Reaktion auf die angebliche Bedrohung durch die Ukraine sei. Die ukrainische Regierung weist die Vorwürfe zurück und sieht darin eine taktische Entscheidung von Belarus, um die verstärkte militärische Aktivität an der Grenze zu rechtfertigen und möglicherweise Spannungen in der Region zu eskalieren.

Die Entwicklungen werfen Bedenken hinsichtlich einer möglichen Eskalation zwischen Belarus und der Ukraine auf, insbesondere angesichts der engen militärischen Beziehungen zwischen Belarus und Russland, die seit Beginn des Krieges eine bedeutende Rolle spielen. Die Situation könnte die Stabilität in der Region weiter gefährden und birgt das Potenzial für eine Ausweitung der militärischen Auseinandersetzungen.

Verwendete Quellen

Brand nach Angriff auf AKW Saporischschja offenbar gelöscht

Im Kernkraftwerk Saporischschja ist nach einem Angriff ein Feuer in einem Kühlturm ausgebrochen. Nach Angaben der Behörden ist der Brand mittlerweile vollständig gelöscht und es besteht keine Gefahr mehr.
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