Ein acht Jahre alter Vorfall holt Saskia Esken ein: Die heutige SPD-Vorsitzende soll im Jahr 2011 in eine Kündigungsaffäre verwickelt gewesen sein. Sie selbst will sich zu den genauen Umständen nicht äußern.

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Kaum im Amt, setzt es den ersten Dämpfer für die neue SPD-Chefin Saskia Esken. Die Mehrheit schätzt die Erfolgschancen der neuen Vorsitzenden und ihres Co-Chefs Norbert Walter-Borjans einer aktuellen Umfrage zufolge pessimistisch ein. Nur 23 Prozent der Befragten erwarten, dass sie die SPD erfolgreich in die Zukunft führen werden. 62 Prozent sehen das nicht so, wie aus dem am Freitag veröffentlichten "Politbarometer" hervorgeht, das die Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF erstellt.

Schlechte Nachrichten für Esken gibt es noch an einer anderen Front: Das ARD-Magazin "Kontraste" erhebt schwere Vorwürfe. Die neue SPD-Chefin soll vor acht Jahren in eine Kündigungsaffäre in Baden-Württemberg involviert gewesen sein.

2011 war Esken in den Landeselternbeirat (LEB) von Baden-Württemberg gewählt worden. Sie selbst gibt als Qualifikation für ihre neue Führungsrolle diese Station ihrer Biografie an. Der LEB sei zu dieser Zeit ein "einigermaßen zerstrittener Laden" gewesen, der "mit der SPD gar nicht so falsch vergleichbar sei". Der neue Vorstand habe das Gremium demokratisiert und zusammengeführt.

Christian Bucksch war Vorsitzender des LEB Baden-Württemberg, trat im Streit zurück, als Esken gewählt wurde. Er widersprach ihrer Darstellung im Interview mit "Kontraste": "Ich sehe nicht, dass da Frau Esken aufgetreten ist, um diese Situation zu befrieden."

Esken in versuchte Kündigung von Gabi Wengenroth involviert

Als Beispiel nennt Bucksch den Fall von Gabi Wengenroth: Die damals 56-Jährige arbeitete seit elf Jahren als Büroleiterin in der LEB-Geschäftsstelle - und wurde wegen angeblicher Illoyalität gekündigt. Ein Vorstandsmitglied habe sich die Passwörter der Mitglieder der Geschäftsstelle geben lassen und die Mitarbeiter bespitzelt. "Und aufgrunddessen, was er da vorgefunden hat, hat der Vorstand entschieden, Frau Wengenroth zu kündigen."

Wengenroth selbst gab in dem TV-Bericht an, sie habe eine E-Mail von Esken erhalten. In dieser sei sie vor die Wahl gestellt worden, selbst zu kündigen oder einen Aufhebungsvertrag zu unterschreiben. "Und einige Tage später bekam ich eine schriftliche Kündigung von Frau Esken persönlich in den Briefkasten gesteckt. Ich durfte von dem Moment an das Gebäude nicht mehr betreten, musste den Schlüssel abgeben", sagte Wengenroth.

Die geschasste Mitarbeiterin brachte den Fall vor das Arbeitsgericht. In einem Vergleich zog der LEB-Vorstand die Kündigung gegen Wengenroth zurück. Sie arbeitete fortan im Kultusministerium.

Esken bleibt bei ihrer Darstellung

Esken selbst ging auf die konkreten Vorwürfe nicht ein. "Wir haben den Landeselternbeirat Baden-Württemberg als Vorstandsteam ab 2012 demokratisiert und zusammengeführt. Dass das nicht allen gefallen hat und wir dabei auch auf Widerstände gestoßen sind, versteht sich eigentlich von selbst", teilte die SPD-Vorsitzende auf Anfrage unserer Redaktion mit. Zu arbeitsrechtlichen Vorgängen werde sie sich nicht äußern. (ank)

Verwendete Quellen:

  • ARD-"Kontraste": Saskia Esken in Kündigungsaffäre verwickelt
  • Anfrage bei der SPD
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