Noch ist Sahra Wagenknecht mit ihrer neuen linken Bewegung nicht gestartet, da weht ihr bereits ein scharfer Wind entgegen. Seit Samstag ist die Website der Sammelbewegung "Aufstehen" online. Wofür sie steht, bleibt schwammig.

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Noch vor dem offiziellen Start ihrer neuen Sammlungsbewegung "Aufstehen" erntet Linke-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht dafür scharfe Kritik - auch aus den eigenen Reihen.

Fraktionsvize Klaus Ernst sagte der ARD, er sehe weder in der Linken noch in den anderen Parteien eine Unterstützung dieses Weges. Thomas Oppermann von der SPD machte in der ARD klar: "Sahra Wagenknecht träumt von einem starken Linkspopulismus in Deutschland. Das ist der falsche Weg, um die Rechtsentwicklung zu stoppen."

Sahra Wagenknecht will unzufriedene SPD- und Grüne-Wähler locken

Wagenknecht wirbt mit ihrer linken Bewegung um unzufriedene Anhänger von SPD und Grünen. Es gehe ihr nicht um die Gründung einer neuen Partei, aber schon um "andere parlamentarische Mehrheiten, weil wir eine andere Regierung wollen", sagte sie am Samstag vor Journalisten.

Zugleich bekräftigte sie ihre Absage an ein rot-rot-grünes Bündnis. "Solange die SPD an der Agenda 2010 festhält und auch die Grünen nichts wesentlich anders machen wollen als Frau Merkel, ist Rot-Rot-Grün für die Wähler kein attraktives Projekt", sagte Wagenknecht den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Am Samstag ging die Website "www.aufstehen.de" online und kündigte den "Start der Bewegung" für den 4. September an.

Die Internetpräsenz enthielt zunächst aber keine politischen Erklärungen, sondern lediglich eine Sammlung von Videos, in denen Bürger über Probleme in Deutschland und über ihre Hoffnungen sprechen. Daneben standen zwei Slogans: "Den Bürgern muss zugehört werden!" und "Flaschen sammeln darf keine Lösung sein!"

Kritik von SPD-Seite

Der SPD-Vizevorsitzende Ralf Stegner schrieb auf Twitter, in einem Europa, das konsequent nach rechts drifte, brauche es dringend progressive Alternativen. "Aber das geht doch nicht über eine PR-Initiative mit notorischen Separatisten an der Spitze, die übrigens bei europäischen oder integrationspolitischen Themen keineswegs progressive oder gar linke Positionen vertreten."

Der Chef der SPD in Nordrhein-Westfalen, Sebastian Hartmann, twitterte: "Die linke Sammlungsbewegung in Deutschland ist seit 1863 die #SPD. Wer mitmachen möchte, kann eintreten."

Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock teilte schriftlich mit, ihre Partei sei jederzeit zur Mitarbeit in progressiven Bündnissen bereit. "Ich habe allerdings bis heute nicht verstanden, was der Zweck dieser sogenannten Sammlungsbewegung ist, außer Sahra Wagenknecht in die Medien zu bringen."

Bundestags-Vizepräsident Oppermann sagte im ZDF: "Na klar will Sahra Wagenknecht auch bei der SPD abfischen. Aber das wird so nicht funktionieren."

Gegenwind auch von führenden Links-Politikern

Führende Politiker der Linkspartei wie die Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger hatten sich bereits früher von Wagenknechts Plänen distanziert.

Nur Wagenknechts Co-Fraktionschef Dietmar Bartsch, der ursprünglich ebenfalls skeptisch war, zeigte sich im "Spiegel" offen: "Vielleicht gibt es eine Chance, so die politische Linke insgesamt zu stärken und wieder zu anderen parlamentarischen Mehrheiten zu finden."

Unterstützung erhielt Wagenknecht vom früheren Linke-Vorsitzenden Oskar Lafontaine, mit dem sie verheiratet ist. "Wir verstehen uns nicht als Partei, sondern als eine Bewegung, die eine inhaltliche Erneuerung der Politik in unserem Land anstrebt", sagte er der "Welt am Sonntag".

Die Bewegung sei bewusst überparteilich und lade alle zum Mitmachen ein, "die sich mehr soziale Gerechtigkeit und eine friedliche Außenpolitik wünschen und die für die Erhaltung unserer Umwelt eintreten". (ank/dpa)

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