In der Corona-Krise kritisiert der Kabarettist Serdar Somuncu die deutsche Politik scharf. Man dürfe jetzt keine Panik verbreiten, da sonst die Folgen der Epidemie schlimmer seien als das Coronavirus selbst, sagt er unserer Redaktion.
Schulen, Kindergärten, Spielplätze, Läden und Autowerke: Alles, was nicht offen sein muss, ist geschlossen. Deutschland fährt das öffentliche Leben auf ein Minimum zurück, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Die Bevölkerung reagiert mit Hamsterkäufen von Klopapier, Nudeln und Tomatensauce. Die Verunsicherung ist in ganz Deutschland spürbar.
Gesundheitssystem könnte bei vielen Infizierten kollabieren
Laut Somuncu wäre es wichtig, den Menschen klarzumachen, dass es bei den Maßnahmen in erster Linie darum gehe, "dass ein Gesundheitssystem, das massiv heruntergeschraubt wurde, nicht kollabiert und auf einmal mehr Leute krank werden, als Betten da sind".
Dass man dafür jedoch eine solche Maschinerie in Gang setze und "die Leute in eine derart fundamentale Panik" versetze, sieht Somuncu kritisch. Damit riskiere man, "dass der volkswirtschaftliche Schaden am Ende größer ist als der gesundheitliche Nutzen", meint der 51-Jährige. Zudem mache Kanzlerin
Somuncu: "Die eigentliche Epidemie kommt noch"
Die derzeitige Lage lässt den Kabarettisten wenig hoffnungsvoll in die Zukunft blicken: "Ich glaube, dass die eigentliche Epidemie noch kommt. Dass wir nicht das Coronavirus fürchten müssen - das werden die meisten von uns überleben -, sondern dass das, was danach kommt, nämlich massiver wirtschaftlicher Einbruch, viel größere Probleme bringen wird weltweit, als wir jetzt glauben zu wissen."
Dass man den Menschen, deren Existenz nun bedroht ist, Kredite anbiete, "die sie in die Arme der Banken treiben", werde den Konflikt nicht entschärfen.
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Somuncu fordert schnelle finanzielle Hilfe
Stattdessen brauche es nun einen nationalen Plan zur Abfederung der Schäden und eine schnelle und unkomplizierte Verteilung von finanzieller Hilfe. "Beispielsweise aus den Steuerüberschüssen der letzten Jahre", erklärt Somuncu.
Natürlich hofft Somuncu bei aller Schwarzmalerei auf ein glimpfliches Ende der Krise: "Wenn wir am Ende sagen, wir haben die große Epidemie vermieden, es hätte viel mehr Tote geben können, dann sage ich: gut gemacht. Aber wenn sich herausstellt, das war die größte kollektive Panikattacke, die wir je hatten, dann müssen wir trotzdem mit den Folgen leben."
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