Anlässlich seiner Reise nach Italien hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf eine gerechte Verteilung ankommender Migranten in Europa gedrängt. Deutschland wie Italien seien bei der Aufnahme von Flüchtlingen "an der Belastungsgrenze", sagte Steinmeier in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der italienischen Zeitung "Corriere della Sera". Es müsse nun "gemeinsam und konzentriert an humanen und langfristig tragfähigen europäischen Lösungen" gearbeitet werden.
Er danke Italien dafür, dass es gegenüber "Flüchtlingen, die über das Mittelmeer kamen", ein "immenses Maß an humanitärer Verantwortung" gezeigt habe, sagte
Vize-Regierungssprecher Wolfgang Büchner wollte nicht direkt Steinmeiers Äußerung kommentieren, wonach sich Deutschland an der "Belastungsgrenze" befinde. Es sei aber richtig, "dass die hohen Zugangszahlen eine große gesamtstaatliche Kraftanstrengung" nötig machten, sagte er in Berlin. Bund, Länder und Kommunen seien hier "gemeinsam belastet" und müssten auch "gemeinsam an einer Lösung arbeiten".
In den vergangenen Tagen waren auf der kleinen süditalienischen Mittelmeerinsel Lampedusa tausende Flüchtlinge aus Afrika an Land gegangen. Die Bundesregierung hatte zuvor das Programm zur freiwilligen Aufnahme von Migranten aus Italien im August ausgesetzt - auch aus Protest dagegen, dass Italien sich derzeit gegen die Rücknahme von Asylsuchenden nach den sogenannten Dublin-Regeln sperrt.
In Italien sind seit Jahresbeginn nach Regierungsangaben mehr als 130.000 Migranten angekommen - und somit bereits fast doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2022. Bei den gestellten Asylanträgen liegt das Land allerdings deutlich hinter anderen EU-Mitgliedsstaaten: 2022 wurden in Italien 84.000 Anträge gestellt, in Frankreich hingegen 156.000 und in Deutschland 244.000. © AFP
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