Mehrere Staats- und Regierungschefs haben in Frankreich der Landung alliierter Soldaten vor 80 Jahren gedacht. Auch der britische Premier Rishi Sunak war dabei, verließ die Feierlichkeiten aber vorzeitig. Dafür hagelt es in seiner Heimat nun Kritik und das kurz vor der Parlamentswahl.

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Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak hat sich dafür entschuldigt, die Gedenkveranstaltungen zum D-Day in der Normandie vorzeitig verlassen zu haben.

"Nach dem Abschluss der britischen Veranstaltung in der Normandie bin ich ins Vereinigte Königreich zurückgekehrt", teilte der 44-Jährige am Morgen auf der Plattform X mit. "Im Rückblick war es ein Fehler, nicht länger in Frankreich zu bleiben - und ich entschuldige mich."

In der Normandie war am Vortag an die Landung alliierter Soldaten vor 80 Jahren erinnert worden. Sunak hatte an einer britischen Veranstaltung teilgenommen, eine internationale Gedenkveranstaltung mit US-Präsident Joe Biden aber ausgelassen. Stattdessen war er zurückgereist und hatte im Wahlkampf ein Fernsehinterview aufgezeichnet.

Scharfe Kritik wenige Wochen vor Parlamentswahl

Politiker kritisierten Sunak dafür scharf. Labour-Politiker Jonathan Ashworth erklärte, Sunak stelle seine "eitlen Fernsehauftritte über unsere Veteranen". Der Chef der kleineren Liberaldemokraten, Ed Davey, sagte, Sunak habe Schande über sein Amt gebracht und das Land im Stich gelassen. "Eines der größten Privilegien des Amts des Premierministers ist es, die zu ehren, die gedient haben, aber Rishi Sunak hat sie an den Stränden der Normandie zurückgelassen", warf ihm Davey vor. "Das ist eine absolute Pflichtverletzung und zeigt, warum diese konservative Regierung gehen muss."

In Großbritannien wird Rishi Sunak stark dafür kritisiert, das D-Day-Gedenken frühzeitig verlassen zu haben. © i Images/IMAGO/Pool / i-Images

Am 4. Juli wählt Großbritannien ein neues Parlament - und dabei stehen Sunak und seine konservativen Tories wenige Wochen vor der Wahl massiv unter Druck. In Umfragen liegt die Labour-Partei deutlich vorne. Es wird erwartet, dass sie nach 14 Jahren in der Opposition wieder an die Macht kommt.

Politische Kommentatoren merkten an, Sunak habe mit seiner Entscheidung, die Veranstaltung vorzeitig zu verlassen, seinem Kontrahenten Keir Starmer das Feld überlassen. Im Gegensatz zu Sunak hatte der Labour-Chef nämlich an der Veranstaltung am Omaha Beach teilgenommen und wurde bei einem Treffen mit Selenskyj fotografiert. Auf X sicherte er der Ukraine weitere Unterstützung zu, sollte er nach der Wahl neuer britischer Premierminister werden.

Sunak schrieb in seiner Entschuldigung, das Gedenken an den D-Day sei ein wichtiger Moment gewesen, die mutigen Männer und Frauen zu würdigen, die ihr Leben riskiert hätten, um Freiheit und Demokratie zu verteidigen. "Das Letzte, was ich will, ist, dass die Gedenkfeiern von Politik überschattet werden", hieß es in seinem Beitrag.

Die Reaktionen auf seinen X-Beitrag: oft voller Unverständnis. "Sie erwarten von unseren Kindern, dass sie den Wehrdienst absolvieren, und doch machen Sie sich nicht die Mühe, einen Tag lang die Veteranen eines echten Krieges zu ehren", kommentiert ein X-User. Und ein anderer schreibt: "Sie entschuldigen sich also dafür, dass Sie nicht länger in Frankreich geblieben sind. Sie entschuldigen sich nicht für die Respektlosigkeit, die Sie den Überlebenden und den Gefallenen entgegengebracht haben." (dpa/afp/mbo)

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