Nach den direkten Gesprächen zwischen US-Außenminister John Kerry und seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow scheint eine diplomatische Lösung der Ukraine-Krise möglich. Doch Putin stellt Maximalforderungen, auf welche die USA, die EU und die Ukraine nicht eingehen wollen und können. Trotz der diplomatischen Offensive droht damit weiter eine Eskalation der Lage. Die Frage dabei ist: Wie weit geht Putins Machthunger?

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Vier Stunden sprachen US-Außenminister John Kerry und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow über die Ukraine-Krise - ohne Ergebnis. Die russische Seite stellt Maximalforderungen für eine mögliche Lösung der Krise auf. Auf die will aber weder die Ukraine noch der Westen eingehen.

Bereits vor dem Gespräch stellte Russland zwei Bedingungen: Die Ukraine soll zu einer losen Föderation von Regionen werden, in der auch die russischsprachige Bevölkerung ein angemessenes politisches Mitspracherecht erhält. Jede Region solle ein eigenes Wirtschaftsmodell sowie eine eigene Amtssprache wählen können. Russland besteht zudem darauf, dass die Ukraine unter keinen Umständen der Nato beitreten darf.

Die Ukraine, die bei den Gesprächen nicht vertreten war, lehnte die russischen Forderungen umgehend ab. US-Außenminister Kerry betonte, es werde "keine Entscheidung über die Ukraine ohne die Ukraine" geben.

Greift Wladimir Putin nach der Ost-Ukraine?

Trotz der neuen Gespräche ist eine Eskalation der Lage weiterhin nicht ausgeschlossen. Auch wenn Russland inzwischen den Rückzug eines Bataillons nach einer Übung wieder in die Kasernen angeordnet hat. Das teilte das Verteidigungsministerium der Agentur Interfax mit. Vergangene Woche hatte der russische Präsident Wladimir Putin noch bis zu 30.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine aufmarschieren lassen. Zudem habe sich die russische Armee auf den Kriegszustand vorbereitet, die Truppen seien mit Essensvorräten für eine mögliche Invasion versorgt worden. Das berichtete die "Bild" unter Berufung auf ein US-Geheimdienstpapier.

Der deutsche Ex-Außenminister Joschka Fischer ist sich in einem Gastbeitrag für die "SZ" sicher, dass Putin früher oder später militärisch eingreift: "Das nächste Ziel Wladimir Putins ist die Ostukraine - und damit verbunden die anhaltende Destabilisierung der gesamten Ukraine."

Putin wolle Russland wieder zur Weltmacht machen, schreibt Fischer: "Dazu benutzte er die Energieexporte, um die mit dem Ende der Sowjetunion verloren gegangenen Gebiete nach und nach zurückzuholen. Im Zentrum dieser Strategie stand und steht die Ukraine, denn ohne diese ist sein Ziel nicht zu erreichen."

Wie weit geht der Machthunger von Wladimir Putin?

Ähnlich äußerte sich der ehemalige Putin-Berater Andrej Illarinov, der dem russischen Präsidenten während dessen erster Amtszeit zwischen 2000 und 2005 zur Seite stand. Putins Ansicht nach sei es seine Aufgabe, zu beschützen, was ihm und seinen Vorfahren gehöre, schreibt die "Huffington Post" unter Berufung auf ein Interview von Illarinov mit der schwedischen Tageszeitung "Svenska Dagbladet". Demnach sei die Ukraine nur der Anfang: "Putin beansprucht Teile Georgiens, die Ukraine, Weißrussland, die baltischen Staaten und Finnland."

So weit geht die Russland-Expertin Margarete Klein zwar nicht, sieht aber ebenfalls einen neuen russischen Machthunger: "Putin hat in seiner dritten Amtszeit sehr klar gemacht, dass sein Ziel die Eurasische Integration ist: Aus der vorhandenen Zollunion soll eine stärkere politische Integration um Russland herum entstehen", sagte sie vor einigen Wochen im Interview mit unserem Portal.

Putins Handeln im Zuge der Krim-Krise ist laut Klein "auch ein Signal an die anderen Länder im postsowjetischen Raum, dass sich das Abwenden von Russland nicht lohnt oder zumindest mit sehr hohen Kosten verbunden ist."

Noch betrifft das nur die Ukraine, die die Krim bereits an Russland verloren hat.

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