Tausende Studenten demonstrieren derzeit in den USA gegen den Krieg in Gaza und verlangen ein Ende der Unterstützung Israels. Die neue Studentenbewegung setzt auch Präsident Biden unter Druck.
Am 17. April errichteten Studenten der Columbia University auf dem Campus in Manhattan ein Protest-Camp, um gegen den Krieg in Gaza zu demonstrieren und Solidarität mit der palästinensischen Zivilbevölkerung zu zeigen.
Ihre konkrete Forderung: Die Universität solle Verbindungen zu Unternehmen und Institutionen beenden, die Israel unterstützen. Seitdem ist eine neue Studentenbewegung in den USA gewachsen, die das Land intensiv beschäftigt.
Proteste gegen Gaza-Krieg an vielen Universitäten
An über 50 Hochschulen in etlichen Bundesstaaten gibt es inzwischen derartige Protest-Lager, von Boston über Atlanta bis Los Angeles. Die Bewegung setzt sich divers zusammen: Arabisch-amerikanische und muslimische Studentinnen sind vielerorts tonangebend, auch zahlreiche jüdische Linke prägend mit dabei. Die meisten Protestierenden sind zwischen 18 und 25, oft in aktivistischen Gruppen wie "Jewish Voice for Peace" oder "Students for Justice in Palestine" organisiert.
Die protestierenden Studenten beziehen sich mit ihren Forderungen auf den historischen Boykott gegen die Apartheid in Südafrika. Auch an der Columbia-Universität wurde damals protestiert. Mitte der Achtziger nahmen Studenten wochenlang mehrere Campusgebäude in Beschlag und setzten sich schließlich durch: Kurz darauf erklärte die Columbia als erste der US-Eliteuniversitäten, dass sie ihre finanziellen Geschäfte in Südafrika einstellen.
Bisher mehr als 1.000 Festnahmen
Aktuell sieht es nicht danach aus, dass die Universitäten auf die Forderungen eingehen. In vielen Städten wurde die Uni-Leitungen die Polizei auf den Campus gerufen – an sich schon ein außergewöhnlicher Schritt. Insgesamt wurden mehr als 1.000 Studierende festgenommen.
An der Columbia University räumte ein Großaufgebot der Polizei in der Nacht zu Mittwoch den Campus. Dort hatten die Studenten inzwischen auch ein Gebäude besetzt.
Nicht nur die Demonstranten selbst, sondern auch viele Professoren, Uni-Mitarbeiter und politische Beobachter kritisieren die Repressionen und Einschränkungen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit; viele haben sich mit den Studenten solidarisiert. Erinnerungen an 1968 werden wach, als Studenten und Aktivisten im ganzen Land gegen den Vietnamkrieg demonstrierten und es immer wieder zu heftigen Zusammenstößen und Polizeigewalt kam.
Wachsender Antisemitismus auf dem Campus?
Die Situation ist auch deshalb so aufgeladen, weil der jetzigen Protestbewegung Antisemitismus vorgeworfen wird. Columbia-Präsidentin Minouche Shafik musste am 17. April – also genau an dem Tag, an dem in New York die Zelte aufgebaut wurden – vor dem Kongress in Washington, D.C., zu diesem Thema Stellung nehmen.
Es gibt jüdische Professoren und Studenten, die sagen, dass sie sich auf den Campussen nicht mehr sicher fühlen. Tatsächlich kam es in den vergangenen Monaten zu antisemitischen Vorfällen und Gewaltaufrufen auf und neben mancher Campusse. Jüdischen Studenten wurde zugerufen, dass sie "zurück nach Polen" gehen sollen. Einzelne Studierende haben die islamistische Terrororganisation Hamas verherrlicht.
Vereinzelte Gewalt in beide Richtungen
Auch in die andere Richtung kommt es immer wieder zu Gewalt, physisch und verbal. Im Januar wurden pro-palästinensische Studenten der Columbia University auf ihrem Campus mit einer chemischen Substanz attackiert. Mehrere Leute mussten ins Krankenhaus, die New Yorker Polizei ermittelt. Erst letzte Woche wurden Studierende vor dem Uni-Eingang von Leuten mit Israel-Flagge beschimpft und bedroht. "Haut ab nach Gaza", hieß es dort.
Der Vorwurf des Antisemitismus kommt am lautesten von republikanischen Politikern und rechten Medien wie Fox News, die damit den ganzen Protest diskreditieren wollen. Von einer "Pro-Hamas-Bewegung" ist die Rede, was angesichts der großen Masse der friedlichen Demonstranten, die auf zivilen Ungehorsam setzt, eine starke Verzerrung ist.
Ein neues 1968?
Für US-Präsident Joe
Auch hier zeigen sich Parallelen zu 1968: Damals protestierten Tausende Menschen beim demokratischen Parteitag in Chicago, um ein Ende des Vietnamkriegs zu erwirken – bei der Wahl einige Monate später verlor der demokratische Kandidat Hubert Humphrey dann gegen den Republikaner Richard Nixon.
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