- Nach wie vor sieht sich der ehemalige US-Präsident Donald Trump durch Betrug um seine Wiederwahl gebracht.
- Seine Gegenspielerin Liz Cheney ist überzeugt, dass diese Behauptung erneut zu einem Gewaltausbruch führen könnte und hatte an die Partei appelliert, mit dem "Trump-Personenkult" zu brechen.
- Doch nun wurde sie von ihrem Führungsposten in der Partei abgewählt - ein mehr als deutliches Zeichen, wie sehr Trump die Republikaner noch immer unter seiner Kontrolle hat.
Donald Trump hat sich nach Florida zurückgezogen, politisch abgemeldet ist der Ex-Präsident aber noch lange nicht. Dass der 74-Jährige seine Republikaner besonders im US-Repräsentantenhaus weiterhin eisern im Griff hat, hat er am Mittwoch bewiesen: Auf Trumps Betreiben wurde seine Gegnerin Liz Cheney von ihrem Führungsposten als Nummer Drei in der Fraktion abgewählt. Ihr wurde zum Verhängnis, dass sie Sturm lief gegen Trumps längst widerlegte Behauptung, er sei durch Betrug um seine Wiederwahl gebracht worden. Cheney forderte einen Bruch mit dem "Trump-Personenkult" - dem die meisten ihrer Fraktionskollegen aber nicht abschwören wollten.
Liz Cheney: Trump auf "Kreuzzug" gegen die Wahrheit
Vergangene Woche wandte sich die prominente Trump-Kritikerin noch in einem flammenden Appell in der "Washington Post" an ihre Partei. Die Republikaner stünden vor der Entscheidung, sich Trumps "Kreuzzug" gegen das legitime Wahlergebnis anzuschließen oder sich auf die Seite der Wahrheit zu stellen, schrieb Cheney.
Trumps anhaltende Behauptung, die Wahl sei "gestohlen" worden, könne erneut zu Gewalt führen - wie am 6. Januar, als Anhänger des abgewählten Präsidenten das Kapitol stürmten. Die Tochter des früheren US-Vizepräsidenten Dick Cheney warnte vor dem Schaden für die amerikanische Demokratie, wenn Trump weiterhin das Vertrauen in die Wahlen untergrabe.
Viele Republikaner zweifeln an Bidens Legitimität
Dass der Ex-Präsident in dieser Hinsicht bereits einigen Schaden angerichtet hat, darauf lässt eine Umfrage des Senders CNN von Ende April schließen. 70 Prozent der befragten Republikaner vertraten die Ansicht, dass der demokratische Amtsinhaber
Der Fraktionschef der Republikaner im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, sagte am Mittwoch: "Ich glaube nicht, dass jemand die Legitimität der Präsidentschaftswahl in Frage stellt. Ich denke, das ist alles vorbei." Dabei hatte Trump persönlich erst am Dienstag erneut behauptet, die Wahl sei "manipuliert und gestohlen" worden. Und McCarthy war es, der Cheneys Rauswurf aus der Fraktionsführung unter dem Druck des Ex-Präsidenten vorantrieb.
Die Angst vor der Parteibasis
Nach dem Sturm aufs Kapitol gehörte Liz Cheney zu jener Handvoll Republikanern, die im Repräsentantenhaus mit den Demokraten für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump stimmten. Seit Monaten ist der Ex-Präsident auf Rache aus. "Liz Cheney ist eine kriegshetzerische Närrin, die in der republikanischen Parteiführung nichts zu suchen hat", schrieb er vor wenigen Tagen auf seinem Blog. Nach Cheneys Abwahl am Mittwoch legte er nach und nannte die Abgeordnete "einen verbitterten, furchtbaren Menschen".
Die Abgeordneten, die Cheney nun abstraften, dürften selbst wissen, dass Trumps Betrugsbehauptungen haltlos sind. Sie fürchten die Parteibasis, die Umfragen zufolge in großen Teilen immer noch Trump die Treue hält. Abgeordnete im Repräsentantenhaus sind für solche Stimmungen besonders anfällig: Sie sind fast ständig im Wahlkampf, weil sie sich alle zwei Jahre zur Abstimmung stellen müssen - das nächste Mal bei den Kongresswahlen in rund 18 Monaten. Trump hat bereits angekündigt, dass er eine parteiinterne Konkurrenz für Cheneys Sitz im Bundesstaat Wyoming unterstützen wird. Sollte er Erfolg haben, wäre Cheney auch noch ihr Abgeordnetenmandat los.
Historisch lässt die Partei eines neuen Präsidenten bei den ersten Kongresswahlen nach seinem Amtsantritt meist Federn. Die Republikaner rechnen sich Chancen aus, sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat die knappen Mehrheiten von Bidens Demokraten zu brechen. Fraktionschef McCarthy will zur Krönung seiner Karriere im nächsten Jahr die Demokratin
Fraktionschef McCarthy will Nancy Pelosi ablösen
McCarthy hatte Trump zunächst mitverantwortlich für die Erstürmung des Kapitols gemacht, inzwischen nimmt er ihn in Schutz. Noch im Februar hatte McCarthy an Cheney auf dem Führungsposten in der Fraktion festgehalten. Nachdem Trump erklärte, er unterstütze seine Anhängerin Elise Stefanik als Ablösung Cheneys, stellte sich auch McCarthy hinter die 36-Jährige, die nun als Favoritin gilt. Bereits Ende Januar hatte McCarthy Trump seine Aufwartung in Florida gemacht. Die "New York Times" schrieb, McCarthy wisse, dass der sicherste Weg, seine eigenen Ziele zu durchkreuzen, ein Bruch mit Trump wäre.
Auch unter prominenten Republikanern gibt es noch Trump-Kritiker, sie sind aber in der Minderheit. "Liz Cheney aus der Führung zu vertreiben, wird den Republikanern nicht einen zusätzlichen Wähler bringen, aber es wird uns einige kosten", schrieb Senator Mitt Romney kürzlich auf Twitter. Der Gouverneur des Bundesstaats Maryland, Larry Hogan, sprach von "einer Art kreisförmigem Erschießungskommando, bei dem wir nur Mitglieder unserer eigenen Partei angreifen". Der Kongressabgeordnete und Cheney-Verbündete Adam Kinzinger versicherte, er werde weiter "gegen die Verschwörungstheorien vorgehen, die dem amerikanischen Volk aufgetischt werden".
Cheney will Kampf gegen Trumps "gefährliche Lügen" fortsetzen
Cheney kündigte nach ihrer Abwahl an, sie werde den Kampf um ihre Partei und gegen Trumps "gefährliche Lügen" fortsetzen. Sie betonte: "Ich werde alles unternehmen, um sicherzustellen, dass der ehemalige Präsident nie wieder auch nur in die Nähe des Oval Office kommt." Trump lässt bislang offen, ob er bei der Wahl 2024 wieder antreten will. Auch in der Rolle des Königsmachers hat er sich aber schon immer gefallen. Mit Cheneys Abwahl hat er nun einen wichtigen Sieg verbucht. Der Sender CNN meinte: "Die unmissverständliche Botschaft von Liz Cheneys Sturz ist, dass
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.