• Die US-Regierung will Sportler zu den Olympischen Winterspielen nach China schicken, aber keine diplomatischen Vertreter.
  • Peking reagiert höchst verärgert, noch bevor die offizielle Verkündung überhaupt da ist.
  • Werden andere Länder nachziehen?

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Joe Biden hat seine Drohung wahr gemacht: Der US-Präsident wird mit seiner Regierung den Olympischen Winterspiele in Peking fernbleiben. Diesen diplomatischen Boykott verkündete das Weiße Haus am Montag. US-Sportler dürfen aber an den Wettkämpfen teilnehmen.

"Die Biden-Regierung wird keine Diplomaten oder offiziellen Vertreter zu den Olympischen und Paralympischen Winterspielen 2022 in Peking entsenden", sagte die Sprecherin Jen Psaki in Washington: "Grund sind die anhaltenden Genozide und Verstöße gegen Menschenrechte in Xinjiang sowie weitere Menschenrechtsverletzungen."

Den amerikanischen Athleten sicherte Psaki aber "unsere volle Unterstützung" zu: "Wir stehen zu 100 Prozent hinter ihnen und werden sie von zu Hause aus anfeuern."

China hat bereits "Gegenmaßnahmen" angedroht

Biden hatte diese Maßnahme aus Protest gegen die Menschenrechtsverletzungen in China, die Unterdrückung der uigurischen Muslime in Xinjiang und die Repressionen gegen die Demokratiebewegung in Hongkong bereits vor zwei Wochen angekündigt.

Mehrere republikanische Senatoren hatten einen vollständigen Boykott gefordert. Zahlreiche Abgeordnete beider Parteien, darunter die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und der republikanische Senator Mitt Romney, plädieren jedoch für diesen diplomatischen Boykott.

Zuvor hatte China bereits "Gegenmaßnahmen" angedroht. Ein solcher Boykott wäre nur "Wichtigtuerei", sagte am Montag der Sprecher des Außenministeriums, Zhao Lijian: "Wenn die USA um jeden Preis ihren Weg gehen wollen, wird China entschiedene Gegenmaßnahmen ergreifen." Olympia sei "keine Bühne für politische Manipulationen".

Auch deutsche Politiker hatten zuletzt einen diplomatischen Boykott gefordert - vor allem nach dem Fall Peng Shuai. Die chinesische Tennisspielerin war nach Missbrauchsvorwürfen gegen einen ehemaligen Vizepremier Zhang Gaoli zwischenzeitlich verschwunden. Obwohl sie sich mittlerweile wieder zu Wort gemeldet hat, blieben Zweifel an ihrem Wohlbefinden und der Freiheit ihrer Aussagen.

Wie reagiert die deutsche Politik?

Die künftige Außenministerin Annalena Baerbock hatte in der vergangenen Woche im Interview mit der taz erklärt: "Wenn ich sehe, wie Chinas Führung mit der Tennisspielerin Peng Shuai umgeht oder mit der verhafteten Bürgerjournalistin Zhang Zhan, sollten wir natürlich auch die Olympischen Spiele genauer in den Blick nehmen. Da gibt es für Regierungen unterschiedliche Formen des Umgangs, die in den kommenden Wochen sicherlich diskutiert werden."

Erhard Grundl, sportpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, hatte die Winterspiele in Peking als "eine Propagandashow unter Beteiligung des IOC und seiner Sponsoren" bezeichnet, an der sich kein deutscher Politiker beteiligen sollte. (afp/dpa/fra)

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