Wer tritt für die US-Demokraten gegen Donald Trump an? Für Bernie Sanders geht es bei den Vorwahlen am Dienstag um alles. Porträt eines Mannes, der nicht aufgeben will.

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Es sieht nicht gut aus für Bernie Sanders. Im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten liegt er deutlich zurück - ohne Siege bei den wichtigen Vorwahlen in Florida, Illinois oder Ohio am Dienstag wird er gegen seinen Konkurrenten Joe Biden den Kürzeren ziehen.

Doch Bernie Sanders ist immer noch da: Für Sturheit und Durchhaltevermögen ist der 78-Jährige bekannt. Ohne diese Eigenschaften wäre der Mann aus einfachen Verhältnissen nicht dort, wo er heute ist. Wer ist der Politiker, der trotz eines Herzinfarkts ins Weiße Haus will?

Für Spitzenpolitiker eher unkonventionelle Berufe

Bernard Sanders, der vier Kinder und sieben Enkelkinder hat, stammt aus einer jüdisch-polnischen Einwandererfamilie. Er ist 1941 im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren und besuchte in jungen Jahren die James Madison High School, das Brooklyn College und die Universität in Chicago. 1964 machte er dort seinen Abschluss in Politikwissenschaften.

Anschließend zog Sanders nach Vermont. Der kleine, waldreiche Bundesstaat im Nordosten der USA an der Grenze zu Kanada zählt gerade mal gut 600.000 Einwohner. Dort arbeitete Sanders in für einen späteren Spitzenpolitiker eher unkonventionellen Berufen: als Zimmermann, als Dokumentarfilmer, Autor und Pfleger in einem psychiatrischen Krankenhaus.

In den frühen 70er Jahren trat er der Antikriegspartei Liberty Union bei – und 1981 wurde er Bürgermeister von Burlington, der größten Stadt im Bundesstaat.

Aus US-Sicht radikal links

Nach 16 Jahren als einziger Abgeordneter für Vermont im Repräsentantenhaus wurde Sanders 2006 in den US-Senat gewählt. Inzwischen verbringt er seine dritte Amtszeit in der Parlamentskammer.

Obwohl Sanders bei der Präsidentschaftswahl für die Demokraten antreten will, ist er der Partei nie formell beigetreten. Er bezeichnet sich selbst als unabhängigen Kandidaten.

Sanders definiert sich außerdem als "demokratischer Sozialist". Aus deutscher Sicht sind seine Ziele zwar klassisch sozialdemokratisch, in den USA jedoch kämen sie einer Revolution gleich.

Er fordert unter anderem eine staatliche Krankenversicherung für alle, gebührenfreie staatliche Hochschulen, höhere Steuern für Reiche, Mindestlohn und Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall. Zudem will Sanders in den kommenden 15 Jahren 16,3 Billionen US-Dollar in den Klimaschutz stecken.

Bekannt ist der Politiker für seine Haltung gegen das Establishment, er teilt oft und gerne gegen Millionäre und Milliardäre aus. Dafür lieben ihn besonders junge Menschen und Angehörige der Arbeiterklasse.

Allerdings gehört Sanders selbst zu den Top-Verdienern in den USA, was ihn auch angreifbar macht. Für seinen Wahlkampf allerdings nimmt Sanders nahezu ausschließlich Geld von Kleinspendern entgegen, nicht etwa von Konzernen – allein im Februar sammelte er trotzdem 46,5 Millionen Dollar.

2016: Niederlage gegen Hillary Clinton

Bereits 2016 versuchte der Außenseiter, mit seinem linken Wahlprogramm die Nachfolge Barack Obamas anzutreten. Jedoch gewann seine Rivalin Hillary Clinton damals 34 der 56 Vorwahlen der Demokraten, Sanders folglich nur 22.

Schon damals blieb er lange stur, zog seine Kandidatur erst spät zurück. Bis dahin hatte er Clinton immerhin Zugeständnisse abgerungen: Nun setzte sich auch seine Mitbewerberin dafür ein, dass Bundesstaaten gesetzliche Krankenversicherungen anbieten dürfen.

Euphorische Anhänger und verbitterte Feinde

Bernie Sanders hat euphorische Anhänger, gerade in den sozialen Netzwerken. Die haben ihm zuletzt allerdings auch Kritik eingebracht: Weil einige von ihnen – auch gegen innerparteiliche Konkurrenten – ziemlich aggressiv vorgehen.

Die New York Times spricht sogar von Sanders "Internet-Armee". Allerdings hat der linke Politiker auch viele Feinde – und zwar nicht nur im rechten Lager. Im Establishment der Demokraten sträuben sich viele gegen ihn, genau wie diejenigen, denen er an den Kragen will: die Mächtigen im Finanzsektor etwa oder in großen Konzernen.

US-Präsident Trump übrigens nennt Sanders "Crazy Bernie". Und der Linke macht keinen Hehl daraus, was er vom Präsidenten hält: Er bezeichnet ihn offen als Lügner, Rassist, Sexist und als homophob.

Gesundheitlich angeschlagen

Würde er zu Trumps Nachfolger gewählt, wäre Bernie Sanders zum Amtsantritt 79 Jahre alt – und damit der älteste Präsident in der Geschichte der USA. Wobei sein Konkurrent Biden auch nur ein Jahr jünger ist. Sanders Chancen stehen jedoch schlecht.

Dass sich der Politiker trotz eines Herzinfarkts im Herbst die Strapazen des US-Wahlkampfs mit seinen unzähligen öffentlichen Terminen antut, zeigt, wie erbittert er für seine Überzeugungen kämpft.

Verwendete Quellen:

  • Webseite von Bernie Sanders
  • New York Times: Bernie Sanders and his internet army
  • Zeit.de: Sanders unterstützt Rivalin Clinton
  • Zeit.de: Sanders, Warren und die Frauenfrage
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