Düsseldorf (dpa/lnw) - Bei der Kommunalwahl 2020 in Nordrhein-Westfalen gab sehr knappe Ergebnisse, bei denen nur wenige Stimmen über Platz 1 entschieden haben, aber auch mehr als deutliche Resultate, die an alte SED-Wahlerfolge erinnern.
Allerdings lohnt hier ein genauerer Blick. Denn wenn kein Gegenkandidat antritt, ist der Wahlerfolg fast programmiert.
BEDROHTER BÜRGERMEISTER: Christoph Landscheidt hatte in den vergangenen Monaten eine bundesweite Debatte über die Sicherheit von Kommunalpolitikern ausgelöst. Zwischenzeitlich hatte der Bürgermeister von Kamp-Lintfort (Kreis Wesel) einen Antrag auf Waffenschein gestellt, weil er sich von der rechten Szene bedroht fühlte. Dann bekam der SPD-Politiker Personenschutz durch die Polizei. Mit 80,4 Prozent der Stimmen schaffte Landscheit die Wiederwahl. Sabine Hermann von der CDU kam nur auf 11,8 Prozent.
KNAPPES ERGEBNIS: Hauchdünn ist der Vorsprung bei der Oberbürgermeisterwahl in Mülheim an der Ruhr. Hier entschieden am Ende nur 94 Stimmen, wer von Platz 1 in die Stichwahl geht. Auf den CDU-Kandidaten Marc Buchholz entfielen genau 16 479 Stimmen. Monika Griefahn von der SPD holte 16 385. Das macht nur hinterm Komma einen Unterschied aus: 25,4 zu 25,3 Prozent. Das bedeutet in der Stichwahl am 27. September ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen.
FARBENLEHRE: Bei der Wahl der Oberbürgermeister und Landräte stehen etlichen schwarzen Flecken (Siege der CDU) auf der NRW-Landkarte noch weiße Flächen entgegen. Hier muss das Wahlvolk noch in der Stichwahl entscheiden. Rein rote Farbtupfer gibt es bislang im Kreis Siegen-Wittgenstein, Bottrop und Herne. Aber es gibt auch Rot-Grün und in Hagen Jamaika (Schwarz-Grün-Gelb). Hier hat sich Erik Schulz mit 51,1 Prozent für CDU, Grüne und FDP durchgesetzt.
GANZ UNTEN AUF DEM WAHLZETTEL: Die europafreundliche Partei Volt Deutschland stand zwar in vielen Städten ganz unten auf dem Wahlzettel zur Auswahl. Nach V folgten in der Regel wegen des Alphabets nur noch Wählergruppen und Einzelbewerber. In machen Städten aber holte die noch junge Partei gute Wahlergebnisse. In Bonn kam Volt auf 5,1, in Köln auf 5,0, in Aachen auf 3,7 und in Münster auf 2,6 Prozent der Stimmen. Landesweit sicherte sich Volt nach Angaben des Statistischen Landesamtes 13 Sitze.
REKORD? In der Gemeinde Stemwede im Kreis Minden-Lübbecke holte der FDP-Politiker Kai Abruszat 90,40 Prozent der Stimmen und wurde damit im Amt als Bürgermeister mit einem überragenden und rekordverdächtigen Wert bestätigt. Allerdings hatte Abruszat auch keinen Gegenkandidaten. Der Politiker war neben der FDP auch für die CDU ins Wahlrennen in der Gemeinde an der Grenze zu Niedersachsen gegangen - aber eben ohne politische Konkurrenz.
SATIREPARTEI: Bei der Wahl des Landrats im Kreis Gütersloh hat die Satirepartei "Die Partei" ganze 9,52 Prozent geholt. Krankenschwester Monika Vorberg ging als Kandidatin im von der Corona-Pandemie gegeißelten Kreis gegen Landrat Sven-Georg Adenauer ins Rennen, der rund 54 Prozent holte. Auf Twitter gratulierte "Die Partei" Vorberg mit den Worten: "Tönnies bleibt wohl Landrat in Gütersloh. Aber Glückwunsch an Monika Vorberg für dieses discountverdächtige Ergebnis."
VERZOCKT: Der Wahltriumph des SPD-Oberbürgermeisters Bernd Tischler in Bottrop ohne CDU-Gegenkandidaten hat bei den Christdemokraten am Montag für lange Gesichter gesorgt. "Wir haben die Entscheidung getroffen, ohne Einzelbewerber auf unsere starke Ratsmannschaft zu setzen", sagte die CDU-Kreisvorsitzende Antoinette Bunse. "Hinterher ist man immer klüger." Amtsinhaber Tischler hatte - ungeachtet der landesweit herben Verluste seiner Partei - in der ersten Runde mit 73,1 Prozent der Stimmen die Wiederwahl geschafft. Das war das höchste OB-Wahl-Ergebnis bei diesen Kommunalwahlen.
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