In Bremen wird am Sonntag eine neue Bürgerschaft gewählt. In Umfragen lag die seit Jahrzehnten regierende SPD zuletzt knapp vor der CDU, es bleibt aber eng zwischen beiden Parteien. Der Schlussspurt ist damit auch ein Duell ihrer beiden Spitzenkandidaten. Ein Blick auf die Kontrahenten:

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Amtsinhaber Andreas Bovenschulte

Der Sozialdemokrat Andreas Bovenschulte führt den Bremer Senat seit 2019 mit einer Koalition aus SPD, Grünen und Linkspartei. Nach der Wahl vor vier Jahren beerbte er den damaligen Bürgermeister Carsten Sieling, der als Konsequenz aus dem historisch schlechten Ergebnis für die SPD bei der Bürgerschaftswahl auf eine zweite Amtszeit verzichtete.

Der 57-jährige Bovenschulte will die Schmach der vergangenen Wahl tilgen, als die CDU erstmals vor der SPD stärkste Kraft wurde. Die Sozialdemokraten konnten letztlich nur weiter regieren, weil die CDU an der Regierungsbildung scheiterte. Bremen ist eine traditionelle Hochburg der SPD, die dort seit Gründung der Bundesrepublik regiert.

Entsprechend positioniert die SPD ihren groß gewachsenen Bürgermeisterkandidaten auf mehreren Sonderplakaten, bei denen der Kopf von "Bovi" - so sein Spitzname - über die Plakatfläche hinausragt. Im Wahlkampf macht sich Bovenschulte für "eine starke Wirtschaft mit guten Arbeitsplätzen und fairen Löhnen", für mehr Geschlechtergerechtigkeit und Sicherheit stark.

Der geschiedene Vater zweier Kinder und Hobbygitarrist, der seine Jugendliebe heiraten will und auch im Wahlkampf hin und wieder zur Klampfe greift, regiert weitgehend geräuschlos. Bundesweit machte er sich zuletzt für die Kindergrundsicherung sowie eine Steuer auf übermäßige Unternehmensgewinne in Kriegs- und Krisenzeiten stark. Zudem forderte er vom Bund mehr Geld für die Flüchtlingsunterbringung.

Programmatisch gehört Bovenschulte zum linken Flügel der SPD. Insofern passt das Bremer Regierungsmodell - die historisch erste rot-grün-rote Koalition in einem westdeutschen Bundesland. Bovenschulte ist ein Befürworter von öffentlichen Unternehmen und wichtigen Infrastrukturen in staatlicher Hand und warnt vor zu viel Privatisierung.

Politisch mischt der gebürtige Hildesheimer schon lange in der Bremer SPD mit. Zwischen 2010 und 2013 war er SPD-Landesvorsitzender in der Hansestadt. Danach zog es ihn in die Kommunalpolitik. Von 2014 bis 2019 arbeitete der promovierte Jurist als Bürgermeister von Weyhe, einer niedersächsischen 30.000-Einwohner-Gemeinde bei Bremen.

Erst zur Bürgerschaftswahl 2019 kehrte Bovenschulte wieder in die Bremer Politik zurück. Er wurde in die Bürgerschaft gewählt und übernahm kurzzeitig den Vorsitz der SPD-Fraktion, bevor er als Nachfolger von Sieling im August 2019 das Zepter im Rathaus übernahm. In Umfragen genießt er inzwischen hohe Zustimmungswerte.

Herausforderer Frank Imhoff

Der Christdemokrat Frank Imhoff will es besser machen als vor vier Jahren und seine Partei in Bremen nicht nur zum Wahlsieg, sondern auch in Regierungsverantwortung führen. Anders als der Spitzenkandidat und politische Quereinsteiger von 2019, Carsten Meyer-Heder, ist Imhoff als Präsident der Bürgerschaft durchaus ein politisches Schwergewicht. Der 54-Jährige ist bereits seit 24 Jahren Abgeordneter des Landesparlaments und seit 2019 dessen Präsident.

Der ausgebildete Landwirt und Landschaftspfleger führt seit 1996 einen eigenen Milchviehbetrieb im Bremer Umland, der Hof ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Familienhand. Aus der Arbeit auf dem Hof und dem Umgang mit den Tieren ziehe er "besonders in stressigen Zeiten" Kraft und Energie, sagt der verheiratete Vater dreier Kinder.

Politisch setzt er seine Schwerpunkte im Wahlkampf vor allem auf das Thema Bildung. In Bildungsstudien landet Bremen immer wieder ganz hinten. Imhoff will bei einer Regierungsübernahme unter anderem ein verpflichtendes Vorschuljahr für Kinder mit Sprachdefiziten einführen und verspricht mehr Personal für Kitas und Schulen. Auch Polizei und Justiz will er technisch und personell besser ausstatten.

Mit der 27-jährigen Wiebke Winter, die Mitglied im CDU-Bundesvorstand und Landesvorsitzende der Jungen Union ist, stellte die Bremer CDU Imhoff eine junge Tandemspitzenkandidatin zur Seite. Winter, die auf Platz zwei der CDU-Landesliste kandidiert, und Imhoff absolvieren viele Wahlkampftermine gemeinsam.

Imhoff ist seit 40 Jahren CDU-Mitglied und aktuell Beisitzer im Landesvorstand der Bremer CDU. Als Mitglied der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft war er unter anderem Sprecher für Landwirtschaft. Vom Juli 2015 bis zum Juni 2019 war Imhoff bereits Vizepräsident der Bürgerschaft, bevor er im Juli 2019 nach dem CDU-Wahlsieg deren Präsident wurde. In dieser Funktion ist er unter anderem Vorsitzender des Verfassungs- und Geschäftsordnungsausschusses.   © AFP

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