Mit einem so eindeutigen Ergebnis haben die Wenigsten gerechnet: Alexander Van der Bellen konnte sich am Sonntag mit rund 300.000 Stimmen Vorsprung klar von FPÖ-Kandidat Norbert Hofer absetzen und die Wahl für sich entscheiden. Im Mai trennten die beiden nur 31.000 Stimmen – wobei Van der Bellen durch die Wahlkarten den Sieg davontrug.

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Der nun zehnmal so große Vorsprung kommt daher, weil Norbert Hofer einige Stimmen an das Lager der Nichtwähler verloren hat: Netto geht man von insgesamt 37.000 Stimmen aus. Alexander Van der Bellen hingegen konnte seine Wähler erneut mobilisieren und zusätzliche Stimmen aus dem bürgerlichen Lager lukrieren: 169.000 Personen netto kamen hinzu. Das sind jene Wählerinnen und Wähler, die beim ersten Mal nicht wählen gegangen sind.


Nichtwähler und Griss-Wähler für Van der Bellen ausschlaggebend


Van der Bellen konnte vor allem bei Wähler punkten, die bei der ersten Stichwahl zu Hause geblieben sind. Auch viele ehemalige Wählern von Irmgard Griss haben für Van der Bellen gestimmt. Das bestätigen auch die Zahlen der SORA-Experten. Zwei Drittel sind von Griss zu dem Grünen Kandidaten gewechselt.

Was Norbert Hofer betrifft, konnte dieser sechs Prozent der Nichtwähler aus dem ersten Wahlgang zu sich holen. Ein Viertel der Griss-Wähler wechselten zur FPÖ.
Entsprechend der Daten von ORF und SORA sieht der Wählerstrom vom 4. Dezember wie folgt aus:

  • 73 Prozent jener Personen, die Irmgard Griss gewählt haben, haben diesmal für Van der Bellen gestimmt. Im Mai waren es 64 Prozent. 21 Prozent der ehemaligen Griss-Wähler haben für Hofer gestimmt. Dieser Zuwachs ist am bedeutendsten: die unabhängige Kandidaten hatte im ersten Wahlgang bereits mehr Stimmen als ÖVP- und SPÖ-Kandidaten.
  • Sowohl Hofer als auch Van der Bellen konnten nahezu alle ihre Wähler vom ersten Wahlgang erneut mobilisieren, Verluste an die Nichtwahl gab es kaum.
  • 59 Prozent der ehemaligen Wähler von Andreas Khol haben sich diesmal für Van der Bellen entschieden. Im Mai waren es 47 Prozent. Hofer konnte 33 Prozent der Ex-Khol-Anhänger für sich begeistern.
  • Aus dem roten Lager, von Rudolf Hundstorfers Wählern, konnte Van der Bellen 72 Prozent für sich gewinnen.

Bundesländer vorrangig für Hofer


Auch wenn der Ex-Grünen-Chef die Mehrheit für sich beanspruchen darf: in den Bundesländern zeichnet sich ein ähnliches Bild wie bei der ersten Stichwahl. Dort entschieden sich die Menschen in den ländlichen Regionen mehrheitlich für Norbert Hofer. Nur in den urbanen Gebieten gewann Van der Bellen – in insgesamt acht Landeshauptstädten. Besonders Wien war laut dem vorläufigem Gesamtergebnis der Bundeswahlbehörde ohne Briefwahlstimmen ausschlaggebend.


Vorarlberg:

Im Westen viel Neues – hier konnte sich Van der Bellen mit 60,4 Prozent zu Hofer mit 39,6 Prozent durchsetzen. Auch in der Landeshauptstadt Bregenz, gewann er mit 63,51 Prozent zu 36,49 Prozent. (Quelle: Bundeswahlbehörde)


Tirol:

Ohne Wahlkarten hat Van der Bellen hier die Nase mit 52,6 Prozent, Norbert Hofer kommt auf 47,4 Prozent zu. Van der Bellen gewann Innsbruck mit 59,9 Prozent (40,1 Prozent für Hofer) und das Kaunertal mit 85,1 Prozent.


Salzburg:

Hier gewann Hofer mit 50,2 Prozent der Stimmen. Van der Bellen erreichte 49,8 Prozent. Die Stadt Salzburg wiederum gewann Van der Bellen mit 60,0 Prozent. Hier lag Hofer bei 40,0 Prozent.


Steiermark:

Auch hier dominierte der FPÖ-Kandidat mit 55,1 Prozent zu 44,9 Prozent seines Kontrahenten. Bis auf Graz wählten alle Bezirke Hofer – in Hartberg-Fürstenfeld gar 66,7 Prozent. Lediglich Graz machte den Unterschied: hier lag Van der Bellen mit 64,4 Prozent vor Hofer.


Kärnten:

Das südlichste Bundesland färbte sich am 4. Dezember wieder blau. Hier wählten 56,6 Prozent Hofer, Van der Bellen kam auf 43,4 Prozent. In der Stadt Klagenfurt dominierte aber wieder Van der Bellen: mit 53,5 Prozent. Das ist insofern überraschend, weil auch hier im ersten Durchgang noch Hofer an erster Stelle lag.


Oberösterreich:

Hier war das Bild durchmischt. Insgesamt gewann Van der Bellen auf 53,3 Prozent der Stimmen während Norbert Hofer auf 46,68 Prozent kam. Allerdings konnte Van der Belen die Bezirke Linz, Linz-Land, Urfahr-Umgebung, Steyr, Welt, Gmunden für sich entscheiden. Ebenso in der Hauptstadt Linz: 63,42 Prozent votierten dort für den Wirtschaftsprofessor.


Niederösterreich:

Im von Erwin Pröll regierten Bundesland entschied Norbert Hofer mit 50,8 Prozent das Rennen knapp vor Alexander Van der Bellen mit 49,2 Prozent für sich. Allerdings wählten die Einwohner aus den Gemeinden des Wiener Umlands für Van der Bellen. In der roten Landeshauptstadt St. Pölten kam Van der Bellen auf 57,02 Prozent, Hofer 42,98 Prozent.


Burgenland:

In seiner Heimat dominierte Hofer deutlich mit 59,57 Prozent. Van der Bellen schaffte 40,43 Prozent. In seiner Heimatgemeinde Pinkafeld stimmten 70,28 Prozent für Hofer.


Wien:

Die Bundeshauptstadt war diesmal nahezu flächendeckend grün. Van der Bellen erreichte insgesamt 63,6 Prozent, Norbert Hofer kam auf 36,4 Prozent. Alle Wiener Bezirke gehen diesmal an Alexander Van der Bellen.


Wahlkarten werden gezählt: Endergebnis erst am Dienstag


Seit 9:00 Uhr Montagfrüh werden die Wahlkarten gezählt. Manche Wahlbehörden ließen im Vorfeld wissen, dass eine vollständige Auswertung bis Dienstag dauern dürfte. Am Endergebnis kann sich jedoch nicht mehr viel verändern, da Van der Bellen einen deutlichen Vorsprung auf Norbert Hofer hat.

Das offizielle Endergebnis wird jedenfalls durch den Innenminister vor Medien verkündet. Und dann gibt es noch eine 14-tägige Frist, in der theoretisch noch einmal eine Anfechtung eingebracht werden könnte. Allerdings haben das sowohl FPÖ-Wahlkampfleiter Herbert Kickl als auch FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache am Sonntag ausgeschlossen. Sofern es dabei bleibt, findet die Angelobung Van der Bellens am 26. Jänner statt.

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