Angebote wie der Wahl-O-Mat machen aus einer komplexen Wahl-Entscheidung ein Spiel aus Fragen und Antworten. Das kommt gerade jungen Wählern entgegen. Auch das Wahlverhalten kann sich dadurch verändern - zumindest in einem Fall.

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Mit 38 Klicks zur Wahlentscheidung: Auch vor dieser Bundestagswahl werden wieder Millionen von Deutschen den Wahl-O-Mat nutzen, darin Fragen beantworten und ihre persönlichen Standpunkte mit denen der Parteien vergleichen lassen.

Vor der Bundestagswahl 2013 wurde das Tool nach Angaben der Bundeszentrale für Politische Bildung (BPB) mehr als 13 Millionen Mal genutzt, seit dem ersten Wahl-O-Mat im Jahr 2002 zu Bundestags-, Landtags- und Europawahlen insgesamt sogar mehr als 50 Millionen Mal.

Warum ist der Wahl-O-Mat so beliebt?

Der Wahl-O-Mat sei "demokratischer Volkssport", sagte BPB-Präsident Thomas Krüger bei der diesjährigen Vorstellung.

Das hat einen einfachen Grund: "Der Wähler kann sich zügig und leicht verdaulich informieren - ohne dass er etwa alle Wahlprogramme lesen muss", erklärt der Düsseldorfer Professor Stefan Marschall im Gespräch mit unserer Redaktion.

Der Politologe begleitet das Angebot aus wissenschaftlicher Perspektive. Aus seiner Sicht ist der Wahl-O-Mat eine "gute Orientierungshilfe", eine Möglichkeit, sich mit den Themen einer Wahl vertraut zu machen.

Der Wahl-O-Mat hilft vor allem Jugendlichen

Vor allem junge Menschen nutzen das Angebot gerne. "Generation Wahl-O-Mat" hat die Bertelsmann-Stiftung eine Studie genannt, in der sie 2014 unter anderem der Frage nachging, wie junge Menschen ihre politischen Entscheidungen treffen.

Kurz gefasst lautet die Erkenntnis: Für die Generation der 19- bis 32-Jährigen spielen umfangreiche Ideologien und Weltbilder eine geringere Rolle als für Ältere.

So entscheiden sich die Jüngeren eher kurzfristig und anhand der Sachthemen, die sie gerade interessieren. "Relativ kurz vor der Wahl werden die Angebote der Parteien gescannt und man wählt als Nachfrager dann pragmatisch das, was in der Gesamtschau den eigenen Bedürfnissen am weitesten entgegenkommt", heißt es in der Studie.

Zudem seien die Bindungen an Parteien schwächer geworden, sagt Politikwissenschaftler Marschall: "Wähler entscheiden sich von Wahl zu Wahl neu und sind zunehmend kurzentschlossen. Der Wahlkampf und die Angebote der Parteien - thematisch und auch was die Personen betrifft - werden dadurch wichtiger."

Wie beeinflusst der Wahl-O-Mat das Wählerverhalten?

Dass Wähler in großer Zahl ihre Entscheidung vom Wahl-O-Mat-Ergebnis abhängig machen, glaubt Politologe Marschall nicht.

Er und seine Mitarbeiter haben unter anderem eine Umfrage unter Nutzern ausgewertet, die nach dem Durchspielen gebeten wurden, Fragen zum Wahl-O-Mat zu beantworten.

Demnach nutzen viele das Angebot eher, um sich zu versichern, dass sie auf einer Linie mit einer Partei sind. 90 Prozent der Teilnehmer gaben an, bei der politischen Richtung gelandet zu sein, die sie erwartet hatten.

Die Wahlentscheidung sei weiterhin ein komplexer Prozess, so Marschall. Sie sei zum Beispiel auch von den Kandidaten der Parteien abhängig - und die spielen im Wahl-O-Mat bekanntlich keine Rolle.

Dennoch hat der Wahl-O-Mat das Potenzial das Wahlverhalten zu verändern. Laut Marshall könne das Angebot durchaus dazu beitragen, Menschen für politische Themen zu interessieren.

"In unserer Anschlussbefragung sagten sechs bis zehn Prozent der Teilnehmer, dass der Wahl-O-Mat sie zum Wählen motiviert hat - obwohl sie vorher eigentlich nicht an der Wahl teilnehmen wollten."

Immer wieder Kritik am Wahl-O-Mat

Es gibt aber auch Kritik am Wahl-O-Mat. So waren anfangs die Positionen kleinerer Parteien nicht Teil des Tools.

Nach einer Klage musste die Bundeszentrale ab 2008 dann aber alle Parteien in den Vergleich aufnehmen, die zu einer Wahl antreten. Vorher hatte sie sich auf die im Parlament vertretenen Gruppen beschränkt.

Auch der Umgang des Wahl-O-Mats mit politischen Rändern war und ist immer wieder in der Diskussion. Die Standpunkte von extremen Parteien, wie beispielsweise der NPD, sind im schnellen Frage-Antwort-Spiel nur schwer zu erkennen.

Die Bundeszentrale weist auf ihrer Homepage deshalb inzwischen auch genauer auf die wahre Ideologie der Partei hin.

Prinzip kommt gut an - und lässt Wahl-O-Mat-Konkurrenten entstehen

"Man darf die Nutzer auch nicht unterschätzen", sagt Marschall. "Sie sind kritisch, und die Kritik hat über die Jahre eher zugenommen. Das ist für so eine Anwendung durchaus positiv."

Das Prinzip ist aber gleich geblieben, "es scheint immer noch gut anzukommen", sagt Marshall.

Das zeigt sich auch daran, dass es inzwischen zahlreiche Wahl-O-Mat-Konkurrenten gibt, die zum Teil erweiterte Anwendungen anbieten - wie etwa die App "WahlSwiper", die Seite parteivergleich.eu oder Übersichten zu speziellen Themen wie Netz- oder Steuerpolitik.

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