Am 24. September ist Bundestagswahl. Nach jüngsten Umfragen ist rund die Hälfte der Wähler noch unentschlossen, welche Partei sie wählen soll. Die Wahl-Swiper-App könnte hierbei Abhilfe schaffen. Mit dem Tinder-Prinzip soll die Entscheidung gelingen - unserer Redakteur hat die App getestet.
Rund die Hälfte der Wähler ist vor der Bundestagswahl jüngsten Umfragen zur Folge noch unentschlossen.
So auch ich. Alle vier Jahre stelle ich mir die Frage: Welche Partei bekommt mein Kreuz? Und alle vier Jahre nehme ich mir vor, die Wahlprogramme der etablierten Parteien zumindest in den Grundzügen durchzugehen.
Doch mal im Ernst: Liest wirklich jemand die kompletten Wahlprogramme durch? Diese haben teilweise den Umfang einer Doktorarbeit. Das Programm der CDU/CSU beispielsweise hat über 70 Seiten, das der SPD sogar über 110.
Das geht einfacher. Der Wahl-O-Mat von der Bundeszentrale für politische Bildung, der Ende August an den Start geht, ist eine gute Alternative, um möglichst einfach und schnell einen Überblick über seinen politischen Standpunkt und eine Hilfe für die Wahlentscheidung zu bekommen.
Noch einfacher soll es mit der Wahl-Swiper-App gehen. Die App, die von dem Berliner Startup Movact entwickelt wurde, soll vor allem junge Menschen ansprechen. Die Bedienung der App funktioniert nach dem Tinder-Prinzip.
In 30 "Ja"-"Nein"-Fragen zur Entscheidung
30 Fragen, die mit einem einfachen "Ja" oder "Nein" zu beantworten sind, sollen mir helfen, die für mich richtige Wahl zu treffen. Ein Wisch mit dem Finger nach links bedeutet "Nein", ein Wisch nach rechts "Ja".
Nach der Beantwortung aller 30 Fragen bekomme ich von der App ein "Top Match" gezeigt. Dieses zeigt mir, mit welcher Partei meine gegebenen Antworten am häufigsten übereinstimmen soll.
Doch funktioniert das auch wirklich?
Gleich die erste Frage hat es in sich: "Soll ein bedingungsloses Grundeinkommen als Ersatz für andere Sozialleistungen eingeführt werden"?
Zu jeder Frage ist in dem Fragebildschirm ein meist 30-sekündiges Erklärvideo eingebettet, das Hintergrundinformationen bieten soll.
Ich wähle meine Antwort und Wische zur nächsten Frage. Themensprung: "Sollte Edward Snowden politisches Asyl gewährt werden?"
Darstellung der Erklärvideos mit Problemen
Erneut bin ich dankbar für das Erklärvideo. Dieses ist in der Regel kurz und knapp gehalten und grafisch unterlegt.
Jedoch fällt auf, dass die Darstellung auf meinem Testgerät (iPhone 6s) nicht ideal ist. Die Bedienleiste des Videos verschwindet teilweise in der äußeren Umrandung des bedienbaren Sichtfeldes.
Lösen kann ich das Problem, indem ich auf den Pfeil zum Vergrößern am rechten Bildrand klicke. Dann erscheint das Video als Vollbild.
So arbeite ich mich von Frage zu Frage. Das Themenspektrum ist äußerst breit gefächert - wie die Themen der Parteien eben.
Fragen wie "Soll eine Vermögenssteuer eingeführt werden?" tauchen genauso auf wie "Sollte es eine gemeinsame Armee der EU-Staaten geben?".
Am Ende der 30 Fragen kann ich auswählen, mit welchen Parteien ich meine Ergebnisse vergleichen will - ähnlich wie es beim Wahl-O-Mat funktioniert.
Auf dem nächsten Bildschirm erscheint dann das Ergebnis. Hierbei wird die Übereinstimmung der gegebenen Antwortet mit denen der ausgewählten Parteien in Prozent angegeben.
Tippe ich auf den Pfeil neben der Prozentangabe werde ich direkt zu den gegebenen Antworten der Partei weitergeleitet. So kann ich deren Antworten direkt mit meinen vergleichen.
Fazit zum Test der Wahl-Swiper-App
Die Wahl-Swiper-App ist ein nützliches Hilfsmittel, um sich mit den politischen Standpunkten vertraut zu machen. Die 30 Fragen geben ein gutes Roundup zu den wichtigsten politischen Themen.
Jedoch sind nicht alle Erklärvideos ausreichend, um Wähler ohne Vorkenntnisse ausreichend aufzuklären. Zudem gibt es hier Abzüge für die teils fehlerhafte Einbettung der Videos.
Mein Ergebnis (ca. 73 Prozent Zustimmung zur SPD) hat mich überrascht, da ich bei den vergangenen Wahlen nicht so ein eindeutiges Ergebnis erzielt habe.
Zudem ist es schade, dass nicht alle Parteien eine Begründung für ihre Antwort mitgeliefert haben.
Die Tatsache, dass es nur "Ja" oder "Nein" als Antwort gibt, halte ich ebenfalls für problematisch. Denn nicht zu jedem Thema habe ich eine zementierte Meinung.
Ich kann die Frage zwar auslassen, jedoch wertet die App dann nur die gegebenen Antworten. Das verfälscht das Gesamtergebnis.
Wahl-Swiper-App reicht nicht aus
Nach Benutzung der App habe ich einen guten Eindruck, welche Themen bei der Bundestagswahl von zentraler Bedeutung sind.
Für eine endgültige Festlegung auf eine Partei reicht die bloße Benutzung der Wahl-Swiper-App nicht aus.
Hier empfehle ich, den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung auch noch zu machen. Auch das "Wahl-Navi" von RTL ist eine Alternative. Oder - für die ganz Interessierten - dann doch die Programme der einzelnen Parteien.
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