Der frühere Verteidigungsminister und ehemalige CDU-Generalsekretär Volker Rühe hat Bundeskanzlerin Angela Merkel scharf für Zugeständnisse an die SPD bei den Koalitionsverhandlungen angegriffen.
Dem Hamburger Magazin "Stern" sagte Rühe: "Merkel hat für die Zukunft der CDU - und darum sollte es ihr mehr gehen als um ihre eigene Gegenwart - desaströs verhandelt!"
Rühe vermisst bei Merkel insbesondere das strategische Denken bei der Besetzung des künftigen Kabinetts.
SPD hat zwei Asse - "Wir haben nicht mal eines!"
"Die SPD hat mit
Der frühere CDU-Vize forderte von Merkel, nun "die wichtigsten Positionen in Kabinett und Fraktionsführung mit potenziellen Kanzlerkandidaten zu besetzen, die aber noch wichtige Erfahrungen brauchen".
Als Kandidaten nannte Rühe explizit die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kamp-Karrenbauer sowie den Parlamentarischen Staatssekretär im Finanzministerium, Jens Spahn, der als Merkel-Gegner gilt.
"Die CDU braucht jetzt ein Zukunftsteam, keine Ergebenheitstruppe", sagte Rühe. "Jeder muss mal aufhören. Wer Nachfolger braucht, der muss auch Talente fördern, die zu Konkurrenten werden können."
Scharf ging Rühe auch mit seiner Partei ins Gericht: "Mein Zorn gilt nicht nur dem Verhalten von
Merkel hatte am Wochenende in der ZDF-Sendung "Berlin direkt" betont, sie habe damals vor ihrer Entscheidung für eine neuerliche Kanzlerkandidatur sehr ausführlich mit der CDU darüber gesprochen, ob es richtig sei, noch einmal für vier Jahre anzutreten. "Das ist damals bejaht worden."
Auch sie selbst habe sich sehr genau geprüft. "Ich glaube schon, dass ich sehr reflektierend darüber immer wieder mir das anschaue." Und deshalb sage sie nun, dass sie vier weitere Jahre im Amt bleiben wolle.
Merkel regiert seit 2005. Bliebe sie volle vier Jahre im Amt, würde sie - mit dann 16 Amtsjahren - mit Helmut Kohl gleichziehen, der bisher am längsten als Kanzler in Deutschland regiert hat.
Koch: Merkel soll ihre Nachfolge regeln
Vor Volker Rühe hatte bereits der ehemalige hessische CDU-Ministerpräsident Roland Koch Merkel aufgefordert, ihre Nachfolge zu regeln.
"Die Parteiführung, und eben auch die Vorsitzende Angela Merkel, schulden den Wählern eine Antwort auf die Frage, welches die nächste Generation ist, die Verantwortung übernimmt", sagte Koch der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" am Montag.
Er hält es nicht für sinnvoll, mit einem Wechsel an der Parteispitze bis zur nächsten Wahl zu warten. FDP-Generalsekretärin Nicola Beer meinte im Kurznachrichtendienst Twitter: "Glaubt Merkel noch immer ernsthaft, dass sie das alleine entscheiden kann."
Mit Blick auf scharfe interne Kritik hatte Merkel den Verlust von Ressorts wie das des Finanzministeriums an die SPD verteidigt.
"Wir haben sicherlich als CDU einen Preis bezahlt für eine stabile Regierung", sagte Merkel. "Das ist schmerzlich mit dem Finanzminister."
Ein Scheitern der Verhandlungen über eine große Koalition wegen der Ministerien sei aber "nicht verantwortbar" gewesen. © dpa
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